• 3.5.2017

Anne Nyokabi aus Kenia:

„Ich hatte schon immer große Träume“

Die Geschichte von TUM-Studentin Anne Nyokabi klingt wie ein modernes Märchen: Aufgewachsen in sehr kleinen Verhältnissen in Kenia, träumte sie von einem Studium. Dann traf Anne auf eine deutsche Touristenfamilie, die ihr Leben veränderte. Warum sie seitdem immer wieder vom Glück verfolgt wird, hat sie TUMstudinews-Reporterin Sabrina Czechofsky erzählt.

Anne Nyokabi aus Kenia studiert an der TUM und erhält das Deutschlandstipendium. (Foto: Maren Willkomm)
Anne Nyokabi aus Kenia studiert an der TUM und erhält das Deutschlandstipendium. (Foto: Maren Willkomm)

TUMstudinews: Anne, Du bist seit zwei Jahren in München. Wie bist Du an die TUM gekommen?

Anne Nyokabi: Ich habe in Mombasa einen Bachelor im Computer Science gemacht und nicht über einen Auslandsaufenthalt nachgedacht. Um mir das Studium überhaupt leisten zu können, habe ich in einem Hotel geputzt. Eines Tages habe ich dort ein Ehepaar aus München kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden und die beiden haben mich nach München eingeladen und mir später dabei geholfen, mich an der TUM zu bewerben. Jetzt studiere ich seit zwei Jahren Informatik im Master hier.

Das klingt wie ein Traum.

Manchmal glaube ich auch, ich bin in einem Traum. Es war schon nicht selbstverständlich, dass ich auf die Highschool gehen konnte, weil meine alleinerziehende Mutter mich finanziell nicht unterstützen konnte. Manchmal wussten wir nicht, wie wir das Essen für den nächsten Tag zahlen sollten. Und ich habe von einem Studium geträumt. Eigentlich utopisch, denn die Studiengebühren in Kenia sind hoch. Unsere Nachbarin hat mich dafür immer ausgelacht. Schließlich habe ich es geschafft.

Nicht nur das. Du hast es auch geschafft, an der TUM einen Masterplatz zu bekommen.

Dass ich das deutsche Ehepaar kennengelernt habe, war mein allergrößtes Glück. Die beiden haben mich bei allem unterstützt: beim Visum, der TUM-Bewerbung und auch finanziell, denn alleine hätte ich mir das alles niemals leisten können. Ich habe auch jetzt sehr engen Kontakt zu den beiden, wir treffen uns mehrmals wöchentlich und die beiden geben mir Halt. Ich weiß, ich bin nicht alleine in Deutschland.

Wie gefällt es Dir in Deutschland?

Es ist eine ganz andere Welt als Kenia und nicht richtig vergleichbar. Deutschland hat viele Vorteile. Zum Beispiel erhält man als Student sehr viel Hilfe und Unterstützung, wenn man welche braucht. Das Bildungslevel ist extrem hoch, gerade an der TUM und mit einem TUM-Abschluss kann man sehr viel erreichen. Und ich mag, wie hier alles so gut organisiert ist. Was ist nicht so toll finde, ist das viele schlechte Wetter hier.

Seit eineinhalb Jahren erhältst Du auch das Deutschlandstipendium der TUM. Was bedeutet Dir das Stipendium?

Es bedeutet mir sehr viel, dass ich das Deutschlandstipendium erhalte. Ich arbeite neben dem Studium als Werksstudentin bei der Allianz. Doch das Leben in München ist sehr teuer und so hilft mir die finanzielle Unterstützung des Deutschlandstipendiums sehr, über die Runden zu kommen. Besonders viel Glück habe ich mit meinem Förderer Stefan Wolf. Er war selbst Stipendiat und arbeitet jetzt als Informatiker in Zürich. Er gibt mir so viele gute Tipps. Vor meinem Bewerbungsgespräch bei der Allianz war ich sehr aufgeregt. Da habe ich ihn angerufen und er hat eine Stunde mit mir telefoniert und mich beruhigt.   

Im Sommer beendest Du Dein Masterstudium. Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Ich möchte in Deutschland bleiben und als Informatikerin arbeiten. Hier kann ich mehr ausrichten als in Kenia, wo es ja kaum Arbeitsplätze im IT-Bereich gibt. Ich möchte Geld verdienen, damit ich der Gesellschaft etwas zurückgeben kann. Vielleicht werde ich dann selbst einmal Förderer und kann Deutschlandstipendiaten unterstützen. Am liebsten würde ich für Google arbeiten. Ich weiß, das ist ein sehr großer Traum, aber ich habe schon immer groß geträumt.

Anne Nyokabi, 27, studiert im fünften Mastersemester Informatik an der TUM. In ihrer freien Zeit geht sie gerne Schwimmen und spielt mit ihrer deutschen Familie Golf. Ihre Familie in Kenia unterstützt sie, so gut sie kann. Während ihre älteren Schwestern schon verheiratet sind, möchte ihre kleine Schwester gerne in Annes Fußstapfen treten und auch studieren. Dafür gibt Anne ihr immer wieder Tipps und motiviert sie bei ihren Plänen.

Mehr Informationen:
Deutschlandstipendium an der TUM

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