• 19.4.2016

Studis unterstützen Flüchtlinge:

„Es fühlt sich gut an, helfen zu können“

Mehr als nur Nachbarn sein: Das wollen Marwin Gihr und Philipp Barabas. Zusammen mit anderen engagieren sich die Studenten für die Flüchtlinge einer Unterkunft im Münchner Norden. Sie selbst wohnen in der Nähe, in einem Studentenwohnheim an der Dülferstraße. Im TUMstudinews-Interview erzählen die beiden, wie sie die Menschen bei ihrem Start in Deutschland unterstützen.

Sport, Deutschkurse, Musik, Ausflüge und Kochen: Philipp Barabas (links) und Marwin Gihr engagieren sich für die Flüchtlinge einer Unterkunft nahe ihres Studentenwohnheims. (Foto: Maren Willkomm)
Sport, Deutschkurse, Musik, Ausflüge und Kochen: Philipp Barabas (links) und Marwin Gihr engagieren sich für die Flüchtlinge einer Unterkunft nahe ihres Studentenwohnheims. (Foto: Maren Willkomm)

Marwin, Du bist Initiator der Helfer-Gruppe aus dem Studentenwohnheim. Wie kam es dazu, dass Ihr Euch hier engagiert?

Marwin: Als irgendwann im November feststand, dass hier in unmittelbarer Nachbarschaft zu meinem Wohnheim eine Unterkunft entstehen soll, wusste ich, dass ich mich für die Flüchtlinge engagieren möchte. Über unsere Wohnheim Facebook-Gruppe habe ich Mitstreiter gesucht und über 20 Kommilitonen gefunden, die sich auch für die Menschen einsetzen wollen. Vor einigen Wochen sind die ersten Flüchtlinge hier eingezogen und wir sind quasi von Anfang an dabei.

Kann sich denn jeder einfach so in einer Flüchtlingsunterkunft engagieren?

Marwin: Ja! Die zuständigen Behörden sind sogar sehr froh über freiwillige Helfer. Denn die Verantwortlichen können sich ja nur um den Papierkram kümmern. Für alles andere braucht es engagierte Bürger, die den Flüchtlingen im Alltag zur Seite stehen. Bei mir war der Anfang etwas holprig: Als ich per Email Kontakt zu den Verantwortlichen gesucht habe, kam lange Zeit keine Antwort, weil die Behörden überlastet waren. Auf einer Flüchtlingsmesse habe ich dann eine Diakonie- Verantwortliche persönlich kennengelernt und plötzlich war die „Zusammenarbeit“ völlig unkompliziert.

Wie sieht Euer Engagement für die Flüchtlinge konkret aus?

Philipp: Wir haben fünf Gruppen, die sich jeweils um ein Themengebiet kümmern, darunter sind Sport, Deutschkurse, Musik, Ausflüge und Kochen. In meiner Gruppe bieten wir zum Beispiel pro Woche 15 verschiedene Deutschkurse an, in denen wir zu zweit mit den Flüchtlingen die Basics der deutschen Sprache lernen. Wir halten immer Kontakt mit unserer Ansprechpartnerin von der Diakonie. Letztlich haben wir aber freie Hand, wie wir unsere Kurse gestalten möchten, und dabei müssen wir auch viel improvisieren, denn es gibt keine festen Klassen und unsere „Schüler“ wechseln immer.

Marwin: Meine Gruppe "Sport" trifft sich zweimal die Woche zum Fußballspielen mit den Flüchtlingen. Im Moment bolzen wir noch auf einem öffentlichen Platz hinter dem Lager, wo auch andere Gruppen spielen. Bald bekommen wir aber den Fußballplatz einer nahen Schule zur Verfügung gestellt und können dort richtig trainieren.

Warum engagiert Ihr Euch so für die Flüchtlinge? 

Marwin: Ich weiß aus meinem Auslandsjahr in Afrika, dass es viele kulturelle Schwierigkeiten geben kann, wenn verschiedene Welten aufeinandertreffen. Meine Befürchtung ist, dass bei der Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland die Integration misslingt, wenn alle nur unter sich bleiben. Deshalb und auch weil ich einfach Lust darauf habe, engagiere ich mich. Ich habe das Gefühl, dass ich so wirklich etwas bewegen kann.

Philipp: Ich bin halb Grieche und habe in meiner zweiten Heimat Griechenland selbst mitbekommen, wie schlimm die Zustände beispielsweise im Hafen von Piräus in Athen sind. Weil ich aber in Deutschland studiere, hat es sich eben ergeben, dass ich mich nun hier für Flüchtlinge engagiere. Einmal die Woche Deutschkurse zu geben, ist zeitlich locker möglich und es fühlt sich einfach gut an, helfen zu können. Wir machen das zwar erst seit ein paar Wochen, aber es macht uns und den Flüchtlingen jetzt schon viel Spaß.

(Interview: Sabrina Czechofsky)

Marwin Gihr, 21, studiert TUM- BWL im 4. und Maschinenbau im 2. Bachelorsemester an der TUM. Nach dem Abitur war er für ein FSJ in Südafrika und hat einige Erfahrung damit, wenn fremde Kulturen aufeinandertreffen. Philipp Barabas, 21, studiert im 6. Semester Elektro- und Informationstechnik an der TUM. Aufgewachsen ist er in Griechenland. Er hat in Athen die Deutsche Schule besucht. Seit drei Jahren lebt Philipp nun in München. Nach seinem Bachelor will er erst einmal Reisen und Praktika machen.

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