• 2.6.2017

Was sind Anreize für Taiwans Landwirte, umweltfreundlicher zu produzieren?

Bio-Label im Tausch gegen weniger Chemie auf dem Reisfeld

Am Gelde hängt doch nicht alles: Taiwanesische Reisbauern würden umweltfreundlicher produzieren, wenn sie ein Nachhaltigkeitssiegel für ihre Produkte bekämen. Für ein solches Siegel akzeptieren sie sogar geringere Ausgleichszahlungen für die Düngemittelreduktion. Dies belegt eine Studie der Technischen Universität München (TUM) am Lehrstuhl für die Produktions- und Ressourcenökonomie landwirtschaftlicher Betriebe. Für die Arbeit wurden Anreize untersucht, die zu Agrarumweltmaßnahmen wie etwa nachhaltigeren Anbaumethoden führen.

Die Wissenschaftler befragten Reisbauern, weil Reis eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel weltweit ist. (Foto: Fotolia/ ivychuang1101)
Die Wissenschaftler befragten Reisbauern, weil Reis eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel weltweit ist. (Foto: Fotolia/ ivychuang1101)

Auf dem Weg zu hohen Ernteerträgen werden in asiatischen Ländern oftmals in exzessiver Art und Weise chemische Düngemittel eingesetzt – sehr zu Lasten der Umwelt. Denn es führt zu hohen Stickstoffeinträgen im Grundwasser, was nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstellt, sondern auch Flora und Fauna in Mitleidenschaft zieht. Zugleich trägt Stickstoff zu einem Verlust der Biodiversität bei und steigert den Klimawandel. Intensive Düngegaben beim Reisanbau haben bereits zu einem hohen Verlust der Arten in Asien, Australien, West-Europa, Nord- und Südamerika geführt.

Problem der Überdüngung in asiatischen Ländern

Darüber erklärt sich das weit verbreitete Problem der Überdüngung von China und Süd-Korea über Vietnam bis Taiwan. Für die Studie vom Lehrstuhl für die Produktions- und Ressourcenökonomie landwirtschaftlicher Betriebe der Technischen Universität München hat ein Team um Prof. Johannes Sauer untersucht, welche Anreize es braucht, damit Landwirte weniger chemische Düngemittel verwenden.

Bislang gibt es hauptsächlich wissenschaftliche Studien, die sich mit technologischen Möglichkeiten des reduzierten Düngemitteleinsatzes befassen. Doch wie steht es um die Bereitwilligkeit der Farmer und die dafür notwendigen Voraussetzungen?

Die Studienautoren entschieden sich für eine Erhebung unter Reisbauern, weil Reis eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel weltweit ist. Die Daten für die Auswertung wurden in einem „Wahl Experiment“ (engl. discrete choice experiment) unter rund 300 Reisfarmern erhoben. Sie konnten unter acht hypothetischen Alternativen wählen, die jeweils mehrere Varianten enthielten. Dies geschah mehrfach, um zu verstehen, was von den Landwirten am ende bevorzugt werden würde.

Nachhaltigkeitslabel hat hohen Stellenwert für Landwirte

„Die von unserem Team befragten taiwanesischen Landwirte stehen einem Nachhaltigkeitslabel sehr wertschätzend gegenüber, weil dem Konsumenten mitgeteilt wird, dieses Produkt wurde umweltfreundlich hergestellt“, sagt Prof. Sauer zum Ergebnis  – „das Siegel ist ihnen wichtiger als eine finanzielle Kompensation. Das ist nicht nur für den Landwirt, sondern ebenso für Steuerzahler und Konsumenten positiv.“ Faktoren, die die Wahl beeinflusst hätten, so die Studienautoren, sei die Aussicht auf einen höheren Profit durch das Bio-Label, aber auch das Selbstbild des Bauern.

Die Studie soll Politiker nun darauf hinweisen, wie sie Anreize schaffen könnten, um die Verwendung von Agrochemikalien zu reduzieren. Eine der Studienautorinnen steht bereits beratend in Kontakt mit Entscheidern der taiwanesischen Agrarpolitik.

Publikation:

Sheng-Han-Erin Chang, David Wuepper, Alois Heissenhuber, Johannes Sauer: Investigating rice farmers’ preferences for an agri-environmental scheme: Is an eco-label a substitute for payments? - Land Use Policy 64, 2017. DOI: https://doi.org/10.1016/j.landusepol.2017.03.014      

Kontakt:

Prof. Dr. Johannes Sauer
Technische Universität München
Lehrstuhl für die Produktions- und Ressourcenökonomie landwirtschaftlicher Betriebe
Tel: +49 (8161) 71 – 4008
E-Mail: jo.sauerspam prevention@tum.de

Technische Universität München

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