• 16.11.2015

TUM setzt in einem Gesamtkonzept neue Dimension für Biomedizin-Forschung

Kernresonanz-Zentrum der internationalen Spitzenklasse

Mit einem Großgerät der neuesten Generation sichert sich die Technische Universität München (TUM) ihre internationale Spitzenposition in der medizinischen Proteinforschung: Auf dem Campus Garching legten heute der bayerische Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle, Staatssekretär Stefan Müller vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann den Grundstein für den Forschungsneubau des Bayerischen NMR-Zentrums. Das Herzstück ist ein 1,2-Gigahertz-Spektrometer. Die Investitionskosten von 33 Millionen Euro teilen sich hälftig Bund und Freistaat.

Grundsteinlegung für den Forschungsneubau des Bayerischen NMR-Zentrums: PStS Stefan Müller (BMBF), Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle, TUM-Präsident Prof. W.A. Herrmann, Prof. Michael Sattler, Leiter des BNMRZ (vlnr) - Foto: Andreas Heddergott / TUM
Grundsteinlegung für den Forschungsneubau des Bayerischen NMR-Zentrums: PStS Stefan Müller (BMBF), Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle, TUM-Präsident Prof. W.A. Herrmann, Prof. Michael Sattler, Leiter des BNMRZ (vlnr) - Foto: Andreas Heddergott / TUM

Das in seiner Leistungsfähigkeit konkurrenzlose Magnetische Kernspinresonanz-Spektrometer (Nuclear Magnetic Resonance, NMR) erschließt eine neue Dimension der biomedizinischen Forschung: Es ermöglicht nämlich die exakte Vermessung der Raumstruktur komplizierter Proteinkomplexe und kann auch deren Dynamik erfassen.

Diese Biosysteme sind entscheidend an der Krebsentstehung und den Mechanismen der neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt. Sehr große Proteinaggregate sind für die Alzheimer-Erkrankung verantwortlich. Sie können künftig mit dem neuen in Garching unter nahezu physiologischen Bedingungen untersucht werden.

Die erwarteten Erkenntnisse über die Dynamik krankheitsrelevanter Proteinsysteme lassen neue Anwendungsfelder in der Gesundheitsforschung, in der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie erwarten. Dies beinhaltet die Entwicklung optimierter Wirkstoffe in neuen Medikamenten, die für die Patienten individuell verträglicher, wirksamer und sicherer sind – die „personalisierte Medizin“.

Allianzen mit internationaler Ausstrahlung

Das „Bayerische NMR-Zentrum“ wurde von der TUM im Jahre 2001 gegründet, um die inzwischen elf Hochfeldspektrometer mit Frequenzen von 400 bis 950 MHz einer effizienten Nutzung durch die wachsende Forschergemeinschaft zuzuführen.

Damit wurde eine wesentliche Voraussetzung für international beachtete Forschungsverbünde geschaffen, wie zum Beispiel den Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Research Munich“ (CIPSM) und die TUM-Allianz mit dem Helmholtz-Zentrum München. Letzteres beteiligt sich mit 3,5 Millionen Euro bei der Anschaffung des neuen 1,2 GHZ-Spektrometers. Kooperationspartner sind auch die einschlägigen Max Planck-Institute.

Als Direktor des Kernresonanz-Zentrums fungiert Prof. Sattler, den die TUM gemeinsam mit dem Münchner Helmholtz-Zentrum berufen hat. Zum Leitungsgremium gehören die TUM-Professoren Kessler, Reif und Glaser (Fakultät für Chemie).

Zukunftsinvestition auf solider Basis

„Im Bayerischen NMR-Zentrum, zu dem wir heute den Grundstein legen können, wird in einzigartiger Weise die Life-Science-Forschung der Fakultäten für Chemie, Physik und Medizin sowie der Fakultät am Wissenschaftszentrum für Ernährung, Landnutzung und Umwelt in Weihenstephan mit der Arbeit des Helmholtz Zentrums München vernetzt. Der Forschungsbau, den der Freistaat Bayern und die Bundesrepublik Deutschland gemeinsam finanzieren, dokumentiert für mich die überzeugende Forschungsstrategie der TU München und wird die internationale Exzellenz der TU München weiter stärken“, so Wissenschaftsminister Spaenle.

„Bei der Bekämpfung der großen Volkskrankheiten ruhen große Hoffnungen auf der Wissenschaft. Es ist ein Meilenstein und eine große Chance, dass die Forscherinnen und Forscher am NMR-Zentrum bald mit modernster Technik Einblicke in biomedizinische Zusammenhänge haben werden, die vor wenigen Jahren noch unvorstellbar waren und in Zukunft neue Therapieansätze ermöglichen können“, sagte Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF. „5,4 Milliarden Euro haben Bund und Länder seit 2007 gemeinsam für neue Forschungsbauten und Großgeräte bereit gestellt. Mit 265 Millionen Euro ist die Technische Universität München deutschlandweit Spitzenreiter. Dies wirft ein klares Licht auf die hervorragende Arbeit, die hier geleistet wird. Denn wer in diesem Programm erfolgreich sein will, der muss Exzellenz mitbringen.“

„Dem Forschungsneubau mit dem 1,2-Gigahertz-Spektrometer hat der Wissenschaftsrat zugestimmt, weil mit der glückhaften Berufung von Professor Horst Kessler im Jahre 1988 eine Koryphäe an die TUM kam, die durchgängig wissenschaftliche Höchstleistungen in der biologischen und medizinischen Chemie erbracht hat“, sagt TUM-Präsident Professor Wolfgang A. Herrmann. „Er begründete unsere internationale Reputation auf diesem Zukunftsfeld der Forschung, und deshalb gilt ihm an erster Stelle heute mein Dank. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass alle weiteren Berufungen auf Spitzenniveau gelungen sind, nach dem Prinzip: „Exzellenz zieht Exzellenz an.“

Kernresonanz-Zentrum fügt sich in ein Gesamtkonzept

Den nächsten bedeutenden Schritt setzt die TUM mit dem Forschungsneubau „TUM Center for Functional Protein Assemblies“, dessen Baukosten in Höhe von circa 40 Millionen Euro ebenfalls hälftig von Bund und Land finanziert werden. Die Planungen sind im Gange, Baubeginn ist im Jahre 2016, Fertigstellung 2018. In diesem Zentrum, dem die einzigartige Garchinger Gerätekonfiguration der Kernresonanz zugute kommt, werden die Funktionsweisen und Prinzipien von Proteinen fakultätsübergreifend erforscht.

„Hierfür bietet unsere exzellent aufgestellte Forschergemeinschaft aus der Biophysik mit zwei Leibniz-Preisträgern, der Biochemie, Biotechnologie und Medizin die idealen Voraussetzungen. „Mit dem derzeit auf dem Medizin-Campus unseres Klinikums entstehenden Tumorforschungszentrum TranslaTUM und dem künftigen Multiple-Sklerose-Zentrum der Tschira-Stiftung rundet sich unser Gesamtkonzept ab“, so Präsident Herrmann am Montag in Garching.

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