• 9.5.2016

Forschungsneubau in Garching seiner Bestimmung übergeben

TUM eröffnet Zentralinstitut für Katalyseforschung

Mit dem heute eröffneten TUM Catalysis Research Center (CRC) setzt die Technische Universität München (TUM) einen Akzent in der internationalen Katalyseforschung. Wissenschaftler aus fünf Fakultäten sowie industrielle Kooperationspartner forschen künftig unter einem gemeinsamen Dach an den Herausforderungen der energie- und der ressourcenschonenden Produktion von chemischen Grundstoffen, Feinchemikalien und pharmazeutischen Produkten. An den Gesamtbaukosten des Garchinger Forschungsneubaus in Höhe von 84,5 Millionen Euro beteiligte sich aufgrund der überregionalen Bedeutung des Zentrums das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Das Zentralinstitut für Katalyseforschung der TUM, Ostansicht - Bild: Andreas Heddergott / TUM
Das Zentralinstitut für Katalyseforschung der TUM, Ostansicht - Bild: Andreas Heddergott / TUM

Katalysatoren sind der Schlüssel zur nachhaltigen, energie- und ressourcensparenden chemischen Stoffumwandlung. Auch die künftige Nutzung biogener Rohstoffe sowie die Gewinnung, Speicherung und Umwandlung von Energie ist auf Fortschritte der angewandten Katalysatorforschung angewiesen. Der weltweite Markt für Katalysatoren hat mittlerweile ein Volumen von mehr als 18 Milliarden Euro erreicht und wird weiter wachsen. Dennoch sind selbst grundlegende Fragestellungen ungelöst, wie zum Beispiel die katalytische Nutzung von Naturgas (Methan) zur Produktion wertveredelter chemischer Zwischenprodukte.

Im Forschungsneubau greift die TU München die interdisziplinären Herausforderungen der modernen Katalyse als Systemwissenschaft auf. Sie bündelt die in den Chemie- und Physik-Fakultäten vorhandenen Kompetenzen und erweitert sie um ingenieur- und computerwissenschaftliche sowie mathematische Ansätze.

„In dieser Forschung gibt es zwischen den klassischen Disziplinen der Ingenieur- und Naturwissenschaften keine Grenzen mehr. Unter dem gemeinsamen Dach des Katalyseforschungszentrums bringen wir die unterschiedlichsten methodischen Ansätze zur Konvergenz,“ sagte TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann, der als Katalyseforscher den Forschungsneubau initiiert hatte. „Die Produktvielfalt unserer führenden Technologiegesellschaft wird künftig nur darstellbar sein, wenn mithilfe spezifischer Katalysatoren Wertprodukte aufgebaut, Überflussprodukte abgebaut und Schadstoffe vermieden werden.“

Einzigartige Forschungsinfrastruktur

Methodisch und thematisch vernetzt ist das Katalyseforschungszentrum mit bestehenden Einrichtungen auf dem Campus wie unter anderem den Fakultäten für Chemie und Physik, Maschinenwesen, Mathematik und Informatik sowie dem Forschungszentrum für Weiße Biotechnologie und der TUM International Graduate School of Science and Engineering (IGSSE), einem Ergebnis der Exzellenzinitiative von 2006. Flankierend kommen das soeben gegründete Forschungszentrum für Synthetische Biotechnologie (gefördert von der Werner Siemens-Stiftung) und Infrastruktureinrichtungen hinzu, so vor allem die Forschungs-Neutronenquelle, das Bayerische Kernresonanz-Zentrum und der Supercomputer des Leibniz-Rechenzentrums.

Das Zentrum ist auch Sitz der strategischen Forschungsallianz „Munich Catalysis“ (MuniCat): Im Sinne eines „Industry on Campus“-Konzepts arbeiten hier TUM-Wissenschaftler gemeinsam mit Forschern der Clariant AG an wichtigen Fragen der Grundlagen- und Anwendungsforschung im Bereich der chemischen Katalyse. Thematisch ist ferner das Wacker-Institut für Siliziumchemie in die Forschungsprogrammatik eingekoppelt.

Neue Professuren

Die Planungs- und Bauphase nutzte die TUM, um neue katalyserelevante Professuren einzurichten. Sie erweiterte das Spektrum um Professuren für Bioanorganische Chemie, Computergestützte Biokatalyse, Industrielle Biokatalyse, Technische Elektrochemie, Physikalische Chemie/Katalyse, Siliziumchemie, Festkörper-NMR-Spektroskopie, Biomolekulare NMR-Spektroskopie, Selektive Trenntechnik und Systembiotechnologie.

Assoziiert mit dem CRC sind Forschungsaktivitäten des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing, wo unter anderem Ethanol aus Agrarreststoffen biokatalytisch erzeugt wird. „Der erfolgte Ausbau der biochemischen und biophysikalischen Forschung an der TUM – ebenfalls mit mehreren neuen Professuren – schafft die Verstärkung des Katalyseschwerpunkts in den biopharmazeutischen Bereich,“ sagte TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann. Demnächst entsteht neben dem Katalysezentrum der Neubau für die Proteinforschung. „Damit ist die TUM nunmehr international führend mit einem kohärenten Gesamtkonzept aufgestellt.“

Forschungszentrum von überregionaler Bedeutung

„Kaum ein Produkt der chemischen Industrie wäre ohne Katalysatoren ökonomisch und ökologisch sinnvoll herstellbar. Die Katalysatorforschung ist daher eine Schlüsseltechnologie – besonders für einen rohstoffarmen Standort wie Deutschland“, sagte Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). „Die TU München betreibt bereits Katalyseforschung von internationalem Rang. Das neue Zentrum wird diese herausragende Stellung noch einmal deutlich unterstreichen. Der Bau, den das BMBF mit knapp 29 Millionen Euro unterstützt hat, leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Forschungsstandortes Deutschland.“

„Mit den Fakultäten Chemie, Physik, Maschinenwesen und Informatik, der Neutronenquelle der TUM und dem Höchstleistungsrechner des LRZ besitzt der Forschungscampus Garching eine weltweit einmalige Infrastruktur,“ sagte Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle. „Mit dem neuen Zentralinstitut für Katalyseforschung haben wir nun einen Ort geschaffen, an dem die hier bestehenden Synergien in optimaler Weise zusammenfließen und wirksam werden. Wir stärken mit dem neuen Zentralinstitut für Katalyseforschung die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Bayern und Deutschland weiter.“

Spitzenforschung mit weltweiter Vernetzung – Ehrendoktorwürde für Katalyseforscher

Im Rahmen der Feierlichkeiten verlieh die Technische Universität München den Chemikern Prof. Ferdi Schüth und Prof. Tobin Marks die Ehrendoktorwürde. Ferdi Schüth, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim/Ruhr und Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, erhält die Ehrendoktorwürde in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeiten zur Heterogenen Katalyse. Insbesondere entwickelte er Hochdurchsatzverfahren zum parallelen Testen vieler Katalysatorvarianten, mit denen sich die Entwicklungszeit neuer Katalysatoren wesentlich verkürzen lässt.

Mit mehr als 1200 wissenschaftlichen Publikationen und über 200 Patenten gehört Tobin Marks von der Northwestern University in Illinois/USA zu den weltweit wichtigsten Forschern im Bereich der Organometallchemie, die seit Jahren eine Forschungsdomäne der TUM ist und hier wesentliche Impulse erhalten hat. Seine Forschungsergebnisse haben wichtige Entwicklungen in der industriellen Anwendung angestoßen. Marks war bereits mit dem Wilhelm-Manchot Preis der Chemiefakultät ausgezeichnet worden und ist außerdem TUM Distinguished Affiliated Professor.

Zum Kreis der Ehrendoktoren gehören Forscherpersönlichkeiten, die in der Katalyse-Forschung bahnbrechend gewirkt haben, so etwa die Professoren Henri Brunner (Regensburg) und Jean-Marie Basset (KAUST, Thuwal/Saudi-Arabien) sowie die Nobelpreisträger Prof. Karl B. Sharpless (La Jolla, USA) und Prof. Gerhard Ertl (Berlin).

Im Rahmen der Feier verlieh Präsident Prof. Herrmann dem TUM-Alumnus Dr. Christian W. Kohlpaintner, Vorstandsmitglied der Clariant AG, die Karl Max von Bauernfeind-Medaille. Er erhält die Auszeichnung für sein herausragendes Engagement für die gemeinnützige TUM Universitätsstiftung, zu deren Gründern er gehört und dessen Stiftungsrat er vorsteht.

Adresse: Ernst Otto Fischer-Str. 1

Der Forschungsneubau hat die Adresse Ernst Otto Fischer-Str. 1. Deren Namensgeber hat wichtige Pionierleistungen in der Organometallchemie geleistet und dafür den Nobelpreis für Chemie erhalten (1973). Ernst Otto Fischer (1918 – 2007) war Inhaber des Lehrstuhls für Anorganische Chemie (1964 – 1984).

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