• 30.3.2023
  • Lesezeit: 4 Min.

EU-Spitzenförderung: Advanced Grants und Proof of Concept Grant für TUM-Forschende

ERC Grants für Projekte aus Ingenieurwissenschaften und Biochemie

Neue Ansätze gegen multiresistente Keime, ein weiches Exoskelett für Menschen mit Lähmungen und Forschung zu einer innovativen Fertigungsmethode: Der Europäische Forschungsrat (ERC) wird künftig drei Projekte von Wissenschaftlern der TUM mit den hochdotierten ERC Advanced Grants fördern. Ein weiteres Projekt wird mit einem ERC Proof-of-Concept Grant gefördert.

Prof. Gordon Cheng Astrid Eckert / TUM
Prof. Gordon Cheng erforscht, wie sich Erkenntnisse aus Robotik und Neurowissenschaften verbinden lassen - für bessere Roboter aber auch, um Menschen zu helfen. Gefördert durch einen ERC Advanced Grant will er jetzt ein Exoskelett für Menschen mit Lähmungen entwickeln.

Forschende an der TUM konnten bislang 185 der renommierten ERC Grants einwerben. Diese werden jedes Jahr in verschiedenen Kategorien vergeben. Die Advanced Grants sind exzellenten etablierten Wissenschaftler:innen  vorbehalten, die in den letzten zehn Jahren Spitzenleistungen vorzuweisen hatten. Sie sind mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert. Zusätzlich zu drei ERC Advanced Grants wird ein Projekt aus der TUM mit einem Proof-of-Concept Grant gefördert. Diese werden an Wissenschaftler:innen und Wissenschaftler vergeben, die prüfen wollen, ob aus ihren ERC-Forschungsprojekten marktfähige Innovationen entstehen können.

Prof. Dr. Nikolaus Adams

Mikrofertigung erlaubt Ingenieur:innen neue Möglichkeiten zur Herstellung kleiner Bauteile und zur Oberflächenbehandlung. Für hochpräzise laser-gestützte Prozesse wird künftig Ultraschnelle Fluiddynamik (UFD) eine wichtige Rolle spielen. Mit ihr lassen sich unkonventionelle Oberflächenstrukturen und Formen generieren, die anders nur schwer zu realisieren sind. UFD wird durch die gezielte Einwirkung hoher thermischer Energie ausgelöst, die zu einer lokalen Störung des Gleichgewichts von Materialien führt. Die anschließende Entspannung in einen neuen Gleichgewichtszustand ist durch hochdynamische Effekte mit extremen lokalen Zustandsänderungen gekennzeichnet. Doch inwieweit lässt sich diese Dynamik gezielt nutzen? Hier setzt das Forschungsprojekt „GENUFASD“ von Prof. Nikolaus Adams an. Zum ersten Mal wird UFD systematisch und mithilfe nicht-empirischer Vorhersagemethoden untersucht. Zum Verständnis der komplexen UFD werden direkte Simulationen sowie neue datengestützte Modelle herangezogen.

Prof. Nikolaus Adams ist Inhaber des Lehrstuhls für Aerodynamik und Strömungsmechanik und Direktor des Munich Institute of Integrated Materials, Energy, and Process Engineering (MEP). 2015 wurde bereits sein Forschungsprojekt NANOSHOCK mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.

Prof. Dr. Gordon Cheng

Vor neun Jahren eröffnete ein Querschnittsgelähmter mithilfe eines steifen Exoskeletts die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Schon damals war Gordon Cheng im Rahmen des Projektes „Walk Again“ an der Entwicklung dieser Technologie beteiligt. Im Forschungsprojekt STROLL (dt. Spaziergang) liegt das Ziel des Professors für Robotik und Neuroingenieurwesen nun darin, Menschen nach einem Schlaganfall oder Verletzungen der Wirbelsäule mithilfe eines nicht-rigiden Exoskeletts das Laufen wieder zu ermöglichen. „Stellen Sie sich eine Hose vor, die sich wie eine übliche Kleidung anfühlt, allerdings leistungsfähige Aktuatoren und Sensoren enthält“, erläutert Cheng. Die Herausforderungen im Forschungsprojekt „SofT-exoskeleton to RestOre Locomotion“, kurz STROLL, liegen darin, ein weiches Exoskelett für Menschen zu entwickeln, deren untere Extremitäten teilweise oder vollständig gelähmt sind und Anwendungsbeispiele zu definieren und zusammen mit Patienten zu erproben.

Prof. Gordon Cheng ist Inhaber der Lehrstuhls für Kognitive Systeme, Ko-Direktor des Elitenetzwerkstudiengangs Neuroingeneering und Principal Investigator des Munich Institute of Biomedical Engineering (MIBE).

Prof. Dr. Stephan Sieber

Immer mehr Krankheitserreger entwickeln erfolgreich Abwehrmechanismen gegen bisher wirksame Medikamente. Laut der Weltgesundheitsorganisation stellen diese multiresistenten Keime, zu denen vor allem Bakterien gehören, eine globale Bedrohung dar. Im Projekt „Breaking resistance of pathogenic bacteria by chemical dysregulation“ (breakingBAC) suchen Prof. Stephan Sieber und sein Team nach neuen Wegen, schädliche Bakterien auszuschalten. Bisherige Antibiotika greifen vor allem eine limitierte Anzahl bakterieller Enzyme an und blockieren diese. Die Forschenden der TUM wollen dagegen neue bakterielle Protein-Angriffsziele suchen und dabei deren Funktion mithilfe von selbstentwickelten Molekülen so beeinflussen, dass diese aktiv sich selbst oder andere wichtige Prozesse im Stoffwechsel der Mikroorganismen zerstören.  

Prof. Stephan A. Sieber ist Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie II an der School of Natural Sciences der TUM. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er 2010 einen ERC Starting Grant sowie 2016 einen ERC Consolidator Grant.

Proof of Concept Grant: Prof. Dr. Xiaoxiang Zhu

Lebensmittelknappheit ist eine zunehmende Bedrohung für die Bevölkerung in vielen Teilen der Erde. Eine qualifizierte Einschätzung der Lage und Ableitungen daraus sind daher unerlässlich, um die Lebensmittelsicherheit in den betroffenen Gebieten sicherzustellen. Mit ihrem Forschungsprojekt „EO4FoodSecurity“ möchte Prof. Dr. Xiaoxiang Zhu Daten aus der Erdbeobachtung und frei zugänglichen Quellen nutzen, um Erdregionen beim Thema Lebensmittelsicherheit besser einschätzen zu können. Expertise schöpft die Geodätin auch aus ihrem vorangegangen ERC Starting Grant Projekt „S02Sat“, in dem Sie durch neuartige Kartierverfahren Rückschlüsse auf die globale Verteilung der Bevölkerung schließen konnte. Zur Auswertung der Daten soll unter anderem auch KI bei der Auswertung von Satellitenbildern zum Einsatz kommen.

Xiaoxiang Zhu ist Inhaberin des Lehrstuhls für Signalverarbeitung in der Erdbeobachtung der TUM und erhält mit „EO4FoodSecurity“ ihren zweiten ERC Proof-of-Concept Grant. Darüber hinaus wurde ihre Forschung mit einem ERC Starting Grant geförtert.

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