• 15.2.2016

Feuerwehrfrau Jacqueline Wagner:

Von Enzymen und Wasserschläuchen

Pünktlich auf die Minute erscheint Jacqueline Wagner zum Interview. Schnell sein, pünktlich sein, das ist für die 23-jährige Studentin aus Neufahrn überlebenswichtig. Nicht bei ihrem ersten Mastersemester Biochemie an der TUM: Sie ist Feuerwehrfrau bei der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) Neufahrn.

In voller Einsatzmontur: TUM-Studentin Jacqueline Wagner ist bei der Freiwilligen Feuerwehr. (Foto: Freiwillige Feuerwehr Neufahrn)
In voller Einsatzmontur: TUM-Studentin Jacqueline Wagner ist bei der Freiwilligen Feuerwehr. (Foto: Freiwillige Feuerwehr Neufahrn)

Die ehrenamtliche Arbeit dort ist neben der Biochemie eine ihrer großen Leidenschaften. Seit sie 14 Jahre ist, ist Jacqueline Wagner Mitglied der Jugendfeuerwehr. Zunächst einmal musste sie dort das Handwerkszeug lernen, also Schläuche aufrollen und Leinenbeutel stopfen, damit die Leine beim nächsten Einsatz einem Ertrinkenden zugeworfen werden kann.

Signaltöne im Schlaf

Zweimal im Monat gab es dazu Übungen, bei denen Wagner auch die Fahrzeuge kennengelernt hat. »Wo sind die Sachen auf den Feuerwehrautos? Wie baut man eine Wasserversorgung auf? Das muss im Ernstfall sitzen«, sagt die Studentin. Die Signaltöne von Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei unterscheidet sie im Schlaf.

»Bei meinem ersten Einsatz hat die Brandmeldeanlage einer Großbäckerei in Neufahrn Alarm geschlagen – wir waren rechtzeitig vor Ort und stellten fest: Fehlalarm - ein Staplerfahrer hatte einen Sprinkler weggefahren.«

Wichtig: Starke Nerven

Als schwierigsten Einsatz benennt Wagner ein Brandstifterserie aus dem Jahr 2013. »Da waren alle voll auf Adrenalin. Das fing mit brennenden Autos an, dann brannten plötzlich in einer Nacht zuerst eine Duplex-Garage, gleich darauf ein paar Straßen weiter eine Garage, und die Flammen griffen bereits aufs Wohnhaus über. Der Dachstuhl brannte komplett aus. Zuletzt brannte dann noch eine Scheune nieder.«

Insgesamt gehen die Einsatzzahlen zurück, aber manchmal wird zwei- bis dreimal pro Woche rausgefahren, so die Feuerwehrfrau. Unabdingbar für ihr Ehrenamt ist ein starkes Nervenkostüm. Gerade auf der nahen Autobahn oder auf den S-Bahn-Gleisen müssen die Retter immer auch mit tödlich Verletzten rechnen.

Um Geld geht es oft beim lieben Vieh: Rückt die Feuerwehr aus, um etwa einen entflogenen Papagei einzufangen, macht der Einsatz mit langer Drehleiter zwar ordentlich Eindruck, die Gemeinde bleibt aber auf den Kosten sitzen, weiß Jacqueline Wagner.

Master und Promotion

Sie ist Mitglied der Fahnenabordnung und vertritt ihre Wehr mit Ausgehuniform und Fahne bei Florians- oder Volksfestumzügen. Außerdem ist die 23-Jährige auch noch Feuerwehrsanitäterin, denn die medizinische Richtung interessiert sie schon allein wegen ihres Studiums.

Auch das geht sie strukturiert an: »Mein Weg ist der Master und die Promotion«, sagt Jacqueline Wagner. Einfach keine Option sei es gewesen, nach dem Bachelor gleich einen Job zu suchen. Dafür mache das Studienfach viel zu viel Spaß. Ihre Augen leuchten, wenn sie berichtet, dass sie für ihre Bachelorarbeit ein Enzym charakterisiert hat und dafür acht Wochen im Labor stehen musste. Für die Masterarbeit, das weiß Jacqueline Wagner schon heute, wird sie ein halbes Jahr praktisch arbeiten dürfen.

Plankton wie Milchstraße

Nach ihrem Studium möchte sie »auf jeden Fall irgendetwas verändern in der Welt«, ob das in der medizinischen Forschung oder in einem Unternehmen sein wird, ist noch nicht klar. Spannend soll es sein und ihrer natürlichen Neugier entgegenkommen, wie ihr aktuelles Nebenfach, die industrielle Biokatalyse.

Langeweile wird nicht aufkommen: Zuletzt hat sie mit dem Tauchen angefangen und dabei in Thailand eine traumschöne Erfahrung gemacht: »Dort sind wir nachts getaucht, dann ohne Licht - und das Plankton sah aus wie die Milchstraße.«

(Gabi Sterflinger)

Technische Universität München

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