• 24.11.2014

Studie zeigt, wie Moderatoren wirken und wie sie idealerweise sein sollten

Welche Eigenschaften braucht ein Fernsehmoderator?

Mehr als drei Stunden verbringen Deutsche täglich vor dem Fernseher. Doch wie nehmen sie eigentlich die Personen wahr, denen sie in Nachrichtensendungen, Shows oder Polittalkrunden begegnen? Und wie würde ihr ­Wunsch­mo­de­ra­tor­ sein? Wissenschaftler der Technischen ­Uni­ver­si­tät­ München (TUM) haben jetzt herausgefunden, dass Moderatoren und Moderatorinnen unabhängig vom Sendeformat als relativ kompetent, sympathisch und glaubhaft wahrgenommen werden – und dass das auch die wichtigsten Eigenschaften eines idealen Moderators sein sollten.

TUM-Wissenschaftler befragten über 1000 Studienteilnehmer, um unter anderem herauszufinden, wie Moderatorinnen und Moderatoren auf ihre Zuschauer wirken. (Foto: IvicaNS / Fotolia.com)
TUM-Wissenschaftler befragten über 1000 Studienteilnehmer, um unter anderem herauszufinden, wie Moderatorinnen und Moderatoren auf ihre Zuschauer wirken. (Foto: IvicaNS / Fotolia.com)

Mit ihrem Team befragte Prof. Isabell Welpe, Inhaberin des TUM-Lehrstuhls für Strategie und Organisation, über 1000 Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, welches Idealbild sich die Zuschauer als Moderatorinnen und Moderatoren wünschten und welche Kompetenzen und Eigenschaften diese mitbringen sollten. Die Ergebnisse zeigten: Der ideale Moderator sollte unabhängig vom Sendeformat kompetent, durchsetzungsstark, sympathisch und glaubhaft sein – vor allem aber männlich.

Das galt besonders für Moderatoren von Sportsendungen, der zudem noch emotional und humorvoll sein sollten. Diese beiden Eigenschaften standen auch auf der „Wunschliste“ für Moderatoren von Unterhaltungsshows, während sie für Polittalks und Nachrichtensendungen eine geringere Rolle spielten. Auf die Frage, welche Eigenschaften eine „Traummoderatorin“ mitbringen sollte, nannten die Teilnehmer der Studie zusätzlich zu den allgemeinen Eigenschaften, wie zum Beispiel Kompetenz, noch Leidenschaft, Kultiviertheit und Friedlichkeit.

Aber obwohl mehr Befragte den idealen Moderator für männlich hielten, spielte das Geschlecht bei der Bewertung einer Sendung meist keine Rolle. In den Augen der Studienteilnehmer beeinflusste es die Qualität einer Sendung nicht, ob weibliche oder männliche Moderatoren durch Sport-, Politik- oder Nachrichtensendung führten. Eine Ausnahme bildete hier die Unterhaltungsshow – die Studienteilnehmer bewerteten Sendungen mit männlichen Moderatoren positiver.

Jung, kompetent, humorvoll – wie wirken Moderatoren?

Die Wissenschaftler wollten darüber hinaus wissen, wie Zuschauer bekannte Moderatorinnen und Moderatoren wahrnehmen. Die Teilnehmer bekamen deshalb jeweils Bilder von vier Moderatorinnen und vier Moderatoren aus vier unterschiedlichen Formaten gezeigt. Es handelte sich dabei um Nachrichtensprecher/innen, Moderator/innen von politischen Diskussionsrunden, Showmaster/innen und Sportmoderator/innen. Die Studienteilnehmer sollten dann unterschiedliche Eigenschaften wie Kompetenz, Humor, Glaubhaftigkeit oder Attraktivität den Personen zuordnen.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass männliche Moderatoren signifikant kompetenter, sympathischer, glaubhafter und humorvoller eingeschätzt wurden als Moderatorinnen – und damit dem Idealbild schon sehr nahe kommen. Moderatorinnen wirkten attraktiver und jünger als ihre männlichen Kollegen. „Wir konnten zeigen, dass die allgemein wahrgenommenen Geschlechtsunterschiede besonders stark bei Unterhaltungsshows ausgeprägt waren“, ergänzt Isabell Welpe.

„Unsere Studie zeigt, dass in der deutschen Medienlandschaft geschlechtsspezifische Stereotypen leider noch immer eine sehr große Rolle spielen. Es ist deshalb auch Aufgabe der Medien diese Rollenklischees – auch bei der Wahl von Sendungsart und -themen – immer weiter aufzubrechen“, fasst Welpe zusammen.

Die Studie wurde vom Fernsehsender sky mitgefördert.


Publikation
Keynote-Lecture im Rahmen der Medientage München: „Frauen in Männerdomänen – Anerkannte Expertinnen oder nur Alibi-Funktion?“, 23. Oktober 2014.


Kontakt
Prof. Dr. Isabell Welpe
Technische Universität München
Lehrstuhl für Strategie und Organisation
T: +49 89 289 22731
welpespam prevention@tum.de
www.strategie.wi.tum.de

Technische Universität München

Corporate Communications Center

Aktuelles zum Thema

HSTS