• 4.10.2021
  • Lesezeit: 2 Min.

Ein Protein ist Ursache für schwereren Verlauf von Krebserkrankungen bei Männern

Ursache für geschlechtsspezifisch höheres Sterberisiko

Auffällig viele lebensbedrohliche Krankheiten verlaufen bei Männern schwerer als bei Frauen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die durch SARS-CoV-2 verursachte COVID-19-Erkrankung. Aber auch bei Krebserkrankungen tragen Männer ein deutlich höheres Risiko für einen schweren Verlauf. Eine molekulare Ursache für diesen Unterschied zwischen den Geschlechtern hat nun ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) entdeckt.

Prof. Krüger, Celina Eckfeld und Chris D. Hermann in ihrem Labor im Klinikum rechts der Isar. T. Einberger / TUM
Prof. Krüger, Celina Eckfeld und Chris D. Hermann in ihrem Labor im Klinikum rechts der Isar.

Männer haben gegenüber Frauen ein auffällig erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von lebensbedrohenden Krankheiten wie etwa Krebs. So versterben in Deutschland jährlich über 130.000 Patienten aber nur etwa 100.000 Patientinnen an Krebserkrankungen.

Umfangreiche epidemiologische Studien der letzten Jahre ergaben, dass das erhöhte Risiko von Männern für schwere Verläufe einer Krebskrankheit keineswegs allein auf einen riskanteren Lebensstil beispielsweise durch deren im Mittel höheren Tabak- beziehungsweise Alkoholkonsum zurückzuführen ist.

Deshalb müssen auch Lebensstil-unabhängige Faktoren eine Rolle spielen. Um so wichtiger ist es Parameter zu identifizieren, die so ein geschlechtsabhängiges Fortschreiten der Krankheit verursachen, und daraus geeignete Schlüsse für die Behandlung von Patienten zu ziehen.

Ein Protein als Ursache

Ein Forschungsteam um Prof. Achim Krüger am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hat nun einen Faktor gefunden, der diesen Geschlechterunterschied erklären und zudem auch die Risikodiagnostik für den klinischen Verlauf verbessern könnte. Gefördert wurden die Arbeiten unter anderem von der Wilhelm Sander-Stiftung.

Auf der Basis von Patientenkohorten aus Deutschland und Kanada fand das Forschungsteam heraus, dass Männer, deren Blut eine erhöhte Konzentration des körpereigenen Proteins TIMP-1 aufweist, ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu versterben.

Weitergehende Analysen zeigten, dass der Anstieg von TIMP1 eine Verstärkung der Lebermetastasierung zur Folge hat, die bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Darmkrebs und beim Melanom zum Tode führt.

Erhöhter Wert zeigt hohes Risiko

„TIMP1 ist nicht bei allen Männern erhöht, aber die Entdeckung von TIMP1 als im Blut nachweisbaren Risikoparameter ermöglicht es der Klinik nun, diejenige Gruppe von Männern mit einem hohen Risiko für die Bildung lebensbedrohlicher Lebermetastasen zu identifizieren“, so Krüger. 

„Aus früheren Studien kennen wir bereits die molekularen Zusammenhänge, wie TIMP1 die Lebermetastasierung fördert“, ergänzt Krüger. „In Verbindung mit unserer aktuellen Entdeckung bieten sich jetzt neue Möglichkeiten für eine personalisierte Medizin mit optimierten Diagnose- und zielgerichteten Therapieoptionen.“ 

Im nächsten Schritt möchte Achim Krüger mit seiner Arbeitsgruppe auch den molekularen Ursachen der männerspezifisch veränderten Bildung von TIMP1 weiter auf den Grund gehen.

Publikationen

C. D. Hermann, B. Schoeps, C. Eckfeld, E. Munkhbaatar, L. Kniep, O. Prokopchuk, N. Wirges, K. Steiger, D. Häußler, P. Knolle, E. Poulton, R. Khokha, B. T. Grünwald, I. E. Demir, A. Krüger
TIMP1 expression underlies sex disparity in liver metastasis and survival in pancreatic cancer
J Exp Med., Nov 1, 2021; 218(11):e20210911 (Online: Sep 17, 2021) – DOI: 10.1084/jem.20210911
 

Weitere Informationen und Links

Die Wilhelm Sander-Stiftung, deren Stiftungszweck die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung ist, hat das Forschungsprojekt in zwei Förderphasen mit insgesamt rund 400.000 Euro unterstützt. Darüber hinaus wurde das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Deutsche Zentrum für Infektionsforschung, das Princess Margaret Cancer Foundation, die European Molecular Biology Organization (EMBO) und die Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert. 

Neben mehreren Arbeitsgruppen des Klinikums rechts der Isar waren an der Forschungsarbeit auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Princess Margaret Cancer Centre des University Health Network und des Department of Medical Biophysics der University of Toronto (Kanada) beteiligt.

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Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Achim Krüger
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Institut für Experimentelle Onkologie und Therapieforschung
Ismaninger Str. 22, 81675 München
Tel.: +49 89 4140 4463
achim.kruegerspam prevention@tum.de
 

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