TUM und Landkreis erproben Ansatz für Digitalisierung in der Pflege
Neues Telemedizin-Pilotprojekt in Traunstein

Pflegekräfte stehen bei plötzlichen Veränderungen oder Verschlechterungen des Gesundheitszustands von Bewohnerinnen und Bewohnern häufig vor der Herausforderung, direkt über das weitere Vorgehen entscheiden zu müssen. Eine Ärztin oder ein Arzt ist nicht immer sofort vor Ort verfügbar, sodass in unklaren Situationen oft ein Notruf abgesetzt wird. Aber nicht jede medizinische Veränderung erfordert zwangsläufig eine Klinikeinweisung.
Hier setzt das neue Projekt „Telemedizinische Versorgung für Alten- und Pflegeheime im Landkreis Traunstein“ an: Mithilfe eines speziell entwickelten Telemedizin-Kits können Pflegekräfte wichtige Vitalwerte wie Blutdruck, Sauerstoffsättigung, EKG oder Herzfrequenz direkt messen und rund um die Uhr in Echtzeit an einen telemedizinisch angebundenen Arzt übermitteln und sich mit diesem per Video austauschen. Dieser kann auf Basis der übermittelten Daten eine fundierte Entscheidung über das weitere Vorgehen treffen – sei es eine Behandlung vor Ort, eine Medikamentenanpassung oder in dringenden Fällen eine Einweisung ins Krankenhaus.
Vorteile für alle Beteiligten
Das Projekt setzt auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegeheimen, Hausarztpraxen und Kliniken. Die entscheidenden Vorteile für alle Beteiligten: Bewohnern bleiben unnötige, belastende Transporte ins Krankenhaus erspart. Pflegeeinrichtungen profitieren durch eine Stärkung der Kompetenz der Pflegefachkräfte, schnellere ärztliche Einschätzungen und weniger Verlegungen. Hausärztinnen und -ärzte können effizienter arbeiten, indem zeitintensive Fahrten ins Pflegeheim vermieden werden. Der Rettungsdienst wird entlastet, indem nur tatsächlich erforderliche Einsätze durchgeführt werden. Kliniken profitieren durch die Entlastung der Notaufnahmen und die gezieltere Zuweisung von Patientinnen und Patienten.
Studienkoordinatorin Dr. Franziska Hahn vom TUM Klinikum betont: „Im Telemedizin-Zentrum am TUM Klinikum begleiten wir Patientinnen und Patienten per Ferndiagnose und erforschen in zahlreichen Projekten, wie neue Technologien am sinnvollsten eingesetzt werden können. Gemeinsam mit unseren Partnern in Traunstein und Umgebung wollen wir in den kommenden zwölf Monaten herausfinden, ob unser Modell sinnvoll umsetzbar ist. Die gewonnenen Erkenntnisse werden uns und anderen helfen, die medizinische Versorgung durch telemedizinische Ansätze weiter zu verbessern.“
- Das Projekt wird von mehreren Akteuren getragen. Die TUM übernimmt die wissenschaftliche Leitung und ist Trägerin des Projekts. Zwei niedergelassene Ärzte aus dem Landkreis (Maximilian Leitner und Sebastian Bähr) übernehmen die telemedizinische Betreuung für ihre Patientinnen und Patienten in den Pflegeheimen. Drei Pflegeheime – SenVital Ruhpolding, Kreisaltenheim Palling und Chiemgau Stift Inzell – profitieren direkt von der neuen Technik. Das TUM Klinikum begleitet die wissenschaftliche Steuerung der Studie. Der Landkreis Traunstein unterstützt die Projektumsetzung vor Ort und stellt die technische Infrastruktur bereit. Das ZTM (Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen) stellt die telemedizinische Ausstattung zur Verfügung und kümmert sich um Support, Wartung und Updates der telemedizinischen Systeme. Die Kliniken Südostbayern AG (KSOB) sind als bedeutender regionaler Gesundheitsversorger in das Projekt eingebunden, um eine effiziente ärztliche Abstimmung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu gewährleisten.
- Telemedizin-Zentrum am TUM Klinikum
- Meldung auf der Seite des Landratsamts Traunstein
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