• 30.7.2018

Doktorand Andreas Barthelme

Fallstudie mit Folgen

Ungewollt ist Andreas Barthelme neuerdings ein YouTube-Star. In nur kurzer Zeit erreichte das Video, in dem der TUM-Wissenschaftler zu sehen ist, über 2,1 Millionen Klicks: Während einer Vorlesung war eine Tafel herabgestürzt und den Dozenten nur knapp verfehlt. Warum er dennoch viel Glück im Unglück hatte, erzählte Barthelme im Interview mit den TUMstudinews.<br /><br />

Doktorand der TUM mit 2,1 Mio YouTube-Klicks: Andreas Barthelme. (Foto: Maren Willkomm)
Doktorand der TUM mit 2,1 Mio YouTube-Klicks: Andreas Barthelme. (Foto: Maren Willkomm)

Herr Barthelme, Sie sind ungewollt zum YouTube Star geworden. Wie ist das passiert?

Andreas Barthelme: Ich habe im Dezember letzten Jahres die Zentralübung „Schaltungstechnik 1“ für die Erstsemester in Elektrotechnik gehalten. Die Übung findet im Carl-von-Linde-Hörsaal vor 400 bis 500 Leuten statt. In dem Hörsaal gibt es drei Tafelelemente, die man hoch- und runterfahren kann. Ich hatte gerade die erste Tafel vollgeschrieben und hochgeschoben und wollte weiterschreiben. Auf einmal kam die Tafel mit vollem Tempo runtergekracht. Die Veranstaltung wird vom Medienzentrum aufgezeichnet und über Moodle den Studenten zur Verfügung gestellt. Einer der Studenten hat dann das Video ins Netz gestellt.

Wie haben Sie auf den Tafelsturz reagiert?

Ich bin natürlich super erschrocken und erst einmal weggesprungen. Dann habe ich durchgeschnauft und mir gedacht „Hilft nichts, es muss ja weiter gehen“. Ich habe dann kurz die Tafel gewischt, um wieder runterzukommen. Und wie man auf dem Video sieht, konnte ich auch schnell wieder Witze machen. Mir ist nichts passiert - bis auf den Schrecken. 

Haben Sie jetzt Angst vor Tafeln?

Nee nee, um Gottes Willen. Ich mag Tafeln sehr gerne, weil ich glaube, sie sind schon vom Tempo der Vorlesung her genau das richtige Format für Studenten. Außerdem glaube ich, passiert einem sowas im Leben nur einmal. 

Was machen Sie an der TUM?

Ich bin als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der Professur für Methoden der Signalverarbeitung an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik angestellt. In meiner Promotion beschäftige ich mich mit der Signalverarbeitung für Peiler. Das sind Geräte, mit denen man die Einfallswinkel von elektromagnetischen Wellen schätzen kann.

Wofür braucht man solche Peiler?

Peiler benötigt man zur Ortung von Quellen, die elektromagnetische Strahlung aussenden. Ich erarbeite neue Methoden unter anderem aus den Bereichen Compressed Sensing und Machine Learning, die die Genauigkeit und Robustheit der Winkelbestimmung verbessern sollen.

Vor Kurzem waren Sie in der NDR-Sendung „Kaum zu glauben“ mit Kai Pflaume. Wie kam es dazu?

Durch den YouTube-Film sind auch zahlreiche Fernseh- und Radiosendungen auf mich aufmerksam geworden. Kai Pflaume hat über mich in einer Münchner Lokalzeitung gelesen und seine Redaktion gebeten, mich in seine Sendung einzuladen. Erst habe ich abgesagt, weil ich dachte, für einen Fernsehauftritt bin ich vielleicht nicht eloquent genug. Doch als ich dann eine Folge angeschaut hatte und gesehen habe, dass man als Kandidat nur „ja“ und „nein“ sagen muss, habe ich doch noch zugesagt.

Vier Promis mussten erraten, was Ihnen passiert ist. Als Hilfestellung hatten sie den Hinweis: „Andreas‘ Fallstudie sorgte für Aufsehen“. Trotzdem haben sie es nicht geschafft.

Ja, ich hatte darauf gehofft, dass man mir die Dozentenrolle nicht so schnell ansieht. Weil die Promis es nicht erraten haben, habe ich 1.000 Euro gewonnen. Auch wenn so etwas eigentlich nicht passieren sollte, war der Tafelsturz im Nachhinein betrachtet also ein Glücksfall für mich. Das Geld investiere ich in meine Hochzeitsreise. 

Privat ist also alles bestens. Welche Pläne haben Sie für die berufliche Zukunft?

Nach einem Themenwechsel stehe ich noch am Anfang meiner Dissertation. Wenn ich damit fertig bin, würde ich gerne erst einmal in die Wirtschaft gehen und dort Erfahrungen sammeln. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass ich später mal was mit Lehre machen möchte. Die Vorlesung und die Arbeit mit den Studenten macht mir sehr viel Spaß.

(Interview: Sabrina Czechofsky)

Andreas Barthelme, 27, kommt aus dem Saarland und ist 2009 für sein Studium nach München gezogen. Er hat seinen Bachelor und Master in Elektrotechnik abgeschlossen und arbeitet nun seit 2015 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TUM. Andreas Barthelmes Tafelsturz auf YouTube

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