• 21.1.2019

BeLA-Stipendiatin Eva Meisenzahl

Die Landärztin

Frau Doktor ist sie noch nicht, will es aber werden und zwar am Land: Eva Meisenzahl (22) studiert an der TUM Medizin und nimmt am Projekt „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) teil. Ziel des Programms ist, dass wieder mehr Ärzte aufs Land gehen. Dort herrscht Mangel. Warum will Eva raus aus der Stadt?

Eva Meisenzahl will Landärztin werden. Die TUM-Studentin ist Stipendiatin im BeLA-Programm. (Foto: Maren Willkomm)
Eva Meisenzahl will Landärztin werden. Die TUM-Studentin ist Stipendiatin im BeLA-Programm. (Foto: Maren Willkomm)

Eva, die meisten jungen Menschen zieht es in die Stadt. Dich nicht. Du willst Landärztin werden. Warum?

Als Mediziner muss man dort sein, wo die Leute einen brauchen. Das hat neulich eine Kommilitonin gesagt und ich stimme voll zu. Mich hat die Allgemeinmedizin von Anfang an begeistert. Und mir ist der Patientenkontakt superwichtig. Für mich persönlich ist der Arztberuf viel erfüllter, wenn ich mich den Menschen zuwenden kann. In einer Praxis geht das besser als im Klinikalltag, wo ich immer nur schnell von einem zu anderen hasten muss.

Da scheint das BeLA-Programm genau auf Dich zugeschnitten zu sein.

Absolut. Mich hat das Gesamtpaket überzeugt. Ich bin ein Mensch, der Struktur braucht und gerne einen Plan verfolgt. Hier ist alles gegeben: Das Programm hat einen klaren Aufbau, das Praktische Jahr (PJ) wird finanziert, die Weiterbildung quasi direkt vor die Nase gesetzt. Super ist natürlich auch das Stipendium von 600 Euro pro Monat. Um das zu erhalten, habe ich mich verpflichtet, die Facharztweiterbildung in der Region zu absolvieren. Das mache ich gerne.

Warum hast Du Dich fürs Medizinstudium an der TUM entschieden?

Nach meinem Physikum im Frühjahr 2018 habe ich die TUM gewählt, weil ich dort alles recht flexibel gestalten kann. So kriege ich Studium, Nebenjob und Doktorarbeit gut unter einen Hut. Dass die Klausuren immer gebündelt am Ende vom Semester geschrieben werden, liegt mir persönlich mehr als über die Zeit verteilt. Auch gefällt mir, dass am Klinikum recht der Isar quasi alles an einem Ort ist.

Du schreibst an Deiner Doktorarbeit?

Im Oktober habe ich mit einer klinischen Doktorarbeit begonnen, in der Urologie im Bereich Harntrakt-Karzinom. Dafür wende ich ungefähr zehn Wochenstunden auf.

Und dann hast Du noch einen Nebenjob, der mit Senioren zu tun hat.

Das stimmt. Ich arbeite als Vertriebsassistentin bei der Deutschen Seniorenbetreuung. Wir vermitteln Pflegekräfte, die 24-Stunden-Betreuung machen. Ich habe dort zwar eher einen Bürojob, aber ich sehe es als Vorbereitung für meinen Beruf. Ich habe viel Kontakt mit Menschen, meist natürlich älteren oder deren Verwandten, die Unterstützung brauchen.

Du studierst in München und genießt die Vorzüge der Großstadt. Scheust Du Dich nicht davor, aufs Land zu gehen?

Im Gegenteil. Ich bin in einer ländlichen Region aufgewachsen und habe das Leben dort sehr genossen. Daher möchte ich auch meinen späteren Lebensmittelpunkt in einer der vielen schönen ländlichen Gegenden haben. Das PJ würde ich am liebsten in Mühldorf am Inn machen.

Welche Vorzüge hat das Leben als Arzt am Land?

Worüber ich schon nachdenke, ist die zeitliche Beanspruchung. Als Allgemeinarzt bzw. Hausarzt bist Du quasi immer im Dienst. Stirbt in der Nacht ein Patient, musst Du raus. Der Notarzt darf keinen Totenschein ausstellen. Und der Einsatzbereich ist groß, gerade da, wo die Arztdichte gering ist. Auch die Infrastruktur ist eine andere, man hat zum Beispiel die Labors nicht einfach um die Ecke. Aber: Am Land kommen die Patienten mit allen Anliegen zu ihrem Arzt. Man hat es mit einem breiten medizinischen Spektrum zu tun. Das reizt mich.

In der Großstadt ist das anders?

Eine Kommilitonin sagte neulich: Als Münchner Allgemeinarzt ist man nur für Atteste und Krankschreibungen zuständig. Viele Leute gehen direkt zum Facharzt und davon gibt es in der Stadt unendlich viele. Noch dazu ist die Fluktuation an Patienten auf dem Land deutlich geringer, man begleitet einen Patienten dort im besten Fall ein Leben lang und entwickelt eine persönliche Bindung. Beides empfinde ich als äußerst angenehm.

Du studierst, jobbst und schreibst an Deiner Doktorarbeit. Bleibt da noch Zeit für andere Dinge?

Ich habe früher Querflöte gespielt, dann Saxophon in einer Bigband. Inzwischen habe ich das Klavierspielen für mich entdeckt. Ursprünglich hatte ich den Nebenjob bei der Seniorenbetreuung begonnen, um mir ein Klavier kaufen zu können. Ich sitze fast täglich am Klavier. Das ist ein wunderbarer Ausgleich, um den Kopf freizubekommen. Um die Nachbarn nicht zu stören, hab` ich extra ein Silent System einbauen lassen.

(Gespräch: Verena Meinecke)

Das BeLA-Projekt der TUM und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) läuft an den südbayerischen Standorten Mühldorf am Inn und Eichstätt/Kösching, in Nordbayern in den Modellregionen Forchheim/Ebermannstadt, Kulmbach/Stadtsteinach, Weißenburg/Gunzenhausen und Scheßlitz/Burgebrach. Am Standort Dillingen führt es das vom bayerischen Gesundheitsministerium geförderte Ausbildungskonzept "AKADemie Dillingen" fort.

Mehr Informationen:
Medizin: Schon im Studium aufs Land (Pressemitteilung)

 

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