• 25.1.2018

TUM entwickelt Dreirad für Mietradsystem MVG Rad

Mobil mit dem E-Trike

Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben im Auftrag der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und der Stadtwerke München (SWM) ein E-Trike entwickelt. Das elektrisch angetriebene Dreirad soll Teil des Mietradsystems MVG Rad werden. Die Entwicklung und Konstruktion des nun fertiggestellten Prototyps ist Bestandteil des EU-Projektes CIVITAS ECCENTRIC und hat ein Jahr gedauert. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Dreiräder in Betrieb gehen.

Das E-Trike soll Teil des Mietradsystems MVG Rad werden.
Das E-Trike soll Teil des Mietradsystems MVG Rad werden. (Bild: Nicola Rettich / TUM)

Der Weg von der U-Bahn-, Bus- oder Straßenbahnhaltestelle ans Ziel kann beschwerlich sein – vor allem, wenn man Gepäck dabei hat oder nicht gut zu Fuß ist. „Unser Ziel war es, diese Lücke für alle zu schließen“, erklärt Julian Wilberg vom Lehrstuhl für Produktentwicklung an der TUM. Im Rahmen des EU-Projektes CIVITAS ECCENTRIC erarbeitete er gemeinsam mit seinem Kollegen Simon Kremer und einem Team von Studierenden im Auftrag von SWM/MVG eine nachhaltige Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr: das System E-Trike.

Das elektrisch betriebene Dreirad ist so konzipiert, dass es auch Menschen mit leichten Gehbehinderungen oder Gleichgewichtsproblemen komfortabel und sicher bedienen können. Es ist besonders nutzerfreundlich und bietet eine hohe Stabilität. Das E-Trike fährt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h und hat genügend Stauraum für mehrere große Einkaufstaschen oder zwei Getränkekisten.

Mehr als nur drei Räder und ein Motor

„Gemeinsam wollten wir eine sinnvolle Ergänzung für das bestehende Mietradsystem MVG Rad entwickeln“, ergänzt Kilian Kärgel, Projektverantwortlicher CIVITAS ECCENTRIC bei SWM/MVG. „Die Fahrräder, die uns aktuell zur Verfügung stehen, sind nicht für den Transport schwerer und sperriger Gegenstände geeignet. Außerdem kann das heutige System von Menschen, deren Gleichgewichtssystem nicht voll funktionsfähig ist oder die wenig Kraft in den Beinen haben, nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Mit dem E-Trike haben wir nun ein Komplettpaket entwickelt, das Buchung, Ausleihe, Rückgabe, Betrieb und Wartung beinhaltet, und sich ideal in das Mietradsystem MVG Rad integrieren lässt.“

Das Team der TUM nutzte einen innovativen und interdisziplinären Forschungsansatz: Die komplette Produktentwicklung – von Analyse über die Konzepterstellung bis zum physikalischen Prototypen – orientierte sich am Nutzererlebnis. Mithilfe einer „User Experience Journey“ wurden alle Einflussfaktoren auf den Interaktionsablauf systematisch visualisiert und analysiert. Um herauszufinden, was potenzielle E-Trike-Kunden wünschen, befragten Studierende der TUM verschiedene Zielgruppen – junge Menschen, Behinderte, Berufstätige, Senioren – nach ihren Wünschen und Erfahrungen. Wichtige Informationen für die nutzergerechte Umsetzung des Konzeptes erhielten sie außerdem vom Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München. „Auf der Basis dieser Daten wurden Zielgruppen ermittelt und Anforderungsprofile erstellt, die wir bei allen Entwicklungsschritten berücksichtigt haben“, so Kremer.

Ein Dreirad für Jung und Alt

Das neu entwickelte Fahrzeug ist dank eines tiefen Einstiegs auch für ältere Menschen leicht zu fahren. Die Gepäckbox hat zwei Flügeltüren, die sich zum rückenschonenden Beladen und Entladen öffnen lassen. Der Elektromotor ist stark genug, um eine Person plus etwa 30 Kilo Zuladung zügig ans Ziel zu bringen. Das E-Trike lässt sich wie von MVG Rad gewohnt über eine App orten und buchen. Zusätzlich haben Nutzer auch die Möglichkeit, das Gefährt mit Hilfe einer Chipkarte auszuleihen.

Den Rad-Verleih nicht neu erfinden

„Wichtig war bei der Entwicklung, dass sich das E-Trike in das bestehende Verleihsystem MVG Rad integrieren lässt“, betont Wilberg. Dies sei problemlos möglich, weil das Dreirad trotz der Ladebox nicht länger als ein normales Mietfahrrad sei. Es passe damit auf die bereits vorhandenen Stellflächen. Diese müssten lediglich noch mit Ladestationen ausgerüstet werden.

Die Entwicklung des Prototyps war ein Meilenstein. Das Projekt ist damit aber nicht beendet. In den nächsten Schritten geht es nun darum, das E-Trike in das bestehende IT-System hinter MVG Rad einzubinden. 2018 sollen bis zu 20 E-Trikes auf Basis des Prototyps entstehen, die dann erstmals in dem Projektgebiet von CIVITAS ECCENTRIC (Domagkpark/Parkstadt Schwabing) und Smarter Together (Neuaubing-Westkreuz/Freiham) zum Einsatz kommen. Eine umfangreiche begleitende Evaluation ist ebenfalls in Planung, um während der Projektlaufzeit wichtige Erkenntnisse für Betrieb und Weiterentwicklung zu sammeln.

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Gefördert wurde die Entwicklung durch das EU-Projekt CIVITAS sowie die UnternehmerTUM MakerSpace GmbH.

Über CIVITAS ECCENTRIC

Im EU-Projekt CIVITAS ECCENTRIC arbeitet München zusammen mit den vier Partnerstädten Madrid, Stockholm, Turku und Ruse an nachhaltigen Verkehrskonzepten für die Metropolen der Zukunft. Bis August 2020 werden innovative Lösungen in den Bereichen städtische Mobilität sowie Gütertransport entwickelt und umgesetzt. Jede der fünf Städte operiert in einem realen Umfeld, einem „living lab“. In München liegt der räumliche Fokus auf dem schnell wachsenden Münchner Norden im Allgemeinen und dem Quartier Domagkpark/Parkstadt Schwabing im Speziellen.

Bild zur redaktionellen Verwendung:

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Kontakt:

Technische Universität München
Lehrstuhl für Produktentwicklung

Julian Wilberg
Tel. 089 289-15143
wilberg@pe.mw.tum.de

Simon Kremer
Tel. 089 289-15156
kremer@pe.mw.tum.de

Stadtwerke München (SWM) / Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG)
Pressestelle, Pressereferent Bereich MVG
Matthias Korte
Tel. 089 2361-6042
korte.matthias@swm.de

Landeshauptstadt München, Kreisverwaltungsreferat
CIVITAS ECCENTRIC, Projektkoordination
Christoph Helf
Tel. 089 233 39766
christoph.helf@muenchen.de

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