• 22.6.2016

Masterarbeit in USA:

„Der Weg ins Ausland lohnt sich immer“

Gunther Glenk hat seine Masterarbeit an der Stanford University und am MIT geschrieben. Der Weg dorthin war zeitaufwendig und nicht immer einfach. Es hat sich gelohnt. Mit uns hat er über die Schwierigkeiten und seine Erfahrungen in den USA gesprochen.<br /><br />

Aufwand war es wert: Gunther Glenk vor dem Dome des MIT in Cambridge, Massachusetts. (Foto: Gunther Glenk)
Aufwand war es wert: Gunther Glenk vor dem Dome des MIT in Cambridge, Massachusetts. (Foto: Gunther Glenk)

TUMstudinews: Wie bist Du auf die Idee gekommen, Deine Masterarbeit in Amerika zu schreiben?

Glenk: Ich wollte unbedingt mal eine amerikanische Top-Uni kennenlernen. Entscheidend war, dass die Studiengebühren in den USA für einen „Visiting Student Researcher“ wesentlich geringer sind und ich die Zeit dort mit der Zeit für die Masterarbeit verbinden konnte.

Was waren Deine ersten Schritte bei der Umsetzung?

Hier an der TUM habe ich für mein Vorhaben erst einmal wenig Unterstützung erhalten. Man konnte sich nicht vorstellen, dass das klappen kann. Das fand ich ziemlich schade. Doch auch wenn offizielle Wege schwierig erscheinen: Es gibt immer Möglichkeiten. Man darf bei so einem Vorhaben ruhig mehr Selbstvertrauen haben und sich nicht sofort abschrecken lassen.

Hast Du das Ganze dann auf eigene Faust organisiert?

Genau. Ich hab erst mal sehr viel recherchiert, wie andere es geschafft hatten und dachte über Dritt-Kontakte weiterzukommen. Das hat aber alles nicht funktioniert, weswegen ich schließlich die Professoren in Amerika direkt angeschrieben habe.

Wie bist Du dabei genau vorgegangen?

Als erstes habe ich mir an der TUM ein Thema und einen Professor gesucht. Dann habe ich intensiv nach Professoren an Universitäten in Amerika gesucht, die sich mit meinem Thema befassen. Insgesamt habe ich Professoren von fünf Universitäten - Stanford, MIT, Harvard, Berkeley und UCLA - angeschrieben, wobei Stanford und MIT von Anfang an meine Favoriten waren.

Das klingt nach viel Zeitaufwand.

Das stimmt. Die Vorbereitung hat einige Zeit gedauert und nachdem ich die Professoren im Januar 2015 angeschrieben hatte, war erst im Juni sicher, dass es klappt. Die Idee selbst entstand sogar schon ein Jahr früher. Einfacher könnte es über eine Vorstellung durch einen TUM-Professor gehen, doch das ist eben nicht immer möglich.

Wieso warst Du gleich an zwei Universitäten?

In Stanford war ich von September bis Dezember und am MIT dann von Januar bis Mai. Ich hatte die Zusage von beiden, und auf Nachfrage meinte mein Kontakt am MIT, dass es möglich wäre, den Aufenthalt nach hinten zu verschieben. Als ich in Stanford merkte, wie viel ich thematisch aber auch persönlich lerne, wollte ich den zweiten Aufenthalt unbedingt möglich machen. Zudem war es eine perfekte Vorbereitung für meine anstehende Promotion an der TUM.

Wie war die Unterstützung Deiner Betreuer in Amerika?

Ich habe ein Cubicle im Büro der PhD-Studenten bekommen und sie meinten, dass sie für Fragen zur Verfügung stehen. In Stanford war das Interesse des Professors an meinem Thema zwar gegeben, die Ambition selbst dahin zu forschen jedoch erst nicht besonders groß. Nach ein paar Treffen konnte ich ihn dann überzeugen. Heute stehe ich immer noch in engem Kontakt und arbeite sogar mit ihnen zusammen. Das Betreuungsverhältnis ist in Amerika viel enger als bei uns. Zum Beispiel trifft man sich auch mal zum Tennis oder Dinner.

Was hat Dich am Campus am meisten beeindruckt?

Das Angebot ist einfach überwältigend. Es gibt ständig Vorträge von führenden Persönlichkeiten wie zum Beispiel mal Steven Chu, Nobelpreisträger in Physik, Elon Musk oder Bill Gates. Das war wirklich spannend. Außerdem sind die Kurse wesentlich intensiver. Ein Kurs zum Unternehmertum war mit 40 Stunden pro Woche zwar super zeitaufwendig, doch ich habe auch extrem viel gelernt.

Hattest Du auch ein wenig Freizeit in Amerika?

Also ich hab in erster Linie schon viel gearbeitet. Meistens wirklich von 7-23 Uhr jeden Tag. Das sollte andere Studenten allerdings nicht abschrecken. Jeder muss seine Prioritäten selbst setzen und ich wollte in der Kürze meiner Aufenthalte möglichst viel kennenlernen. Gerade Kalifornien hat freizeitmäßig viel zu bieten. Auch wenn mein persönlicher Fokus sehr auf dem thematischen Fortschritt lag, habe ich viel Sport gemacht und einen kleinen Roadtrip entlang der Küste Kaliforniens.

Warum bist Du so überzeugt von einem Auslandsstudium?

Für mich gibt es drei Motivationsgründe. Erstens, die Horizonterweiterung. Ich finde durch das Fremde lernt man das Nahe besser einzuordnen. Ich sehe jetzt, was Deutschland sehr gut macht und was weniger. Zum Beispiel sind wir große Kritiker, was uns bestimmt für die deutsche Qualität hilft. Gerne kippt es jedoch in ausschließliche Negativität, was dann Innovation bremst. 

Was ist noch Motivation?

Der zweite Punkt ist das Kennenlernen von neuen Kulturen, aber auch der eigenen, weil man viel darüber im Austausch ist. Drittens fordert man sich selbst heraus. Je weiter man von zu Hause weggeht, desto größer ist meiner Meinung nach die Herausforderung. Deshalb empfehle ich jedem, möglichst viele längere Auslandsaufenthalte zu machen. Der Aufwand lohnt sich immer.

Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?

Ich bin nun erst einige Zeit mit meiner Promotion beschäftigt. Langfristig möchte ich ein eigenes Unternehmen haben, auf dem Weg dorthin ist alles möglich.

(Interview: Verena Pongratz)

Gunther Glenk ist 25 Jahre alt und stammt aus Dinkelsbühl in Mittelfranken. Gerade ist er Doktorand bei Prof. Gunther Friedl am Lehrstuhl für Controlling. Im 3. Master-Semester machte Glenk ein Auslandsemester in Peking an der Tsinghua Universität über TUMexchange. Seinen Master hat er in TUM-BWL absolviert. In der Masterarbeit beschäftigte er sich mit dem Wert von „Power of Gas“ als Energiespeicher.

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