• 22.9.2016

EuroTech Universities: EU sollte Open-Science-Modelle nachhaltig finanzieren

Die Wissenschaft öffnen

Die EuroTech Universities Alliance appelliert an die EU, ausreichend langfristige Finanzmittel zur Förderung interdisziplinärer und internationaler Open-Science-Modelle zur Verfügung zu stellen, an denen sich ein breiteres Spektrum gesellschaftlicher Akteure beteiligen kann. Die Allianz aus Technischer Universität von Dänemark, École Polytechnique Fédérale de Lausanne, Technischer Universität Eindhoven und Technischer Universität München diskutierte gestern in Brüssel mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über eine stärkere Öffnung der Wissenschaft.

Diskussion der EuroTech Universities im Royal Belgian Institute of Natural Sciences.
Ein Dino im Rücken, der Blick in die Zukunft: Diskussion der EuroTech Universities im Royal Belgian Institute of Natural Sciences. (Bild: Eric Berghen)

Von der ersten Idee bis zur finalen Publikation ist der gesamte wissenschaftliche Prozess öffentlich nachvollziehbar und offen für Beteiligung, auch von Nicht-Wissenschaftlern. Das ist die Idee von Open Science. Methoden und Verfahrensschritte werden dokumentiert (Open Methodology), Daten und Technologien für weitere Nutzungen zur Verfügung gestellt (Open Data, Open Source), Begutachtung und Veröffentlichung freigegeben (Open Peer Review, Open Access).

Es ist eine der wichtigsten Prioritäten der EU-Forschungs- und Innovationspolitik, mit Open Science auf die enormen Entwicklungen in der Wissenschaftswelt einzugehen. Diese Veränderungen stehen in Zusammenhang mit einem immer größeren Datenaufkommen, der Verfügbarkeit digitaler Technologien, der immer größeren Anzahl und immer stärkeren Vernetzung wissenschaftlicher Akteure sowie der Notwendigkeit, den gesellschaftlichen Anliegen schnell und transparent Rechnung zu tragen.

„Die historische Nähe zwischen Technischen Universitäten und der Industrie macht beiden die Zusammenarbeit nach den Prinzipien von Open Science deutlich einfacher“, sagte Jan Mengelers, Präsident der Technischen Universität Eindhoven, auf dem „High Level Event“ der EuroTech Universities Alliance. „Forschungsergebnisse offener zu teilen, bringt nicht nur Vorteile für die Wissenschaft, sondern ermöglicht es auch der Industrie, die sogenannte kollektive Intelligenz nutzbar zu machen. Allerdings stellen wir bei unseren Industriepartnern auch eine gewisse Nervosität in Bezug auf den potenziellen Verlust von Exklusivrechten und damit verbundenen Wettbewerbsvorteilen fest”, erklärte Mengelers. „Open Science heißt, einen gesunden Mittelweg zu finden.“

Teil des EU-Forschungsrahmenprogramms sollte umgewidmet werden

„Wir müssen sicherstellen, dass Forscher in Europa mit den passenden Kompetenzen ausgestattet sind und die angemessene Anerkennung für ihr Engagement in dieser herausfordernden Welt bekommen“, sagte Wolfgang Burtscher, Stellvertretender Generaldirektor für Open Innovation, Open Science & Open to the World bei der Europäischen Kommission. „Forscher sind die Hauptakteure, wenn es darum geht, Open Science in die Tat umzusetzen.“

Die EuroTech Universities Alliance hält es für ausschlaggebend, dass die EU ausreichend langfristige Finanzmittel zur Verfügung stellt, damit Forscher sich weiterhin dieser Herausforderung stellen und damit Open Science ein Sprungbrett für zukünftige Innovationsmöglichkeiten bleibt. Genauer gesagt, sollte ein größerer Budgetanteil des Forschungsrahmenprogramms bereitgestellt werden für kollaborative, lösungsorientierte Forschung zu Technologien, die noch keine Marktreife erreicht haben.

TUM-Forscherin: „Entrepreneure können Brücke von Wissenschaft zu Gesellschaft sein“

Allerdings sei allein durch den offenen Umgang mit Forschungsergebnissen noch nicht gewährleistet, dass diese auch zum Nutzen der Gesellschaft beitragen, betonte Nicola Breugst, Professorin für Entrepreneurial Behavior an der TUM, bei der Diskussionsveranstaltung. „Können wir uns mit anderen gesellschaftlichen Gruppen, die andere fachliche und kulturelle Prägungen und auch andere Interessen haben, überhaupt tiefergehend verständigen? Dafür müssen Brücken zwischen den Beteiligten gebaut werden. Universitäten sollten so ausgestattet werden, dass sie diese Brücken bauen sowie Studierende und Beschäftigte in die Lage versetzen können, die Brücken zu sehen und zu nutzen.“

In einer wichtigen Rolle sieht Breugst Unternehmerinnen und Unternehmer: „Mit unternehmerischem Pioniergeist könnten sie Forschungsergebnisse gewissermaßen ,über die Brücke’ in die Gesellschaft tragen. Und diese Entrepreneure können durchaus die Studierenden und die Forschenden selbst sein.“

REACH bringt 17 verschiedene Wissensgebiete zusammen

Dass dieser Aufwand durchaus die Mühe wert ist, betonten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der EuroTech Universities, die bei der Veranstaltung die Open-Science-Dimensionen ihrer Projekte vorstellten. Ein Beispiel ist das vom EU-Programm „Horizont 2020“ geförderte Projekt „REACH“. Mithilfe von Körpersensoren und Datenanalysen in Echtzeit entwickeln die EuroTech Universities und Partner in der Industrie und dem Gesundheitswesen aus ganz Europa Technologien zur Vorbeugung gesundheitlicher Probleme bei älteren Menschen. Indem es sich 17 verschiedenen Wissensgebieten öffnet, ist REACH ein Paradebeispiel dafür, wie internationale Universitätspartnerschaften Fachkompetenz in Datenanalyse und digitalen Technologien mit anderen Disziplinen verknüpfen können, um gesellschaftsfähige Lösungen für ganz Europa zu entwickeln.

Mehr Informationen:

EuroTech Universities Alliance

Auch die Oktober-Ausgabe von “Technologist”, dem Magazin der EuroTech Universities Alliance, wird sich ausführlich mit dem Thema Open Science beschäftigen. Mehr dazu in Kürze auf www.technologist.eu

Open Access Policy der TUM

Kontakt:

Emily Palmer
EuroTech Universities Alliance
Head of Brussels Office
Tel.: +32 2 274 0532 oder +32 472 584 463
Emily.Palmerspam prevention@eurotech-universities.eu

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