• 1.8.2019

Geodäsie an der TUM

Ein Weg in die Raumfahrt

Die Vermessung der Erde ist auch für die Raumfahrt von essentieller Bedeutung. An der TUM gehört daher die Geodäsie in der neuen Fakultät untrennbar mit Luftfahrt und Raumfahrt zusammen. Anna Purkhauser promoviert in dem Fach. Sie arbeitet an der Simulation von künftigen Satellitenmissionen.

Anna Purkhauser
Anna Purkhauser möchte nach ihrer Promotion in Geodäsie an der TUM in der Raumfahrtbranche arbeiten. (Bild: Maren Willkomm)

Anna, was ist Geodäsie überhaupt?

Es geht bei der Geodäsie um die Vermessung und Abbildung der Erde. Wir haben an der TUM Lehrstühle mit ganz verschiedenen Ausprägungen davon. Zum Beispiel die Ingenieurgeodäsie, die Fernerkundung, also die Auswertung von Satellitenbildern, die Photogrammetrie und die astronomische und physikalische Geodäsie, auch genannt theoretische Geodäsie, an deren Lehrstuhl ich tätig bin.

An was forschst Du bei Deiner Doktorarbeit konkret?

Ich simuliere potentielle zukünftige Schwerefeldmissionen, also Satellitenmissionen zur Messung des Gravitationsfeldes der Erde und seinen Veränderungen. Durch Satellitenmessungen können wir viele Rückschlüsse auf die physikalische Form der Erde ziehen und auch Veränderungen erkennen. Derzeit sind mit der Mission GRACE follow-on zwei Satelliten hintereinander unterwegs. Die Satelliten werden unterschiedlich von der Erdmasse unter ihnen angezogen, sodass sich ihr Abstand – den wir hochgenau messen – dauernd verändert. Diese Abstände verraten uns viel.

Was denn zum Beispiel?

Wir können sehen, was auf der Erde unter den Satelliten passiert. Zum Beispiel, dass die Gletscher und die Polarkappen schmelzen. Oder dass in Indien ein Grundwasserentzug stattfindet.

Das hört sich spannend an. Was gefällt Dir an der Geodäsie besonders?

Ich finde besonders faszinierend, dass wir in der Geodäsie komplett objektive Zahlen auswerten und dann interpretieren. Zuerst ist da nur ein großes Zahlengewirr. Wenn wir das ordnen und auswerten, können wir daraus sehr präzise Aussagen ableiten.

Was erwartet Studierende, wenn sie sich für das Studienfach Geodäsie entscheiden?

Die Geodäsie ist ein sehr kleines Gebiet an der TUM. Wir haben nur ca. 30 bis 50 Studierende, deshalb ist der Betreuungsschlüssel sehr hoch und jeder kennt jeden. Das ist ein sehr angenehmes Forschungsumfeld. Im Studium lernt man Physik, Mathematik und Informatik bezogen auf ein sehr angewandtes Thema. Nur Chemie spielt keine Rolle, das war einer der Gründe, warum ich mich dafür entschieden habe
(lacht).

Welche Möglichkeiten bieten sich nach dem Studium und was möchtest Du machen?

Grundsätzlich kann man nach dem Studium in vielen Branchen arbeiten. Eine Möglichkeit ist, als Vermesser beim Staat arbeiten, da ist man oft draußen an der frischen Luft. Ansonsten ist die Haupttätigkeit vor dem Computer. Als Geodät kann man zum Beispiel in der Automobilbranche zum autonomen Fahren forschen. Oder man wertet Satellitenbilddaten aus und arbeitet mit Geoinformationssystem im öffentlichen Dienst als auch in der freien Wirtschaft. Ich persönlich würde gerne nach meiner Promotion in der Raumfahrtbranche arbeiten.

(Interview: Sabrina Czechofsky)

Für das Raumfahrtprogramm der bayerischen Staatsregierung hat die TUM gerade die neue Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie gegründet. Dabei wurde die traditionsreiche Luft- und Raumfahrtforschung der TUM mit der Satellitennavigation, Erdbeobachtung und den geodätischen Basisdisziplinen zusammengeführt.

Anna Purkhauser, 29, kommt ursprünglich aus dem Mühlviertel in Österreich und hat an der TU Graz Geodäsie im Bachelor und Master studiert. Für ihre Promotion ist sie dann 2015 an die TUM gekommen. In ihrer Freizeit geht Anna gerne mit dem VW-Bus auf Tour oder fährt zum Klettern in die Berge.

 

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