• 28.7.2020

Johanna Baehr, Princess of Science

Krönchen geraderücken und weiterforschen!

„Forschung ist cool!“ findet Johanna Baehr. Die Doktorandin am TUM-Lehrstuhl für Sicherheit in der Informationstechnik möchte ihre Begeisterung vor allem jungen Mädchen weitergeben. Sie moderiert die ZDF-Wissenschaftssendung „Princess of Science“. Acht Folgen sind im Kasten.

Johanna Baehr Uli Benz/TUM
Wieviel Wissenschaft steckt in Alltagsdingen? TUM-Doktorandin Johanna Baehr möchte vor allem Mädchen zum Nachdenken bringen.

Johanna, „Princess of Science“ läuft jeden Samstag auf KIKA und ist in der ZDF-Mediathek zu sehen. Wie war bisher die Resonanz auf die Serie?

Johanna Baehr: Eine Auswertung vom ZDF, was Einschaltquoten und Klickzahlen angeht, kommt noch. Die Reaktionen in meinem Umfeld sind sehr positiv. Freundinnen sagen mir, dass sie noch Neues lernen können, zum Beispiel zur Nachtschaltung ihrer Handys.

Und die Kolleg*innen am Lehrstuhl?

Denen gefällt die Serie. Eigentlich wollten wir die erste Folge gemeinsam anschauen, das ging leider nicht wegen Corona. Wir haben dann via meet-Konferenz geguckt. Die Kollegen finden die Themen spannend, vor allem, dass so viel Technik vorkommt, nicht nur „Mathe“ und „Physik“. Sie waren aber hier und da der Meinung, dass man mehr in die Tiefe hätte gehen können.

Die Zielgruppe ist ja etwas jünger. Jede Folge beginnt mit einer Frage von Mädchen im Alter von 12 bis 16. Wie kamen die Themen zustande?

Als meine Mit-Moderatorinnen Linh Nguyen, Patrizia Thoma und ich eingestiegen sind, standen einige Themen schon fest, nachdem diese ja von den Mädchen mitgebracht wurden. Vieles konnten wir zusätzlich selbst einbringen und gemeinsam überlegen, wie wir was umsetzen können. Die Handy-Folge zum Beispiel wurde teilweise neu entwickelt, weil ich als E-Technikerin dabei war. Wir schrauben gemeinsam ein Telefon auf und gucken hinein, wir klären, warum es beim Runterfallen immer am „Gesicht“ landet und ob man mit einem Würstchen wischen kann.

Die Folgen der ersten Staffel sind betitelt mit: Handy, Mode, Sport, Tiere, Tanz & Musik, Farbe, Kosmetik und Küche. Konnte denn während Corona gedreht werden?

Die Dreharbeiten waren im März, direkt vor Corona, abgeschlossen. Sie liefen über einige Monate, neben meiner normalen Arbeit hier am Lehrstuhl, das ging gut parallel. Einiges haben wir bei den Mädchen zu Hause gedreht, einiges im Studio, einiges draußen. Mein erster Dreh war zum Beispiel auf einem Übungsplatz für Spürhunde. Dort haben wir erklärt, warum ein Mensch nur 10.000, ein Hund aber 1 Million Gerüche wahrnehmen kann.

Auch Dein Kater Emil war mit von der Partie.

In der Tier-Folge habe ich meine beiden Kater mitgebracht, Emil und Anton, die unzertrennlich sind. Anton sollte auch vor die Kamera, weil er aber schwarz ist und im Film nur in Umrissen zu sehen ist, musste er in der Garderobe warten. Emil hat den Dreh dann alleine absolviert.

Die Katze bringt Euch zum spannenden Feld der Bionik.

Ich habe für die Folge mit Dr. Alexis Noel von der Georgia Tech geskyped, die zu den hohlräumigen Papillen auf der Katzenzunge forscht. Nach dem Vorbild der Papillen entwickelt sie eine Haarbürste für Astronauten.

Du bist Wissenschaftlerin und keine Moderatorin, hattest Du vorab ein Training?

Überhaupt nicht. Mir kam sehr zugute, dass ich seit Jahren in der Lehre tätig bin, ich halte eine Vorlesung mit Übung für unsere Bachelorstudierenden. Während dem Dreh haben wir aber sehr viel Unterstützung vom Team bekommen. Wir bekamen vor den Drehs die Skripte, durften dann aber sehr frei sprechen und eigene Formulierungen verwenden. Weil ich normalerweise sehr schnell spreche, musste ich oft mein Tempo drosseln.

In die Kamera sprechen ist aber doch anders als vor Studenten...

Total ungewohnt war für mich, dass jeder Take drei, vier Mal aus unterschiedlichen Perspektiven gedreht wird. Du machst also die selbe Szene mehrmals und alles soll dabei möglichst identisch ablaufen.

Woher stammt Deine Begeisterung für die MINT-Fächer?

Ich bin in einer Wissenschaftler-Familie groß geworden. Meine Eltern sind beide Biologen, meine Mutter ist Expertin für Spinnen, mein Vater für Käfer. Meinen Vater konnte ich immer alles fragen. Er wusste ALLES, und wenn nicht, hat er kreative Theorien entwickelt. Mir wurde früh die Idee vermittelt, wie man Wissenschaft angeht. In der Schule hatte ich dann einen genialen Mathe- und Physiklehrer, der mich inspiriert hat.

Was wollt Ihr in „Princess of Science“ vermitteln?

Unser Ziel ist es, Jugendliche, vor allem Mädchen, zum Nachdenken zu bringen: Überlegt selbst, was in Eurem eigenen Umfeld alles los ist! Wieviel Wissenschaft steckt in Alltagsdingen? Stellt Euch Fragen und findet vor allem heraus, wie Ihr auf die Antworten kommt! Jede*r kann im Alltag Experimente machen. Und wenn etwas schiefgeht: Krönchen geraderücken und weiterforschen! Das ist unser Schlusssatz in jeder Folge.

Wird es eine zweite Staffel geben?

Ich hoffe! Ich bin sofort dabei! Ich habe schon einen Katalog mit neuen Themen im Kopf. Frauen sollen über Wissenschaft reden und andere Frauen dafür begeistern. Es gibt zu wenig Frauen in Wissenschaftssendungen!

(Interview: Verena Meinecke)


Johanna Baehr (30) hat viele Jahre in Australien gelebt, sie besitzt zwei Staatsbürgerschaften. An der TUM promoviert sie an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik zur Sicherheit von Chips. Mädchen den Spaß an MINT-Fächern zu vermitteln, ist ihr schon lange ein Anliegen. Bei „Mädchen machen Technik“ bringt sie ihnen zB bei, wie man eine Alarmanlage programmiert. Zur TV-Serie: Princess of Science in der ZDF Mediathek

 

 

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