• 1.2.2018

Workshop für Glasapparatebauer

Einladung nach Addis Abeba

Hans Münstermann leitet die Glasbläserei der Chemie-Fakultät der TUM. Von Garching aus ging es für ihn nach Äthiopien: Er hat an der Universität in Addis Abeba einen Workshop für Glasapparatebauer geleitet. Den studinews hat Münstermann von seinen Eindrücken vor Ort berichtet, und wie sich sein Beruf verändert.

An der Universität Addis Abeba üben Praktikanten erste Handgriffe für den Glasapparatebau. (Foto: privat)
An der Universität Addis Abeba üben Praktikanten erste Handgriffe für den Glasapparatebau. (Foto: privat)

Ist Glasbläserei in Afrika überhaupt wichtig?

Auf alle Fälle. In Addis Abeba ist das Department allerdings sehr eingeschlafen. Der Bereichsleiter ist 75 Jahre alt und die Apparaturen sind alle veraltet. Es ist sehr wichtig, die Glasbläserei dort zu fördern und Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Das Interesse wäre auf alle Fälle vorhanden, doch leider fehlt das Geld. Deshalb sind wir aktuell auf der Suche nach interessierten Sponsoren und Investoren, um dort langfristig etwas zu verändern.

Wie lange dauerte Ihr Aufenthalt insgesamt?

Ich war eine Woche vor Ort. Von Montag bis Freitag war ich an der Universität und am Wochenende war noch Zeit für einen Ausflug zu den wissenschaftlichen Gärten von Prof. Ermias Dagne, der auch mein Betreuer an der Universität war.

Wie lief Ihr Workshop ab?

Das war eine Art Crashkurs, in welchem ich meinen vier PraktikantInnen die absoluten Basics - wie Spitzen ziehen, Bögen machen und T-Stückchen bauen - beigebracht habe.

Wieso waren es nur vier Teilnehmer?

Die Werkstatt ist sehr klein und auch das Angebot an Arbeitsmaterial ist gering. Deshalb war eine höhere Teilnehmerzahl leider nicht möglich. Doch die vier waren wahnsinnig wissbegierig und motiviert. Bei der Glasbläserei führt man ziemlich viel vor. Und oftmals greife ich meinen PraktikantInnen in die Hände, um ihnen die Arbeitsschritte noch besser darzustellen. Das war für die Afrikaner auch gar kein Problem und ist bei uns in Deutschland ganz anders. Auch das Arbeitsklima ist anders in Afrika, es sind immer alle Türen offen und meistens ist viel los.

Gab es keine Verständigungsschwierigkeiten?

Zum Glück viel weniger als befürchtet. Noch dazu waren an zwei Nachmittagen die Töchter eines Mitarbeiters von der Universität als Dolmetscherinnen dabei. Die zwei besuchen eine deutsche Schule in der Stadt und haben mir bei Unklarheiten sehr geholfen.

Was sind Ihre bleibenden Eindrücke von Afrika?

Überzeugt haben mich vor allem die Menschen. Sie sind trotz der vorherrschenden Armut immer freundlich, fröhlich und sehr herzlich. Sie haben außerdem eine große Bereitschaft zu arbeiten und sind sehr fleißig. Das Land selbst ist natürlich auch beeindruckend. Addis Abeba liegt in einem Hochland und ist deshalb sehr grün und landschaftlich wunderschön. Außerdem hat es mich fasziniert, wie viel Bewegung in diesem Land herrscht und wie viele junge Leute dort unterwegs sind. Das ist schon eine ganz andere Welt.

Werden bei der Glasbläserei eigentlich nur Geräte für den chemischen Gebrauch hergestellt?

Das hat sich sehr geändert. Man redet mittlerweile vom wissenschaftlich technischen Glasapparatebau und es werden so gut wie alle Bereiche der Universität ausgestattet, sogar der Maschinenbau. Es ist schon lange nicht mehr so, dass wir lediglich Kolben reparieren. Wir machen oftmals hochgradig schwierige Reparaturen, die sehr teuer sind. Das Gesamtbild verändert sich gerade sehr, auch in Afrika. Es herrscht außerdem ein enormer Facharbeitermangel.


Die Glasbläserei an der TUM gehört zur Fakultät für Chemie in Garching. Dort treffen sich heuer die Fachleute der Branche: Vom 19. bis 21. April 2018 findet im Zentrum für Energie und Information (ZEI) das erste Symposium für wissenschaftlich technischen Glasapparatebau statt. Mehr Infos: www.glas-apparatebau.de

Mehr Informationen:
TUM Glasbläserei

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