• 9.1.2019

Datenanalyse liefert Prognose zu neuem Handball-Weltmeister

Der Uni-Tipp zur Handball-WM 2019

Am 10. Januar startet die Handball-WM der Männer in Deutschland und Dänemark. Der neue Weltmeister steht am 27. Januar fest. Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM), der TU Dortmund und der Ruhr-Universität Bochum haben allerdings schon jetzt errechnet, wer ihrer Ansicht nach das Turnier für sich entscheiden wird. Für die Prognose nutzten sie ein statistisches Verfahren aus der Epidemiologie.

Eine Hand hält einen Handball.
Am 10. Januar beginnt die Handball-WM in Deutschland und Dänemark. (Bild: iStock.com / imagean)

Laut der Analyse werden Frankreich, Kroatien, Dänemark und Ungarn die vier Vorrundengruppen gewinnen. Dänemark wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 41,2 Prozent Weltmeister; die Wahrscheinlichkeiten für einen Triumph von Frankreich und Kroatien liegen bei 18,4 und 9 Prozent. Die Chancen auf einen deutschen Gesamtsieg sieht das Modell bei 6,4 Prozent.

Datenanalysen sind mittlerweile beliebt im Sport, unter anderem für das Scouting oder, um Wettquoten zu bestimmen. Die Buchmacher sehen derzeit vor allem Dänemark und Frankreich als Favoriten auf den Handballtitel – wie das wissenschaftliche Modell auch. Das Team um Prof. Dr. Andreas Groll vom Dortmunder Lehrstuhl für Datenanalyse und Statistische Algorithmen erstellte es zusammen mit dem Dortmunder Absolventen Jonas Heiner, dem Bochumer Handballfachmann Jörn Uhrmeister und Dr. Gunther Schauberger vom Lehrstuhl für Epidemiologie an der TUM.

Verfahren aus der Epidemiologie

Der Algorithmus, den die Wissenschaftler anwendeten, ist ähnlich zu dem Verfahren für die Vorhersage von Epidemien. Nach Bekanntgabe der vorläufigen 28er-Kader für die Handball-WM modellierten sie den Verlauf des Turniers und simulierten dafür Hunderttausende von unterschiedlichen Spielausgängen; für jeden Ausgang errechneten sie eine Wahrscheinlichkeit. „In jeder einzelnen Simulation wurde jedes Spiel der Gruppenphase gemäß des Modells prognostiziert“, erklärt Gunther Schauberger. „Darauf aufbauend haben wir den weiteren Turnierverlauf bis zum Weltmeister vorhergesagt.“

In das Modell gingen zahlreiche Faktoren ein: die Körpermaße der Spieler, die Anzahl der Spieler, die in der vergangenen Saison das Finale der Champions League oder des Europapokals erreichten, die Tatsache, ob es Gruppen von nominierten Spielern aus dem gleichen Verein gibt, die vermeintlich gut eingespielt sind, die Stärke der nationalen Liga, die Anzahl an Spielern, die im Ausland tätig sind, und deren Spielniveau, der Platz in der Weltrangliste; die Wertigkeit des Kontinentalverbandes, zu dem eine Nation gehört, Landespopulation und Bruttoinlandsprodukt, der Heimvorteil der beiden Gastgebernationen, Alter und Amtszeit des Trainers sowie seine Herkunft im Vergleich zur betreuten Nation.

Weniger Zufall als beim Fußball

Ein Teil des Teams hatte mit dieser Methodik bereits Prognosen für die vergangenen beiden Fußball-Weltmeisterschaften erstellt; ähnliche Vorhersagen für Handballturniere hatte es bislang jedoch nicht gegeben. „Im Handball spielt der Zufall eine geringere Rolle als im Fußball“, sagt Jörn Uhrmeister. „Da es mehr zählbare Ereignisse, also mehr Tore gibt, setzt sich in der Regel der Favorit durch.“ Folglich müsse es leichter sein, einen Handball-Weltmeister als einen Fußball-Weltmeister vorherzusagen. „Allerdings“, so Uhrmeister weiter, „ist natürlich noch unklar, welche Spieler sich verletzen werden, ob ein einzelner Spieler besonders in Erscheinung treten kann oder ob sich eine Mannschaft in einen Rausch spielen wird.“ Möglich sei es auch, dass die Methode zu stark auf einzelne Variablen ausgerichtet sei.

Besonders kniffelig ist es laut Jörn Uhrmeister, für Duelle zweier europäischer Nationen vorherzusagen, wer sich durchsetzen wird: „Handball ist außerhalb Europas nur in wenigen Ländern populär, und so spielen auch die dortigen Kontinentalverbände hinter dem europäischen Verband eine nachgeordnete Rolle“, sagt er. Erst ein einziges Mal konnte eine nicht-europäische Nation bei einem großen Turnier einen Medaillenplatz belegen, als Katar bei der WM im eigenen Land 2015 Dritter wurde.

Publikation:

Mehr Informationen:

Nach Bekanntgabe der finalen 16er-Kader werden die Forscher die Analyse erneut basierend auf diesen Daten durchführen; die Ergebnisse werden ab Montag, 14. Januar 2019, auf der Website der TU Dortmund bereitgestellt.

Kontakt:

Dr. Gunther Schauberger
Technische Universität München
Lehrstuhl für Epidemiologie
gunther.schaubergerspam prevention@tum.de

Technische Universität München

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