Forschung zum Mitmachen
Auf Hörspaziergängen die städtische Klangwelt erkunden

Verkehrslärm, Baustellen, Tramgeklingel: Wer an Stadtgeräusche denkt, hat oft eher negativ besetzte Klänge im Kopf – das spiegelt sich auch in der Stadtplanung wider, in der meist nur Maßnahmen zur Lärmvermeidung eine Rolle spielen. Dabei gibt es in der Stadt weit mehr, denn auch Vogelgezwitscher, angeregte Unterhaltungen und spielende Kinder sind Teil der urbanen Klangkulisse. „Wir versuchen herauszufinden, in welchem Zusammenhang Artenvielfalt, mentale Gesundheit und städtische Klanglandschaft zueinanderstehen und wie man dieses Verhältnis bewusst positiv beeinflussen kann“, erklärt Leonie Schulz, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Urbane Produktive Ökosysteme an der TUM und Projektkoordinatorin von CitySoundscapes.
Ziel des Projekts ist es, praxistaugliche Empfehlungen für Städte und Kommunen zu entwerfen, die die Sichtweisen von Bürgerinnen und Bürgern einbeziehen und das Leben in urbanen Strukturen verbessern. Neben der TUM und der LMU sind auch die TU Berlin, Biotopia Lab, das Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München, Green City e.V. und die Kreisgruppe München des BUND Naturschutz an dem interdisziplinären Projekt beteiligt.
Das Team untersucht in verschiedenen Teilprojekten ausgewählte Orte in München, um die dortige Flächenversiegelung und Gestaltung der Grünflächen sowie die Artenvielfalt zu bestimmen. Ein weiteres Teilprojekt sind die Hörspaziergänge. Hier kommen die Bürgerinnen und Bürger ins Spiel: Entlang festgelegter Routen erkunden Interessierte in kleinen Gruppen ihre Umgebung akustisch und achten ganz genau auf ihre Wahrnehmung: Welche Geräusche empfinden sie als angenehm, welche als neutral und welche als schlichtweg störend? Ihre Eindrücke teilen die Teilnehmenden anonym in Fragebögen oder per App. Zusammen mit Daten aus den anderen Erhebungen bilden diese Informationen die Grundlage für die Empfehlungen an Städte und Kommunen für eine positive Klanggestaltung.
Sichtweisen der Menschen einbeziehen
Michaela Coenen leitet den Fachbereich Gesundheitsförderung und Prävention am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU München, an dem dieses Teilprojekt in Zusammenarbeit mit der TU Berlin angesiedelt ist. Sie erklärt: „Wir machen in diesem Projekt nicht nur Forschung für, sondern vor allem mit Menschen. So wollen wir Maßnahmen entwickeln, die von der Bevölkerung positiv aufgenommen werden. Wir freuen uns deshalb sehr über viele Interessierte, die an den Hörspaziergängen teilnehmen.“
Mitmachen können alle volljährigen Personen, die fit genug für den etwa einstündigen Spaziergang über 1,5 Kilometer sind. An einigen zufällig ausgewählten Terminen wird zusätzlich der Cortisol-Spiegel der Teilnehmenden mit einer Speichelprobe gemessen, um auch körperliche Erholungseffekte zu erfassen.
- Zur Projektwebsite: https://www.citysoundscapes.de/
- Die Anmeldung ist über den Buchungskalender unter https://www.citysoundscapes.de/soundwalks oder per Mail an hoerspaziergang möglich. @ibe.med.uni-muenchen.de
- An der sind neben der Professur für Urbane Produktive Ökosysteme auch die Professur für Wald- und Agroforstsysteme, der Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung und der Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie an dem Projekt beteiligt. Sie alle sind Teil der TUM School of Life Sciences.
- CitySoundscapes ist Teil der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA). Hier fördert das BMFTR über 40 wissenschaftliche Projekte zur Analyse der Biodiversität in Deutschland sowie zur Entwicklung und Umsetzung innovativer, effektiver Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der biologischen Vielfalt. Die Initiative unterstützt dabei im Sinne einer „transformativen“ Wissenschaft den zielgerichteten Austausch zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und Zivilgesellschaft. Mehr Informationen unter: www.feda.bio
Technische Universität München
Corporate Communications Center
- Anja Lapac
- presse @tum.de
- Teamwebsite
Kontakte zum Artikel:
Leonie Schulz
Technische Universität München
Professur für Urbane Produktive Ökosysteme
leonie.schulz @tum.de
Dr. Michaela Coenen
Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung
Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie – IBE
Ludwig-Maximilians-Universität München
coenen @ibe.med.uni-muenchen.de