Stipendiatin Annika Möslein:
Leben im Maximilianeum
Annika, wie bist Du zu dem Stipendium gekommen?
Annika Möslein: Das kam tatsächlich ziemlich unerwartet. Ich wurde von unserer Schule vorgeschlagen und musste dann meine Bewerbungsunterlagen einreichen. Daraufhin durfte ich bei der Ministerialbeauftragten-Prüfung teilnehmen. Wer diese Prüfung besteht, wird ins Max Weber-Programm aufgenommen. Dies war die Voraussetzung, um anschließend zur Maximsprüfung im Kultusministerium eingeladen zu werden. Neben mir waren da noch circa 30 andere Bewerber.
Wie läuft die Maximsprüfung ab?
Das ist der Gipfel des mehrstufigen Verfahrens, bei dem die Bewerbungsunterlagen, die Abi-Noten und die Max Weber-Prüfung eine Rolle spielen. Die Maximsprüfung selbst ist eine mündliche Prüfung von ca. 1,5 Stunden. Dort saß ich dann an einem Tisch mit zwölf Prüfern, die mich zu den unterschiedlichsten Fachrichtungen befragten. Dazu zählen die Abiturfächer, aber auch ganz andere Gebiete. Dabei kommt es vor allem auf Kreativität und Offenheit für Neues an, denn da waren teilweise echt verrückte Sachen dabei.
Zum Beispiel?
Eine Aufgabenstellung lautete: „Führen Sie einen imaginären Dialog zwischen Goethe und E.T.A. Hoffmann zum Thema gespaltene Persönlichkeiten!“ Das hat wirklich Spaß gemacht, weil es Aufgaben waren, mit denen man in der Schulzeit überhaupt nicht konfrontiert war.
Wie viele Leute wohnen insgesamt im Haus?
Wir sind 50 Studenten und davon sind circa 60% Jungs und der Rest sind Mädels. Jedes Jahr kommen sechs bis acht Neue dazu.
Wie ist diese Stiftung entstanden?
Die Stiftung wurde 1852 von König Maximilian II. gegründet. Er wollte damals „talentvollen Jünglingen“ ein Studium ohne finanzielle Sorgen ermöglichen, um sie anschließend für den Staatsdienst zu gewinnen. Das ist heute aber nicht mehr so. Die Stiftung für Frauen heißt eigentlich „Wittelsbacher Jubiläumsstiftung“ und wurde 1980 gegründet, weil bis dahin nur Männer ein Stipendium bekommen haben. Deshalb bin ich erst das 90. Mädchen. Die Mädchen wohnten früher in einem extra Gebäude und erst seit dem Neubau sind alle Stipendiaten in einem Gebäude untergebracht.
Was für Persönlichkeiten haben schon dort gewohnt?
Die unterschiedlichsten aus Bayern und der linksrheinischen Pfalz. Zum Beispiel Franz Josef Strauß, der Nobelpreisträger Werner Heisenberg, der Schriftsteller Carl Amery, aber auch der Komponist Michael Kunze, der Produzent von „Ein Bett im Kornfeld“.
Ist Dein Zimmer sehr pompös?
(lacht) Nein, ich hab’ hier ein ganz normales Studentenzimmer. Das einzige, was anders ist: dass wir eine Gemeinschaftsküche haben und mittags ein superleckeres Essen aufgetischt bekommen. Leider bin ich mittags fast immer in Garching.
Hat sich Dein Leben verändert, seitdem Du im Maximilianeum wohnst?
Am Anfang wusste ich gar nicht, was mich in der Stiftung erwartet. Aber mit den Leuten, die hier wohnen, habe ich mich sofort gut verstanden, so dass ich mich schnell in meinem neuen Zuhause eingelebt habe. Das einzige, was anders ist, ist die Tatsache, dass ich jetzt an einem Portier vorbeimuss und mehr Kontakt zu Politikern habe. Wir dürfen uns nämlich einfach in die Landtagsversammlungen hineinsetzen. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben. Es dürfen mich Leute auch ganz normal besuchen.
Wieso studierst Du Ingenieurwissenschaften?
Seit ich klein bin, träume ich davon, in den Weltraum zu fliegen. Deshalb war klar, dass ich etwas Naturwissenschaftliches mit etwas Technischem verbinden will. So bin ich auf den Studiengang gekommen.
Wie gefällt Dir Dein Studium?
Bis jetzt super! Wir sind eine sehr internationale Gruppe und sprechen deshalb miteinander in vielen verschiedenen Sprachen. Mir gefällt es, dass die Fächer so vielfältig sind und man für jedes Fach eine andere Denkweise haben muss. Diese Abwechslung fasziniert mich. Ich hab’ nach einer Herausforderung gesucht und diese auch gefunden.
Wo siehst Du Dich in der Zukunft? Willst Du immer noch Astronautin werden?
Astronautin ist ja momentan noch relativ unrealistisch. Für Luft- und Raumfahrt interessiere ich mich allerdings nach wie vor. Darin würde ich gerne meinen Master machen. Ansonsten begeistert mich besonders der Bereich Innovationen und Entwicklung neuer Technologien sehr. Aber die Entscheidung hat ja eigentlich noch Zeit, ich bin gespannt, was ich während meines Studiums noch alles entdecken werde.
(Interview: Verena Pongratz)
Annika Möslein ist 19 Jahre alt und in Bruckmühl im Landkreis Rosenheim zur Schule gegangen. Nachdem sie ihr Abitur mit 1,0 abgeschlossen hat, bekommt sie jetzt ein Stipendium der Stiftung Maximilianeum. Gerade hat sie mit dem Bachelor in Ingenieurwissenschaften an der TU München begonnen. In der Stiftung gibt es nicht nur freie Kost und Logis, sondern auch viele Angebote wie Sport und Sprachkurse oder auch Austauschprogramme. Neben Annika sind noch drei weitere TUM-Studis im aktuellen Jahrgang.
Mehr Informationen:
maximilianeum.mhn.de