Geschichte der Universität
Seit ihrer Gründung 1868 versteht sich die Technische Universität München als Dienerin einer zunehmend technisch geprägten Gesellschaft. Damals wie heute suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Lösungen für die großen Herausforderungen der Zukunft.

Die neu gegründete Hochschule sollte die technische Ausbildung in Bayern auf das Fundament der Naturwissenschaften stellen. Damit trug sie entscheidend zum technologischen Fortschritt weltweit bei – und brachte einige Nobelpreisträger und wichtige Erfindungen hervor.
Historie der TUM
Als Mittelpunkt der technisch-wissenschaftlichen Ausbildung hat die Technische Universität München (TUM) wichtige Beiträge zum Wandel Bayerns vom Agrarland zum Industriestaat und Hochtechnologiestandort geleistet. Bis heute ist sie die einzige technische Landesuniversität. Viele hervorragende Hochschullehrer der TUM haben sich einen Platz in der Technikgeschichte gesichert, viele bedeutende Wissenschaftler, Architekten, Ingenieure und Unternehmer sind aus ihr hervorgegangen. Namen wie Karl Max von Bauernfeind, Rudolf Diesel, Claude Dornier, Walther von Dyck, Hans Fischer (Nobelpreis für Chemie 1930), Ernst Otto Fischer (Nobelpreis für Chemie 1973), August Föppl, Robert Huber (Nobelpreis für Chemie 1988), Carl von Linde, Heinz Maier-Leibnitz, Walther Meissner, Rudolf Mößbauer (1961 Nobelpreis für Physik), Willy Messerschmitt, Wilhelm Nusselt, Hans Piloty, Friedrich von Thiersch, Franz von Soxhlet sind auf das Engste mit der TUM verbunden.
Die Voraussetzungen für eine akademische Ingenieurausbildung wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen, als die Weiterentwicklung der Technik auf der Grundlage exakter Naturwissenschaften einsetzte. Auch in Bayern wurde die Forderung nach einer „Hochschule aller technischen Studien“ erhoben. Ein erster Ansatz waren die 1833 in Augsburg, München und Nürnberg eingerichteten „Polytechnischen Schulen“, die als „Lyzeen“ zwischen Mittel- und Hochschule eingruppiert waren. Zur Weiterqualifizierung wurde 1833 an der sieben Jahre zuvor von Landshut nach München verlegten Ludwig-Maximilians-Universität eine „Technische Hochschule“ als Bestandteil der Staatswirtschaftlichen Fakultät eröffnet. Das Experiment war nicht erfolgreich. Ersatzweise wurde 1840 an der Polytechnischen Schule München ein weiterführender „Ingenieurkurs“ eingerichtet, der zur Keimzelle der späteren Technischen Hochschule München“ wurde.
Im Jahre 1868 gründete König Ludwig II. in München die neu strukturierte „Polytechnische Schule München“ mit Hochschulstatus. Die Bezeichnung „Technische Hochschule“ durfte sie ab dem Studienjahr 1877/78 führen. Erster Direktor war der Vermessungsingenieur Karl Max von Bauernfeind, ein Absolvent der ETH Zürich. Im Gründungsjahr wurde der nach den Plänen von Gottfried v. Neureuther errichtete Neubau an der Arcisstraße bezogen. Damals wurden gut 350 Studenten von 24 Professoren und 21 Dozenten betreut. Die Hochschule war in fünf Abteilungen gegliedert: I. Allgemeine Abteilung (Mathematik, Natur-, Geistes-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften), II. Ingenieurabteilung (Bauingenieur- und Vermessungswesen), III. Hochbauabteilung (Architektur), IV. Mechanisch-technische Abteilung, V. Chemisch-technische Abteilung. 1872 kam die VI. Landwirtschaftliche Abteilung hinzu.
Zwei langjährige Wünsche der Hochschule wurden nach der Jahrhundertwende vom Staat erfüllt: 1901 erhielt sie das Promotionsrecht, 1902 die kollegiale Rektorenwahl zugestanden. Mit durchschnittlich 2 600 bis 2 800 Studierenden war die TH München nun zeitweise vor der TH Berlin größte deutsche Technische Hochschule. Als erste Studentin der Ingenieurwissenschaften schrieb sich 1906 Anna Helene Boyksen für Elektrotechnik ein, nachdem die bayerische Regierung im Deutschen Reich Frauen das Studium an einer Technischen Hochschule gestattet hatte.
In der Weimarer Republik musste die TH München mit knappen Ressourcen wirtschaften und wurde in den Jahren 1918/19 wie 1928-33 in radikale politische Richtungskämpfe hineingezogen. Im Wintersemester 1930/31 wurde der „Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund“ (NSDStB) erstmals stärkste Fraktion im AStA der THM.
Durch Übernahme nicht mehr rentabler kleinerer Hochschulen konnte die TH München ihr Fächerspektrum ausbauen. 1922 wurde aus der bisherigen „Handelshochschule München“ die VII. Wirtschaftswissenschaftliche Abteilung. 1930 wurde die bisherige „Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei“ in Weihenstephan integriert. Deren landwirtschaftlicher Bereich ging in der - noch bis 1947 in München, dann in Weihenstephan ansässigen - Abteilung für Landwirtschaft auf, das Brauwesen wurde zur VIII. Brautechnischen Abteilung der TH München mit Sitz in Weihenstephan. Die Tradition des Standortes Weihenstephan geht auf die 1804 eröffnete Landwirtschaftsschule zurück, die 1895 zur Akademie und 1920 zur Hochschule erhoben wurde.
Die acht Abteilungen der TH München wurden 1934 in sechs Fakultäten reorganisiert. 1940 wurde deren Zahl auf fünf verkleinert (Allgemeine Wissenschaften, Bauwesen, Maschineningenieurwesen, Landwirtschaft, Brauwesen).
Im Dritten Reich wurde der TH München das „Führerprinzip“ oktroyiert. Ihre Autonomie wurde wesentlich eingeschränkt, was sich z.B. bei Berufungsverfahren auswirkte. Auf der Grundlage des neu erlassenen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurden „nichtarische“ bzw. mit „Nichtariern“ verheiratete Hochschullehrer vom Staat entfernt, ebenso politisch unerwünschte Professoren. Der NSDStB und die gleichgeschaltete Deutsche Studentenschaft versuchten, die Studierenden im nationalsozialistischen Sinn zu organisieren und zu beeinflussen.
Entsprechende Organisationen wirkten auf der Ebene der Hochschullehrer. Jüdische Studierende waren nicht mehr gleichberechtigt und durften ab 1938 nicht neu immatrikuliert werden. Im Zweiten Weltkrieg wurde die TH München in großem Umfang für die Rüstungsforschung herangezogen. Weiterhin wurde aber in vielen Instituten Grundlagenforschung auf hohem Niveau betrieben. Die Haltung der Hochschullehrer war von opportunistischer Anpassung einerseits, kritischer Distanz und innerer Emigration andererseits geprägt. Einzelne Professoren, Angestellte, Arbeiter und Studierende wagten Ungehorsam und Obstruktion.
Unter schwierigsten Bedingungen wurde der Lehrbetrieb im April 1946 wieder aufgenommen. 80 Prozent der Gebäude im Stammgelände waren zerstört. Im „Wiederaufbaudienst“ halfen die Studierenden jahrelang bei der Wiederherstellung ihrer Hochschule tatkräftig mit. Die Wirtschaftswissenschaften mussten 1946 an die Ludwig-Maximilians-Universität abgegeben werden.
Im Mai 2023 hat die TUM eine Kommission beauftragt, Empfehlungen für den künftigen Umgang mit Personen in der Zeit des Nationalsozialismus zu entwickeln.
- Rede von Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann: Die TUM in der NS-Zeit (PDF, 1.5 MB)
- Katalog zur Ausstellung „Die Technische Hochschule München im Nationalsozialismus“ im NS-Dokumentationszentrum München
- Engagement und weitere Publikationen von TUM Emeriti of Excellence zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus an der TH München
Mit der international beachteten Anlage des „Forschungsreaktors München“ (FRM) in Garching 1956/57 erhielt die TH München einen dritten Standort. 1969 wurde dort das Gebäude des Physik-Departments eröffnet, 1977 der Neubau für die Chemie, Biologie und Geowissenschaften.
Im Dezember 1957 erhielt die Hochschule die schon lange angestrebte Eigenschaft als „Körperschaft des öffentlichen Rechtes“ verliehen. Im Folgejahr trat die erste von der Hochschule selbst erarbeitete Satzung in Kraft. Ab den 1960er Jahren musste die Hochschule einen massiven Zustrom von Studierenden verkraften. Als Mitte der 1970er Jahre erste staatliche Einsparungsmaßnahmen einsetzten, verschlechtern sich die Studienbedingungen zunehmend.
Im Jahr 1967 wurde eine Fakultät für Medizin mit den Standorten München-Haidhausen (Klinikum rechts der Isar) und München-Schwabing (Biederstein, Kinderklinik im Krankenhaus Schwabing) gegründet.
Das 100. Hochschuljubiläum fiel in den „heißen Mai“ des Jahres 1968. Auch an der TH München machten sich kritische Tendenzen bemerkbar, insbesondere in der Architektur, Geographie, Medizin und den Sozialwissenschaften. Im 100. Jahr ihres Bestehens umfasste die TH München sechs Fakultäten, 168 Lehrstühle und Institute, rund 8.400 Studenten sowie rund 5.700 Hochschulangehörige, die in Lehre, Forschung, Betrieb und Verwaltung tätig waren. 1972 wurde ein Sportzentrum mit einer 45 Hektar großen, zuvor olympisch genutzten „Zentralen Hochschulsportanlage“ im Olympiagelände errichtet.
Im August 1970 wurde die neue Bezeichnung „Technische Universität München“ verliehen. Mit Inkrafttreten des Bayerischen Hochschulgesetzes im Jahr 1974 wurden die sechs Fakultäten durch elf verkleinerte Fachbereiche ersetzt, die bald darauf wieder die Bezeichnung Fakultäten erhielten: 1. Mathematik und Informatik, 2. Physik, 3. Chemie, Biologie und Geowissenschaften, 4. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 5. Bauingenieur- und Vermessungswesen, 6. Architektur, 7. Maschinenwesen, 8. Elektrotechnik und Informationstechnik, 9. Landwirtschaft und Gartenbau, 10. Brauwesen, Lebensmitteltechnologie und Milchwissenschaft, 11. Medizin. Außerdem wurden interdisziplinäre Zentralinstitute, zunächst für Raumplanung und Umweltforschung sowie für Sportwissenschaft, eingerichtet. Die Verfasste Studentenschaft wurde in Bayern abgeschafft und durch Strukturen studentischer Mitwirkung im Rahmen der neu eingeführten Gruppenvertretung ersetzt.
Unter Federführung von Präsident Wolfgang A. Herrmann wurden seit 1995 zahlreiche weitere Reformvorhaben verwirklicht: Einführung effizienter Lenkungs- und Entscheidungsstrukturen, konsequenter Ausbau der Hochschulautonomie entsprechend dem neuen Leitbild einer „Unternehmerischen Universität“, Einrichtung von interdisziplinär orientierten Zentralinstituten und Forschungsplattformen, Einführung zahlreicher attraktiver Bachelor-/Master-Studiengänge, strategische Internationalisierung, verstärkte Kooperation mit Partnern aus Industrie und Gesellschaft, Aufbau von professionellem Fundraising, Einrichtung der geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlich ausgerichteten „Carl-von-Linde-Akademie“.
Mit der Inbetriebnahme der neuen „Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz“ (FRM-II) begann 2004 eine neue Ära der Neutronenforschung mit viel versprechenden Anwendungen in Naturwissenschaft, Technik und Medizin. Die Hochfluss-Neutronenquelle verschafft der TUM international eine wissenschaftlich-technische Spitzenstellung.
Im 2005 gegründeten TUM Institute for Advanced Study (TUM-IAS) bündelt die TU München ihre Spitzenforschung in 15 ausgewählten Zukunftsthemen der Wissenschaft. Das TUM-IAS ist auf die Schaffung von Freiräumen für die Spitzenforscher der Hochschule ausgelegt, soll die Fächerkulturen der Ingenieur- und Naturwissenschaften, der Life Sciences und der Medizin zusammenführen, internationale Fellows in das Forschungsspektrum der Hochschule integrieren und exzellente Studenten alsbald nach Studienbeginn an die Forschung heranführen.
Im Jahr 1992 entstand durch Teilung der bisherigen Fakultät für Mathematik und Informatik eine zwölfte Fakultät für Informatik. Zehn Jahre später wurden eine Fakultät für Sportwissenschaft sowie eine Fakultät für Wirtschaftswissenschaften errichtet. Letztere integrierte die bisherige „WiSo-Fakultät“ (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften). Die Fakultät für Maschinenwesen (1997) und die Fakultäten für Mathematik bzw. Informatik (2002) zogen vom Münchener Stammgelände in großzügig angelegte und modern ausgestattete Neubauten in Garching.
Der Standort Weihenstephan wurde zum Wintersemester 2000/01 umstrukturiert und auf naturwissenschaftlicher Grundlage neu ausgerichtet: In dem neu errichteteten „Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt" (WZW) wurden die bisherigen Fakultäten für Landwirtschaft und Gartenbau bzw. für Brauwesen, Lebensmitteltechnologie und Milchwissenschaft sowie die ehemals zur LMU gehörende Fakultät für Forstwissenschaft zusammengefasst.
Seit der Gründung der TUM School of Education (2009) und der TUM School of Governance (2016) umfasst die Universität 14 Fakultäten.
Der TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit wurde 2017 der vierte Lehr- und Forschungsstandort der TUM neben München, Garching und Freising-Weihenstephan.
Im Jahr 2002 initiierte die TUM mit dem German Institute of Science and Technology (GIST) in Singapur die erste Ausgründung einer deutschen Universität im Ausland. Ebenfalls in Singapur wurde 2010 die Forschungsallianz TUM CREATE zusammen mit der Nanyang Technological University (NTU) ins Leben gerufen. Hier entstehen Mobilitätslösungen für die atemberaubend wachsenden tropischen Megacities.
2006 wurde in Peking/China das erste Auslandsbüro der TUM eröffnet, es folgten Mumbai/Indien (2011), Sao Paulo/Brasilien und Kairo/Ägypten (beide 2012) sowie San Francisco/USA (2015).
Die TU München wurde in einer gemeinsamen Entscheidung des Wissenschaftsrats und der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2006 als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. Erfolgreich mit der International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE) sowie den zwei TUM-geführten Exzellenzclustern Cognition for Technical Systems (COTESYS) und Origin and Structure of the Universe, war auch der Weg zur Realisierung des Zukunftskonzeptes TUM. The Entrepreneurial University geebnet.
Am 22. Juli 2010 riefen Stifter und Mäzene die TUM Universitätsstiftung ins Leben. Sie soll die Akzente der Exzellenzinitiative 2006 in eine Erfolgsgeschichte verwandeln, die Finanzierungsbasis der TUM verbreitern und damit insbesondere die Gewinnung der besten Köpfe im internationalen Wettbewerb zu sichern helfen. An erster Stelle stehen dabei die Berufung führender Wissenschaftler aus dem Ausland und die Förderung der besten Doktoranden in der TUM Graduate School.
Ihren Erfolg in der Exzellenzinitiative wiederholte die TUM 2012, als sie erneut in allen drei Förderlinien ausgezeichnet wurde. Als erste Universität in Deutschland führte sie ein echtes Tenure Track-Karrieresystem für Professorinnen und Professoren nach angelsächsischem Vorbild ein. 2018 startete sie dann erfolgreich in den neuen Exzellenzwettbewerb von Bund und Ländern, die Exzellenzstrategie, als eine internationale Expertenkommission vier neue Forschungscluster der TUM für die Förderung auswählte. 2019 wurde sie zum dritten Mal in Folge als Exzellenzuniversität ausgezeichnet, mit ihrem Zukunftskonzept und umfassenden Reformprogramm der TUM Agenda 2030.
Nach einer der erfolgreichsten Präsidentschaften der deutschen Universitätsgeschichte übergab Prof. Wolfgang A. Herrmann zum 1.10.2019 das Amt des Präsidenten TUM an Prof. Thomas F. Hofmann, den langjährigen Geschäftsführenden Vizepräsidenten für Forschung und Innovation. Gemeinsam mit seinem Amtsvorgänger hatte Prof. Hofmann auch die jüngste Exzellenzstrategie entworfen, deren Kern eine tiefgreifende Reform der Universität in den nächsten Jahren sein sollte: die TUM Agenda 2030.
Ziel der Reform: Die TUM baut die technikorientierten Geistes- und Sozialwissenschaften aus und die bisherige Binnenstruktur innovationsorientiert um. An die Stelle von bisher 15 disziplinär enggeführter Fakultäten treten bis 2023 sieben Schools, die über integrative Forschungsinstitute miteinander verbunden sind. Im Sinne eines Tauschplatz des Wissens unterstützt die Universität Talente in all ihrer Vielfalt, auf allen Ebenen und über Fachgrenzen hinweg. Zur Lösung globaler Herausforderungen arbeitet die TUM in Allianzen mit internationalen Partnern an einer Neuorientierung auf Europa sowie den globalen Süden.