• 31.7.2017

Praktikum am indischen Ganges:

Geduld als wichtigste Lektion

Während seine Kommilitonen im Hörsaal in München Theorie büffelten, steckte Umweltingenieur-Student Simon Lutz in Indien im größten Abenteuer seines Lebens: Ein halbes Jahr lang war er als Praktikant in Delhi und arbeitete an einem Umweltprojekt. Den studinews erzählt er von seiner Zeit und den Herausforderungen eines Mammut-Projektes auf dem indischen Subkontinent.

Sechs Monate Indien: TUM-Student Simon Lutz hat an einem Umweltprojekt am Ganges mitgearbeitet. (Foto: privat)
Sechs Monate Indien: TUM-Student Simon Lutz hat an einem Umweltprojekt am Ganges mitgearbeitet. (Foto: privat)

TUMstudinews: Wie bist Du auf das Projekt „Support To Ganga Rejuvenation (SGR)“ aufmerksam geworden?

Simon Lutz: Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sucht immer wieder deutsche Studenten, die sich als Praktikanten an diesem Langzeitprojekt beteiligen möchten. In meinem Masterkurs „Flood Risk and Flood Management“ an der TUM wurde die Praktikumsstelle beworben. Das hörte sich für mich spannend an und so habe ich mich schließlich für ein 6-monatiges Praktikum in Delhi beworben.

Was genau ist das SGR-Projekt und was waren dabei Deine Aufgaben?

Das Projekt umfasst die Sanierung des Ganges, in dessen Einzugsgebiet über 40% der indischen Bevölkerung leben. Im Vordergrund steht dabei der deutsch-indische Wissensaustausch und die Vermittlung praktischer Erfahrungen bei der Sanierung von Flussgebieten. Das SGR-Team hat dafür mehrere Workshops für die indischen Verantwortlichen mit europäischen Experten veranstaltet. Die habe ich inhaltlich vor- und nachbereitet. Meine Aufgaben waren außerdem Berichte verfassen, bewerten und korrigieren, Dokumente übersetzen, Präsentationen erstellen und Meetings organisieren.

Das klingt nach einer sehr anspruchsvollen Tätigkeit.

Zu Beginn meines Praktikums hatte ich angenommen, dass die Sanierung des Ganges zwar eine immense Aufgabe darstellt, aber mittelfristig lösbar ist. Denn das nötige Wissen, wie ein Fluss saniert wird, ist ja gerade in Europa und speziell in Deutschland vorhanden. Schnell hat mich aber die Komplexität des Projektes überwältigt und auf den Boden der Tatsachen geholt. Der Ganges ist nicht nur ein Fluss, der durch elf indische Bundesstaaten fließt, sondern hat eine große Bedeutung für Tourismus, Industrie und Landwirtschaft und natürlich die Religion der Hindus – für sie ist er heilig. Da sind wahnsinnig viele Interessenlagen beteiligt, die man alle berücksichtigen muss.

Welche Erfahrungen und welches Wissen konntest Du in Indien sammeln?

Das Praktikum hat mir geholfen, einen Einblick in die Arbeitswelt eines Ingenieurs zu bekommen. Ich war überrascht, welchen großen Anteil Projektmanagement, Kommunikation und das Verstehen staatlicher Strukturen für die tägliche Arbeit haben. Meine wichtigste Lektion war aber, geduldig zu sein und zu akzeptieren, dass manche Prozesse in Indien einfach ihre Zeit brauchen. Geduld ist eine Tugend, welche die Inder meisterhaft beherrschen und an der wir gehetzten Europäer uns öfter mal ein Beispiel nehmen sollten.

Was hat Dir an Indien am besten gefallen?

Meine Zeit in Indien war die interessanteste und schönste Auslandserfahrung, die ich bisher machen durfte. Die unglaubliche Vielseitigkeit der Kulturen in Indien ist einzigartig auf der Welt. Ebenso die Vielfalt der Landschaft: von der atemberaubenden Bergwelt des Himalayas hinzu den paradiesischen Palmenstränden Südindiens, dazwischen Dschungel, Hochland, Wüsten, Sümpfe und Savanne. Ich habe in Neu-Delhi gewohnt und dort Expats aus allen Teilen dieser Welt kennengelernt. Man feiert zusammen, man verreist zusammen, hilft sich gegenseitig eine passende Wohnung zu finden und lernt nebenbei noch unzählige weitere Kulturen kennen. Ich würde es immer wieder so machen.

Simon Lutz, 25, kommt eigentlich aus Oettingen, Donau-Ries. Er studiert im 2. Fachsemester den Master „Environmental Engineering“, in dem er sich in „Environmental Hazards and Ressources Managment“ vertieft.

  • Das International Center der TUM bietet neben dem gängigen Austausch (Erasmus & TUMexchange) viele verschiedene Möglichkeiten, um den Schritt ins Ausland zu wagen. Es berät zum Beispiel über Fördermöglichkeiten und Auslandspraktika, die im Rahmen von Erasmus+ stattfinden oder eigenständig organisiert werden können.
  • Bei den Liaison Officers an den Auslandsstandorten der TUM in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo gehen Praktikumsangebote ein, die sie dann an die entsprechenden Fakultäten weitergeben – damit möglichst viele Studenten so spannende Erfahrungen machen können wie Simon Lutz.

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