• 22.10.2020

Neue Labore und Werkstätten für das Heinz Maier-Leibnitz Zentrum

Stärkung der Neutronenforschung in Garching

Jährlich kommen bis zu 1.200 Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus aller Welt, um an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) Messungen durchzuführen. Die Technische Universität München (TUM) und das Forschungszentrum Jülich erweitern nun die Forschungskapazitäten der weltweit vielseitigsten Neutronenquelle durch zwei neue Gebäude, die insgesamt 4.550 Quadratmeter Nutzfläche für Labors, Büros und Werkstätten zur Verfügung stellen.

Neue Gebäude des MLZ Juli Eberle / TUM
Die beiden neuen Gebäude des MLZ.

Dank ihrer besonderen Eigenschaften liefern Neutronen wichtige Erkenntnisse für viele Wissenschaftsbereiche, von der Biologie über Chemie und Physik bis zu den Geo-, Ingenieur- oder Materialwissenschaften. Damit trägt die Neutronenforschung direkt zur Lösung grundlegender Fragestellungen unserer Gesellschaft bei. Der FRM II gehört zu den wenigen Hochflussneutronenquellen für Forschungszwecke und zur Radioisotopenproduktion in Europa.

Angeführt von der Technischen Universität München, dem Forschungszentrum Jülich und dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht haben sich unter dem organisatorischen Dach des Heinz Maier-Leibnitz Zentrums (MLZ) Einrichtungen der Neutronenforschung zusammengeschlossen, um in Garching Forschungs- und Ausbildungsmöglichkeiten weiter auszubauen, sodass Deutschland auch zukünftig zu den weltweit führenden Nationen in der Neutronenforschung zählt. 

Derzeit arbeiten über 400 Menschen an MLZ und FRM II. Sie nutzen 27 wissenschaftliche Instrumente, sechs weitere sind im Bau. Da die Instrumente nur mit fachkundigen Operateurinnen und Operateuren betrieben werden können, wächst auch die Zahl der Mitarbeitenden kontinuierlich. Hinzu kommen jährlich bis zu 1.200 Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, davon über 50 Prozent aus dem Ausland, die ebenfalls Experimentier- und Büroflächen benötigen.

Die beiden neuen Gebäude erfüllen nun den stark gestiegenen Raumbedarf. Der südliche Bau entstand im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Das nördliche Gebäude entstand im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung für die TUM. Die Baukosten belaufen sich auf insgesamt rund 38 Millionen Euro. Die Projektleitung lag beim Staatlichen Bauamt Rosenheim.

Raum für neue Kooperationen

„Mit der Errichtung der beiden Neubauten am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum in Garching haben wir im wahrsten Wortsinn Raum geschaffen für mehr Wissenschaft – Raum für mehr Grundlagenforschung und Raum für mehr anwendungsnahe Forschung in Bereichen wie Energie, Gesundheit und Umwelt. Neutronen mit ihren einzigartigen Fähigkeiten, die Struktur und Funktion von Materialien und Bauteilen zu untersuchen, können hierzu wesentliche Beiträge leisten. Dabei ist dem Bundesministerium für Bildung und Forschung der Transfer von Forschungsergebnissen aus der Grundlagenforschung in innovative Anwendungen für die Praxis ein besonderes Anliegen. Dies gelingt dem MLZ in überzeugender Weise“, sagt Thomas Rachel, MdB, Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Aufgrund dieses Potentials steuert der Bund über 20 Millionen Euro für die Errichtung der Gebäude bei und wird auch künftig weitere Mittel im Millionenbereich im Wege der institutionellen Förderung zur Verfügung stellen.“ 

Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst betont: „Die Forschung mit Neutronen in Deutschland begann hier in Garching vor mehr als 60 Jahren am Atom-Ei. Aus der Wissenschaft gingen ganz konkrete Anwendungen hervor: Radioisotope gegen Krebs oder Halbleiter für den Stromtransport. Das zeigt: Hier arbeitet die Wissenschaft seit Jahrzehnten für den Menschen, hier finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit. Die gemeinsame Investition von Bund und Land hat daher neben der wissenschaftlichen auch eine wirtschaftliche und eine gesellschaftliche Dimension. Wir investieren hier in die Forschung der Zukunft.“

„Die Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz ist die leistungsfähigste Neutronenquelle der Welt und als solches ein wissenschaftlicher Leuchtturm auf der Landkarte Bayerns, Deutschlands und Europas“, sagt Prof. Thomas F. Hofmann, Präsident der TUM. „Die Investitionen von Bund und Land in die räumliche Infrastruktur wird dank des unübertroffenen Leistungsspektrums unserer Neutronenquelle reichlich Früchte tragen.“ Video: Ansprache des Präsidenten zur Gebäudeeröffnung (Panopto)

„Die Neutronenforschung bietet die einzigartige Chance, Phänomene auf der atomaren Skala zu verstehen und so grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen, von denen die Entwicklung neuer Technologien maßgeblich profitieren kann“, sagt Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Marquardt, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich. „Hierfür die besten Instrumente an den besten Quellen nutzbar zu machen, ist die Mission des Jülich Centre for Neutron Science, die wir mit den erweiterten Labor-, Werkstatt- und Büroflächen an der leistungsstärksten Neutronenquelle Deutschlands weiter stärken.“

„Die Neutronen locken Wissenschaftler aus aller Welt hierher nach Garching, um die Herausforderungen der Zukunft zu lösen: Sie erforschen neue Antibiotikawirkstoffe, schaffen die Grundlagen für effizientere Datenspeicher von morgen und bringen mit Batterie- und Wasserstoffforschung die Energiewende voran,“ sagt Prof. Peter Müller-Buschbaum, Sprecher des MLZ-Direktoriums und Wissenschaftlicher Direktor des FRM II. „Die neuen Gebäude geben Raum für neue Ideen und Kooperationen, auch über die Grenzen der institutionellen Zugehörigkeiten hinweg.“

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Weitere Informationen und Links

Im Rahmen der Einweihungsfeier übergab Doris Lackerbauer, die Leiterin des Staatlichen Bauamts Rosenheim, das für die Bauausführung verantwortlich zeichnete, den symbolischen Schlüssel an die beiden Direktoren des MLZ, Prof. Peter Müller-Buschbaum und Prof. Stephan Förster. Mit Rücksicht auf die Gefahren der Corona-Pandemie wurde die Feier als virtuelle Veranstaltung abgehalten, mit Video-Übertragung für die geladenen Gäste und die Kooperationspartner im gesamten Bundesgebiet. 

Die zwei sich gegenüberstehenden vierstöckigen Gebäude, die den Blick auf das denkmalgeschützte „Atom-Ei“ aus dem Jahre 1957 einrahmen, konzipierte das Architekturbüro HENN. Das Kunstwerk „Mehr oder Weniger“ des Münchner Künstlers Olaf Probst durchzieht korrespondierend beide Gebäude. 

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