Platz 1 und 2 beim EuroTeQaThon 2025
Challenge accepted: Wie Studierende globale Probleme anpacken
Wie können Kleinbauern im ostafrikanischen Uganda ihr frisches Obst und Gemüse transportieren, ohne dass es bei 35 Grad im Schatten verdirbt? Diese Frage treibt Jakob Hirschfeld, Qiuyi Dong und Ziwei Shi an. Die drei TUM-Studierenden bilden das Team BioThermoBox und finden eine einfache, clevere Antwort, die ihnen beim EuroTeQaThon 2025 den ersten Platz in ihrer Gruppe sichert.
In Zusammenarbeit mit der ugandischen NGO Tukule Foundation entwerfen sie ein Konzept für eine mobile Kühlbox aus recycelten Bananenfasern – nachhaltig, langlebig und lokal produzierbar. Damit wollen sie Landwirte unterstützen, die durch Hitze und mangelhafte Verpackungen erhebliche Teile ihrer Ernte verlieren. Eine Umfrage mit lokalen Akteurinnen und Akteuren hilft dem Team dabei, die Bedürfnisse vor Ort besser zu verstehen. „Die Idee ist Schritt für Schritt gewachsen“, erzählt Qiuyi Dong. „Es war spannend zu sehen, wie daraus etwas entsteht, das wirklich funktionieren könnte.“
Lernen mit echtem Impact: von Uganda bis München
16 Teams starteten dieses Jahr an der TUM in die Collider-Phase, acht davon qualifizierten sich für das lokale Finale. Dort wählte die Jury das Team EnviroLink für das Entrepreneurship Bootcamp an der renommierten IESE Business School in Barcelona aus – ein echtes Sprungbrett, um ihr Projekt mit internationaler Unterstützung weiterzuentwickeln und vielleicht sogar den Grundstein für ein Start-up zu legen. Drei Teams schafften den Sprung ins europäische Abschlussevent in Eindhoven – neben dem Siegerteam auch die Zweitplatzierten BRIQ und das Projekt Mobility for Offliners.
BRIQ arbeitete ebenfalls mit der Tukule Foundation zusammen – an einem energieeffizienten Carboniser. Dieses Gerät verwandelt landwirtschaftliche Abfälle in Biochar, auch bekannt als Pflanzenkohle. Biochar verbessert die Bodenqualität, speichert CO₂ und lässt sich zu Briketts aus Holzkohle weiterverarbeiten. Es fördert eine nachhaltigere Holzkohleproduktion mit einer Technologie, die für Kleinbauern günstig und praktikabel ist.
Das Team Mobility for Offliners engagierte sich in der Gemeinde Eching bei München. Seine Mission: bessere Mobilitätslösungen für Seniorinnen und Senioren. Ihr Ansatz verbindet klassische Informationsmittel mit digitaler Koordination und persönlicher Begleitung: Individuell gestaltete Karten, gut sichtbare Infotafeln und gemeinsame Ausflüge sollen älteren Menschen dabei helfen, sich sicher im öffentlichen Nahverkehr zurechtzufinden – ganz ohne Smartphone.
Gemeinsam weiterdenken – über Ländergrenzen hinweg
Drei sehr unterschiedliche Projekte – und doch verbindet sie viel: der Mut, komplexe Probleme anzugehen. Der Wille, gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten. Und die Erfahrung, dass gute Lösungen nur im Team entstehen. „Ich weiß nun, wie wichtig Kommunikation in der interkulturellen Zusammenarbeit ist“, bemerkt Qiuyi Dong.
Denn genau davon leben die Projekte: vom Austausch über Fachgrenzen, Kulturen, Sprachen – und sogar Kontinente hinweg. Sie entstehen im Dialog mit externen Partnern wie Start-ups, NGOs oder Gemeinden und orientieren sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.
Für BioThermoBox und andere Teams war der Wettbewerb nur der Anfang: „Wir wollen nun prüfen, wie wir einen Prototyp vor Ort in Uganda testen können“, erklärt Jakob Hirschfeld, „Dazu werden wir mit Studierenden in Uganda zusammenarbeiten, um eine wirklich passende Lösung zu entwickeln.“
Challenge-Based-Learning im EuroTeQ-Netzwerk
Der EuroTeQ Collider ist eine Challenge-Based-Learning-Initiative der EuroTeQ Engineering University – einem Verbund technischer Universitäten aus acht europäischen Ländern. An der TUM steuert ihn die Junge Akademie. Höhepunkt ist der EuroTeQaThon: der europäische Abschlusswettbewerb, bei dem die besten Teams jedes Jahr ihre Innovationen präsentieren. „Es war inspirierend, so viele internationale Studierende und ihre Challenges kennenzulernen. Eine einmalige Erfahrung, die ich jedem wünsche“, so Jakob Hirschfeld.
Angela Wester, Referentin für den EuroTeQ Collider an der TUM, bringt den Kerngedanken des Formats auf den Punkt: „Der Weg der Studierendenteams zeigt, wie aus Challenge-Based Learning nachhaltige Netzwerke entstehen – nicht nur des Wissens, sondern auch von Menschen, gemeinsamen Zielen und dem Potenzial Europas.“ Ihre Kollegin Diane Baumer, verantwortlich für EuroTeQ Start-Ups, betont: „Dabei entwickeln die Studierenden Schlüsselkompetenzen, um gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“
Technische Universität München
- Natalie Neudert
- natalie.neudert@tum.de