• 18.12.2012

Studie des Initiativkreis für studentischen Wohnraum:

"Es fehlt sozial verträglicher Wohnraum"

Wohnraum in München? Knapp und teuer. Die Situation ist deprimierend. Das ergibt auch die erste Studie der TUM zum Thema Wohnraum. Befragt wurden dafür rund 3.000 Studierende der Universität an allen Standorten (München, Garching und Freising).

Zettel am Schwarzen Brett
Wohnungssuche in München: Eine Odyssee (Foto: Andreas Heddergott)

Die Studie stammt vom Initiativkreis für studentischen Wohnraum. Vizepräsidentin Prof. Regine Keller hat ihn gemeinsam mit Studierenden gegründet. Die TUMstudinews haben sie zur Studie und den Ergebnissen befragt.

TUMstudinews: Die Mieten in München sind hoch. Eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist für viele Studierende sehr schwierig. Kaum jemand schafft es ohne einen Job nebenher. Ist dieser Eindruck richtig?

Regine Keller: Ja, der Eindruck ist völlig richtig. Die durchschnittlichen Lebenskosten liegen nach der Sozialerhebung des Studentenwerks bei etwa 830 €/Monat. Selbst der BAFÖG-Höchstsatz reicht in München nicht aus. Ohne weitere Einkommensquelle kann man hier nicht studieren. Bei 70% der Befragten kommt das Geld von den Eltern. Immerhin 10% müssen an Ihr Erspartes. Ein Fünftel der Studierenden muss vom ersten Semester an parallel arbeiten. Das steigt auf drei Viertel im Verlauf des Studiums an. Stipendien, die helfen könnten, gibt es zu wenige. Sie spielen so gut wie keine Rolle im Einkommen der Studenten.

TUMstudinews: Oft dauert es sehr lange, bis man eine bezahlbare Wohnung gefunden hat. Da geht Energie verloren, die man fürs Studieren bräuchte.

Regine Keller: Das stimmt. Die Wohnungssuche dauerte bei über 60% bis zu acht Wochen. Ein Drittel musste bis zu einem halben Jahr lang suchen. Für ein Viertel der Befragten hatte die Wohnungssuche Einfluss auf ihr Studium. Gerade am Anfang beeinträchtigt die lange Suche die Studienleistung. Das kam klar heraus.

TUMstudinews: Die meisten Studis müssen nach Garching und sind auf die Öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Auch das kostet Geld.

Regine Keller: Das Münchner Verkehrsnetz ist sternförmig angeordnet. Querverbindungen fehlen fast ganz. Die Wohnsituation der TUM-Studierenden konzentriert sich auf die nördlichen Stadtteile. Und dort vor allem an die Achsen in Bahnnähe. Der Campus Garching hat eine Sonderposition. Er kostet einen zusätzlichen Ring, die monatlichen Kosten sind noch höher. Das Semesterticket wird hier zum Glück Erleichterung bringen.

TUMstudinews: Besteht nicht die Gefahr, dass gute Leute wegbleiben und der TUM verloren gehen?

Regine Keller: Hier sehe ich die größte Gefahr für die TUM.  Fast 20% der Befragten gaben an, sich wegen der schlechten Wohnungslage auch an anderen Hochschulen beworben zu haben. Das nimmt eine dramatische Entwicklung. Eigentlich wollen wir ja möglichst viele Studierende auch aus dem Ausland gewinnen.

TUMstudinews: Was erwarten die Befragten von der TUM?

Regine Keller: Die Hälfte der Studierenden wünscht sich mehr Ansprechpartner in der TUM für Wohnungsfragen. Auch eine Wohnungsplattform im Internet wird gefordert. Und die Studierenden möchten von uns früher über die Wohnraumlage in München informiert werden. Insgesamt wird erwartet, dass sich die TUM bei der Bereitstellung von Wohnraum mehr engagiert.

TUMstudinews: Inwiefern könnte sich die TUM noch mehr engagieren?

Regine Keller: Wir sehen uns auch politisch in der Pflicht. Wir wollen einen neuen Vorstoß gegenüber den Kommunen starten und Entscheidungsträger zusammenbringen. Wir sollten überlegen, ob wir Kommunen, Bauträger und Investoren zusammenbringen, hier müssen wir erfindungsreich sein und dürfen keine Berührungsängste haben. Was in München fehlt, ist sozial verträglicher Wohnraum. Dahinter steckt ein strukturelles Problem. Es fehlen erschwingliche Grundstücke. Studentisches Wohnen hat hier leider noch keine Priorität.

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