Gespenster von 1938: Thomas Mann, die Demokratie und der Zionismus
Rachel Salamander im Gespräch mit Kai Sina
Veranstaltungsort
München
Öffentliche Veranstaltung
Zielgruppe
Öffentlich
Kaum ein politisches Ereignis erschütterte Thomas Mann so sehr wie das Münchner Abkommen von 1938. Vor Zehntausenden im New Yorker Madison Square Garden erhob er seine Stimme gegen den Versuch, Hitlers Expansionsstreben durch westliche Beschwichtigungspolitik und die Preisgabe der Tschechoslowakei einzudämmen. Trotz solcher kraftvollen Interventionen wurde Mann als politischer Intellektueller selten ernst genommen, sofern man ihn nicht rundheraus ablehnte. Die Gründe dafür führen tief in die (west-)deutsche Mentalitätsgeschichte nach 1945.
Es ist an der Zeit, diese Wahrnehmung zu korrigieren und einen Autor zu würdigen, der sich entschieden, widerständig und nicht selten unter persönlichem Risiko für Freiheit und Demokratie einsetzte. Dies zeigt sich auch und gerade in seinem Eintreten gegen den Antisemitismus, in seiner differenzierten Auseinandersetzung mit politischem wie kulturellem Zionismus – zeitweise verbunden mit der Vision eines einträchtigen und kooperativen Zusammenlebens von jüdischer und arabischer Bevölkerung – sowie in seiner klaren Ablehnung jeder Form von „Appeasement“ gegenüber antidemokratischen und faschistischen Kräften.
Die Veranstaltung wird in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen angeboten.
Kostenloser Eintritt, um Anmeldung aufgrund begrenzter Plätze gebeten.
Rachel Salamander ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Publizistin. Sie gründete 1982 in München die erste Fachbuchhandlung für Literatur zum Judentum. Von 2001 bis 2013 verantwortete sie als Herausgeberin die Wochenbeilage Literarische Welt der Tageszeitung Die Welt. Von 2013 bis 2014 leitete sie in der Nachfolge Marcel Reich-Ranickis die Frankfurter Anthologie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und gründete das FAZ-Literaturforum. Neben vielen Würdigungen ist sie Ehrenbürgerin der Stadt München und erhielt 2020 den Heinrich-Heine-Preis.
Kai Sina, geb. 1981, studierte Germanistik und Philosophie in Kiel und Göttingen. Er ist Lichtenberg-Professor für Neuere deutsche Literatur und Komparatistik (mit dem Schwerpunkt Transatlantische Literaturgeschichte) an der Universität Münster. Ausgezeichnet mit dem Wissenschaftspreis der Fritz Behrens Stiftung. Forschungsaufenthalte in Chicago und Princeton. Zuletzt erschienen ist sein vielbeachtetes Buch "Was gut ist und was böse. Thomas Mann als politischer Aktivist".
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