• 22.4.2013

Internationale Alleinstellung für Bayern:

Getränkewissenschaftliches Forschungszentrum der 
TU München eröffnet

Ein Forschungsneubau, der für Bayern international Alleinstellungsmerkmale sichert, wurde seiner Bestimmung übergeben: Das „Internationale Getränkewissenschaftliche Zentrum Weihenstephan“ (iGZW) am TUM-Standort Freising-Weihenstephan verbindet in hochinstallierten Laboratorien die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Expertisen der modernen Getränkewissenschaften. Weltweit einmalig, bildet das Forschungszentrum die gesamte Prozesskette der Getränkeforschung ab – von den molekularbiologischen Grundlagen über biotechnologische Verfahren bis hin zum fertigen Produkt.

Bei der Eröffnung des Internationalen Getränkewissenschaftlichen Zentrums: TUM-Vizepräsident Prof. Thomas Hofmann, TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann, Dieter Soltmann, ehem. Mitglied des TUM-Hochschulrats und ehem. Aufsichtsratsvorsitzender der Spaten-Franziskaner-Bräu, Dr. Wolfgang Heubisch, Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Prof. Alfons Gierl, Dekan der Fakultät Weihenstephan (v. li. n. re.).
Bei der Eröffnung des iGZW: TUM-Vizepräsident Prof. Thomas Hofmann, TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann, Dieter Soltmann, ehem. Mitglied des TUM-Hochschulrats und ehem. Aufsichtsratsvorsitzender der Spaten-Franziskaner-Bräu, Dr. Wolfgang Heubisch, Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Prof. Alfons Gierl, Dekan der Fakultät Weihenstephan (v. li. n. re.). (Foto: A. Heddergott/TUM)

Aufgrund der zentralen wissenschaftlichen Bedeutung beteiligt sich der Bund zu 50 Prozent an der Finanzierung, die 22 Millionen Euro umfasst. Die vom Wissenschaftsrat befürwortete Forschungsprogrammatik der TUM kann künftig auf einer Nutzfläche von 4200 Quadratmetern umgesetzt werden. Die TUM selbst hat rund 1 Million Euro zur apparativen Ausstattung beigesteuert. Der Forschungsneubau basiert auf dem von Präsident Herrmann initiierten Konzept vom 14. März 2008.

„Mit dem Forschungsneubau setzt die TUM ihr internationales Markenprofil in der Brau- und Getränkewissenschaft in eine neue Zukunft fort,“ sagt TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann. „Die Forschungsprogrammatik führt die fachlichen Kernkompetenzen mehrerer Lehrstühle interdisziplinär zusammen, und sie nutzt das fruchtbare Umfeld der Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften am TUM-Standort Weihenstephan. 

Das neue Zentrum hat den Zweck, naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Forschungskulturen an einer gemeinsamen Zielsetzung, dem Getränk als innovativem Lebensmittel, miteinander zu verbinden.“ Die Nachfrage nach funktionellen, mit gesundheitsrelevanten Inhaltsstoffen angereicherten Getränken und Lebensmitteln, so der Präsident, seien eine Herausforderung für die Forschung in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Der Freistaat Bayern habe die Initiative aufgenommen und am lebenswissenschaftlichen Standort Weihenstephan jetzt ein neues Glanzlicht gesetzt.

Reformergebnis

Der Forschungsneubau ist ein sichtbares Ergebnis der vor 15 Jahren begonnenen Reformpolitik der TU München für ihren wichtigen lebenswissenschaftlichen Campus Weihenstephan. Diese Entwicklung hat nicht nur die moderne Zentralbibliothek ergeben, sondern auch den Neubau „Ernährungs- und Lebensmittelforschung“ und die Verlagerung der Lebensmittelchemie mitsamt Erweiterung um zwei Lehrstühle von Garching nach Weihenstephan. Einschließlich des „Hans Eisenmann-Zentrums für Agrarwissenschaften Weihenstephan“, das demnächst eröffnet wird, wurden in die Strukturreform rund 150 Millionen Euro an Infrastrukturmaßnahmen investiert. 

Gebündeltes Know-how für innovative Getränke 

Im neuen Gebäude werden die Lehrstühle für Systemverfahrenstechnik und Technische Mikrobiologie sowie Forschergruppen des Lehrstuhls für Brau- und Getränketechnologie untergebracht. Außerdem wird das Bavarian Biomolecular Mass Spectrometry Center (BayBioMS) hier seinen Platz finden, dessen Schwerpunkt die Protein- und Metabolitenanalytik bildet. 

Mit ersten innovativen Getränken sind die TUM-Wissenschaftler bereits am Start. „Im iGZW setzen wir unsere Arbeiten zur Entwicklung einer ‚Kefirade’ fort“, erklärt Rudi Vogel vom Lehrstuhl für Technische Mikrobiologie. „Die Grundlage dieses Erfrischungsgetränks bildet der Wasserkefir, ein Verbund verschiedener Mikroorganismen.“ Auf der Agenda stehen auch die Haltbarkeit und Sicherheit von Getränken: Der Lehrstuhl arbeitet an Nachweisverfahren für mikrobielle Verunreinigungen und an der Aufklärung der molekularen Mechanismen, die zu Verderb und Fehlprodukten führen.

Weiterentwicklung von Verfahrenstechniken

Der Lehrstuhl für Brau- und Getränketechnologie befasst sich im iGZW mit der Entwicklung neuartiger malzbasierter Getränke. „Die Grundlage dafür sind veränderte Fermentationsverfahren“, erläutert Lehrstuhlinhaber Prof. Thomas Becker. „Wir erforschen insbesondere den Einfluss dieser Prozesse auf Aromastoffe und die Geschmacksstabilität“. 

Zudem  erproben die Wissenschaftler die Verwendung von energiereichem Biertreber, einem Restprodukt der Bierherstellung, als Zutat von Getränken und Lebensmitteln. Weitere Forschungsschwerpunkte des Lehrstuhls bilden die Optimierung von Gär- und Reifungsprozessen beim Bier und neue Verfahren für das Hefemanagement.

Der Lehrstuhl für Systemverfahrenstechnik von Prof. Heiko Briesen erforscht rechnergestützte Modelle, mit denen sich die Prozesse in der Getränkeherstellung grundlegend darstellen lassen. „Anhand von Simulationen untersuchen wir zum Beispiel, wie der Abbau von Stärke beim Maischen abläuft“, so Briesen. In einem anderen Projekt analysieren die Wissenschaftler die Filtrationsvorgänge bei der Bierherstellung.

Stoffanalyse für Design und Geschmacksoptimierung

Die Eigenschaften eines Getränks werden durch die Inhaltsstoffe und durch das Herstellungsverfahren bestimmt. Der Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik von Prof. Thomas Hofmann untersucht am iGZW, welche Moleküle für die biologische Wirkung und für den Geschmack von Getränken wie Kaffee, Bier, Wein oder Orangensaft verantwortlich sind. 

Gemeinsam mit Prof. Bernhard Küster (Lehrstuhl für Proteomik und Bioanalytik) leitet Hofmann das BayBioMS im iGZW. „Mit massenspektrometrischen Analysen können wir die molekulare Zusammensetzung von Getränken ermitteln und die Herstellungsverfahren überwachen“, erklärt Küster. „Sind diese Stoffe bekannt, kann man direkt Einfluss auf das Design der Getränke nehmen.“

Pressemitteilung: TU München setzt auf ganzheitliches Konzept der Lebensmittelwissenschaften

 

 

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