• 18.7.2014

Neue evangelische Pfarrerin:

Claudia Häfner will die „Kirche bei den Menschen“

Seit März 2014 ist Dr. Claudia Häfner die neue Hochschulpfarrerin an der TU München. Die Theologin gehört zum Team der Evangelischen Hochschulgemeinde (EHG). Sabrina Czechofsky von den TUMstudinews traf Claudia Häfner zu einem ersten „Vorstellungsgespräch“ über Herausforderungen und Visionen in ihrem neuen Job.

Portrait Dr. Claudia Häfner
Seit März 2014 an der TUM: Dr. Claudia Häfner ist die neue Hochschulpfarrerin in München. (Foto: Daniela Ingalls)

Frau Häfner, Sie sind seit vier Monaten Hochschulpfarrerin in der Innenstadt. Was genau macht ein Hochschulpfarrer eigentlich?

Häfner: An einer Uni bin ich als Pfarrerin und damit als Kirche an einem Ort, an dem erst einmal keine Kirche ist. Hier ist Vernetzung sehr wichtig, um als Pfarrerin und Kirche überhaupt im System anzukommen. Wir organisieren dafür zum Beispiel Vorlesungsreihen wie „Technik und Ethik“. Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist auch die Beratung von Studierenden und Angestellten der Universität. Jeder kann mit seinen Problemen zu mir kommen. Es gibt natürlich auch in der EHG eine Kerngemeinde. Studierende und Angestellte der Uni, die regelmäßig kommen, mit denen ich zusammen Gottesdienst feiere und Gemeindetage veranstalte.

Sie haben vorher in verschiedenen Pfarreien in München als Gemeindepfarrerin gearbeitet. Das ist nach Ihrer Stelle im Unternehmen Ihre zweite Funktionsstelle. Was ist für Sie die Herausforderung?

Häfner: Die Arbeit an einer Universität ist sehr semester-abhängig. Da muss ich als Pfarrerin viel flexibler sein als in einer Gemeinde, in der die Mitglieder wohnen. Andererseits müssen die Menschen bei einer Hochschulgemeinde auch stärker kommen wollen, um sich zu verankern. An der Uni kommen die Leute nicht so oft zu mir ins Büro. Ich muss zu ihnen kommen. Eine Herausforderung ist für mich die Frage: Wie kann ich für Kirche und Glauben angemessen werben, ohne aufdringlich zu sein.

Was glauben Sie, beschäftigt Studenten heute?

Häfner: Ich denke, oft sind es Identitätsfragen: Viele Studenten haben Schwierigkeiten herauszufinden, was sie beruflich und auch privat wirklich wollen. Junge Menschen sind heute nicht mehr käuflich. Sie lassen sich nicht mit viel Geld für eine 60-Stunden-Woche anheuern. Sie wollen Raum haben für Familie und Freizeit. Und sie wollen das ausleben, was in ihnen steckt, und nicht in bestehende Strukturen gepresst werden. Aber die Studenten sind heute auch an politischen Fragen interessiert. Weltweite Krisen, das große Ungleichgewicht in der Welt und Fragen der Gerechtigkeit oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigen sie.

Spielt Glaube für junge Menschen überhaupt noch eine Rolle?

Häfner: Das Bedürfnis nach Spiritualität ist sehr groß. Das sehe ich auch in der EHG. Als Pfarrerin bin ich aber auch der Meinung, dass das Angebot für junge Menschen noch attraktiver werden kann. Eine Freundin von mir sagte dazu einmal: „Kirche ist einfach nicht sexy“. Und sie hat Recht. Ich selbst tue alles dafür, dass Kirche attraktiv und in diesem Sinne dann auch "sexy", anziehend,  modern und  lebendig ist. Und es  gibt viele junge Menschen, denen ihr Glaube sehr wichtig ist, und die in der EHG einen Platz gefunden haben, an dem sie das ausleben können.

Was sind ihre Ziele und Visionen an der TUM?

Häfner: Mein Traum wäre ein Zentrum in der Nähe des TUM-Stammgeländes. Dann könnten Studenten auch zwischen Vorlesungen einfach hereinschneien, sich treffen und austauschen. Ich wünsche mir, dass Studenten bei uns etwas finden, was ihre menschlichen Bedürfnisse wie Anerkennung und Gebrauchtwerden stillt. Alle Menschen, egal welcher Konfession, sind bei uns willkommen und können sich einbringen. Meine Vision ist, dass Glaube an der TUM eine Wirkkraft bekommt.

Die EHG bietet Studierenden, Lehrenden und Angestellten der TUM Beratung, Seelsorge, Gebetskreise, Andachten, Gottesdienste und zahlreiche Veranstaltungen. Dr. Claudia Häfner ist 41 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Mitwitz in Oberfranken. Dass sie Pfarrerin werden wollte, wusste sie schon mit 12 Jahren und ließ sich auch von ihrem Vater, der sich von der Kirche abgewandt hatte, nicht in ihren Plänen beeinflussen.

Nach mehreren Auslandsaufenthalten in Kanada und Argentinien studierte sie Theologie in Neuendettelsau, Erlangen, Buenos Aires und München. Ihre erste Stelle bekam sie als Pfarrerin in einem Unternehmen und arbeitete später als Gemeindepfarrerin in mehreren Münchner Gemeinden. Sie ist mit dem Dekan Dr. Christoph Jahnel verheiratet und hat drei Töchter.

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