Forscher entdecken Ursache für Synästhesie
Warum manche Menschen Wörter schmecken
Im menschlichen Gehirn gibt es Netzwerke verknüpfter Hirnregionen, die jeweils für spezielle Aufgaben zuständig sind. Erstaunlicherweise sind diese Netzwerke bereits unter Ruhebedingungen gekoppelt, also auch dann, wenn die betreffende Person nur mit geschlossenen Augen im Kernspintomographen liegt. Die Münchner und Jülicher Neurowissenschaftler sind nun der Frage nachgegangen, wie sich diese gekoppelten Ruhe-Netzwerke bei Synästheten darstellen. Dazu erfassten sie zunächst durch psychologische Tests verschiedene Aspekte der individuellen Wahrnehmungen von 12 Synästheten. Anschließend analysierten sie in einer zehnminütigen Messung mit funktioneller Kernspintomographie deren Hirnruhezustand. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass bei Synästheten die Netzwerke unter Ruhe vielfach stärker verknüpft sind als bei Nicht-Synästheten. Zudem ist die Kopplung umso stärker ausgeprägt, je stabiler die synästhetischen Wahrnehmungen der einzelnen Probanden sind.
Die Studie, die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ veröffentlicht ist, berichtet somit erstmals, dass die verstärkten Sinnesverknüpfungen bei Synästheten durch vermehrte funktionelle Koppelung zwischen Hirnregionen entstehen. Diese Ergebnisse legen zudem nahe, dass die gekoppelte Hirnaktivität unter Ruhe die Phänomenologie der menschlichen Wahrnehmung direkt beeinflusst.
Kontakt:
Valentin Riedl
Abteilung für Neuroradiologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
Ismaningerstraße 22, 81675 München
E-mail: valentin.riedl. @mytum.de
http://www.neurokopfzentrum.med.tum.de/tmpTUMNIC23480a/tumnic/
Peter H. Weiss-Blankenhorn Kognitive Neurowissenschaften, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Forschungszentrum Jülich Leo-Brandt-Straße 5, 52425 Jülich E-mail: P.H.Weiss@fz-juelich.de