• 4.9.2023
  • Lesezeit: 5 Min.

Die neue UB-Leiterin Caroline Leiß im Porträt

Bibliothekarin mit Begeisterung

Mit mehr als zwei Millionen gedruckten und elektronischen Medien und 1,5 Millionen Besucher:innen jährlich an neun Standorten ist die Universitätsbibliothek (UB) das wissenschaftliche Informationszentrum der TUM. Seit dem 1. Juni 2023 hat die UB eine neue Leiterin: Dr. Caroline Leiß.

UB-Leiterin Caroline Leiß sitzt vor einem Bücherregal Astrid Eckert / TUM
Dr. Caroline Leiß leitet die TUM Universitätsbibliothek.

Den Schreibtisch in ihrem Büro ganz hinten in der Ecke hat Dr. Caroline Leiß umgestellt – sie will sehen, wer zur Türe hereinkommt. Schließlich teilt sie sich ihr Büro mit ihrem Leitungsteam – den meisten Platz nimmt der große, ovale Besprechungstisch ein. An dem sitzt sie oft, denn: „Wir besprechen uns viel.“

Ihr Vorgänger Dr. Reiner Kallenborn ist zum 1. März 2023 in den Ruhestand gegangen. Schon davor, im September 2022, hat sie von ihm die Interimsleitung der TUM-Bibliothek übernommen, und seit 1. Juni macht sie den Job ganz offiziell.

Man muss gerne zuhören und auch reden

Leiterin der Universitätsbibliothek

Wobei Caroline Leiß das Wort „sie“ nicht gerne hört und „ich“ selten in den Mund nimmt. Sie spricht lieber von „uns“ und „dem Führungsteam“. Also fünf Abteilungsleiter:innen, darunter auch ihr Stellvertreter Dr. Christoph Mitscherling als Leiter der Benutzungsdienste, und sie selbst. Und ohne die ungefähr 120 Mitarbeitenden der UB würde sowieso gar nichts gehen – damit die Bibliothek ihre Services anbieten kann, braucht es das Engagement und die Expertise von allen. Der Teamgedanke ist ihr wichtig, ebenso wie der Serviceanspruch. „Wir sind Daten- und ITDienstleister“, betont Leiß.

Mehr Transparenz bei Daten

Daten, das sind im Zusammenhang mit einer Bibliothek in der Regel Metadaten, Forschungsdaten und Zitationsmetriken. Für Daten ist Caroline Leiß Expertin. Sie erklärt gerne und gut, warum man mit bibliometrischen Daten verantwortungsvoll umgehen sollte. Zum Beispiel wegen DORA. Das steht für Declaration on Research Assessment – eine Selbstverpflichtung von Forschungseinrichtungen zum verantwortungsvollen Umgang mit Zitationsmetriken, die die TUM 2022 unterzeichnet hat und jetzt umsetzt.

Gerade bei diesem Thema lässt sich Caroline Leiß nichts vormachen, schließlich hat sie zehn Jahre das Team Bibliometrie geleitet. Aus dem bibliometrischen Alltagsgeschäft wird sie sich jetzt ein Stück weit zurückziehen, dafür fehlt nun die Zeit. „Man muss gerne zuhören und auch reden“, so beschreibt sie ihren Job. Denn Bibliothek, das ist ein Querschnittsthema. Und ein Thema mit und für Menschen.

Sie war die vergangenen Jahre auch Aus- und Fortbildungsleiterin, sie hat die Azubis betreut und sich gefreut, wenn aus den 15-Jährigen nach drei Jahren erwachsene „Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste“ wurden.

Der Trend zu Open Access

Auch bei anderen wichtigen Themen beweist die neue Bibliotheksleiterin ihre Fähigkeit zu klaren Worten. Zum Beispiel bei DEAL. Das Projekt soll Open Access – also den freien Zugang zu Veröffentlichungen – zum Standard im wissenschaftlichen Publizieren machen. Bislang befindet sich immer noch ein wesentlicher Teil der Forschungsergebnisse hinter Bezahlschranken. Zugleich verändern sich die Geschäftsmodelle der Wissenschaftsverlage: Bezahlten Hochschulen früher für immer teurer werdende Abonnements, müssen sie inzwischen mit Unsummen für Publikationskosten rechnen – für Verlage ein lukratives Geschäft. Vor allem für die großen, und das sieht Caroline Leiß kritisch: „Die Big Players, denen gehört die halbe Welt.“ Seit längerem wird deutschlandweit an einem neuen Modell gearbeitet, bei dem Open-Access-Publikationskosten für Hochschulen bezahlbar bleiben und im Gegenzug der freie Zugang zu den Journalen garantiert ist. Für Caroline Leiß muss es endlich eine Lösung geben: „Jetzt können wir als TUM die Zukunft mitgestalten.“

Gestalten liegt ihr, sie arbeitet sich gerne in neue Herausforderungen ein. Zum Beispiel in den Umgang mit Forschungsdaten. Zusammen mit dem Munich Data Science Institute bildet die Universitätsbibliothek seit kurzem den „TUM Research Data Hub“, der Forschende berät, wie sie ihre Daten transparent und zugänglich ablegen können. Dazu gehören Fragen wie „Was macht man mit den Daten nach Abschluss eines Projekts?“. Oder auch die Entwicklung eines Tools, mit dem die an verschiedenen Speicherorten abgelegten Daten einfach abgerufen werden können.

Die Themen gehen an der Universitätsbibliothek jedenfalls nicht aus – und wenn Caroline Leiß mal wieder viele Stunden am Schreibtisch oder Besprechungstisch gesessen ist, dann geht sie gerne von ihrem Büro eine Treppe herunter in die Teilbibliothek Stammgelände. Dort schaut sie dann, wie viele Plätze belegt sind. Ihre Lieblingsbibliothek unter den neun Standorten? „Sie sind alle schön“, ob die Physik mit ihren leuchtend roten Wänden oder die Bibliothek am neuen TUM Campus im Olympiapark mit viel Holz. Sie will auf jeden Fall regelmäßig in Garching und Weihenstephan sein und gelegentlich natürlich auch an weiter entfernten Standorten, zum Beispiel in Straubing.

Von Konstanz nach München

Man spürt förmlich ihre Begeisterung für den Beruf. Dabei hatte sie während ihres Studiums der Slawistik und Germanistik in Tübingen, Berlin und Konstanz das Bibliothekswesen gar nicht im Blick. Doch nach der Promotion fühlte sie sich irgendwann in einer Sackgasse, so wie viele im akademischen Mittelbau, und erfuhr von der Möglichkeit eines Bibliotheksreferendariats mit jeweils einem Praxis- und Theoriejahr. Die Ausbildung hat sie dann in Konstanz und München absolviert, seit 2003 ist Caroline Leiß an der TUM.

Weitere Informationen und Links

Technische Universität München

Corporate Communications Center

HSTS