• 10.6.2013

Preis für gute Lehre:

Notfälle gemeinsam bewältigen

Ein medizinischer Notfall: Alles muss laufen wie geschmiert. Ärzte und Pflegepersonal arbeiten am besten, wenn sie den Ernstfall vorab trainiert haben. Und zwar gemeinsam. Bisher üben sie noch getrennt. Ein neues Lehrkonzept soll das ändern. Dr. Rainer Haseneder, Anästhesist am Klinikum rechts der Isar, hat dafür den Ernst Otto Fischer-Lehrpreis 2013 gewonnen.

Ärzte im Simulationszentrum
Im Simulationszentrum am Klinikum rechts der Isar: Lehrpreisträger Dr. Rainer Haseneder trainiert mit jungen Ärzten den Ernstfall. (Foto: Andreas Heddergott)

Rainer Haseneder (39) will Mediziner und Pflegekräfte schon während der Ausbildung zusammenbringen. Er ist Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie und Lehrverantwortlicher für Anästhesie und Notfallmedizin. Gemeinsame Trainings gibt es in der Ausbildungsphase bislang nicht. Doch gerade im Ernstfall müssen die Beteiligten perfekt zusammenspielen. Technische Fähigkeiten sind wichtig. Genau so wichtig ist das effektive Zusammenwirken im Team.

Fehler selten technischer Natur


„Beim Notfall arbeiten verschiedene Professionen zusammen: Ärzte, Pflegepersonal, Rettungsassistenten, OP- und Anästhesie-technische Assistenten.“ so Haseneder. „Damit ein Patient erfolgreich behandelt wird, müssen viele Dinge stimmen. Die technische Infrastruktur, das medizinische und das pflegerische Fachwissen, die manuellen Fertigkeiten.“ In diesen Bereichen gehe selten etwas schief.

Wenn beim Notfall Fehler passieren, dann meistens zwischen den Akteuren. Denn genauso wichtig sind die sogenannten „non-technical skills“. Wie kommunizieren die Beteiligten miteinander? Wie werden die Aufgaben verteilt, der Ablauf der Behandlung geplant, die Ressourcen genutzt? Haseneder: „Es gibt Algorithmen für bestimmte Notfälle, zum Beispiel wie eine Wiederbelebung zu funktionieren hat. Diese Abläufe sind allen bekannt.“ Viele wichtige Kleinigkeiten seien aber nicht definiert. Etwa das Verteilen der Aufgaben durch Zuruf und Rückmeldung zwischen den beteiligten Akteuren.

Notfälle so realistisch wie möglich


„Non-technical skills, die notfallmedizinisch relevant sind, werden bei uns im Medizinstudium bisher höchstens am Rande gelehrt.“ Im von ihm konzipierten Kurs iTetriS (Interprofessionelles Teamtraining im Simulationszentrum) werden die Notfälle so realistisch wie möglich nachgestellt. „Die Teilnehmer müssen in Stress geraten. Es muss so echt sein wie möglich.“ Die Patienten werden durch hochtechnisierte, programmierte Puppen simuliert. Alles wird gefilmt und danach ausführlich besprochen. Die Ergebnisse sind oft überraschend, erklärt Rainer Haseneder: „Was die Teilnehmer über ihr Verhalten lernen, ist zum Teil sehr persönlich. Jeder muss seine Stärken und auch Schwächen kennenlernen. Und ganz für sich entscheiden, was er in Zukunft besser machen kann.“

Der Kurs iTetriS wird ab Sommersemester 2014 im Medizinstudium an der TUM Teil des Praktischen Jahres (PJ). Der Ernst Otto Fischer-Lehrpreis richtet sich an wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUM, die ein innovatives Lehrkonzept konzipieren und selbständig umsetzen möchten. Der Preis stellt personelle und sachliche Ressourcen bereit und fördert damit neue Ideen. Zum Ernst Otto Fischer-Lehrpreis und den weiteren Preisträgern 2013



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