• 13.4.2021

Umwelt-Lifeguide für den Alltag in München

„Gefühl für das eigene Gewicht“

Drei Shetland Ponys wiegen etwa 617 Kilo. So viel Müll produzieren wir jährlich pro Kopf in Deutschland. „Kurz und knackig“ haben die Umweltreferate der Studentischen Vertretungen von TUM und LMU auf 40 Seiten zusammengetragen, wie Studierende in München nachhaltig leben und wohnen können.

TUM-Studentin Lisa Thuro
Wie gestalte ich mein Leben nachhaltiger? TUM-Studentin Lisa Thuro hat mit Kommilitonen einen Umwelt-Lifeguide für München entwickelt. (Bild: Annika Brenninger)

Lisa Thuro, Sie studieren an der TUM Umweltingenieurwesen und haben an dem Umwelt-Lifeguide mitgearbeitet. Was war Ihr größtes Aha-Erlebnis, als Sie den Umwelt-Lifeguide erstellt haben?

Lisa Thuro: Wie umfassend das Thema ist. Die meisten Leuten haben ja bereits Bereiche, in denen sie schon nachhaltig leben, aber es gibt immer Themen, von denen man nicht so viel Ahnung hat. Bei mir war das das Thema Versicherungen und Finanzen. Mit dem hatte ich mich vorher noch nicht so sehr beschäftigt. Das war dann wirklich spannend zu hören, wie viel „Impact“ man auch hier als Einzelperson haben kann.

Was war der Auslöser für den Ratgeber?

Studierende haben uns schon früher gefragt: „Habt Ihr nicht Ideen oder eine Anleitung, wie ich anfangen kann, mein Leben nachhaltiger zu gestalten?“. Mit der Corona-Pandemie hat es sich dann ganz gut ergeben, dass wir uns online in kleinen Gruppen mit dem Aufbau und der Gestaltung auseinandergesetzt haben, was wollen wir den Leuten wie vermitteln. Es ist wahnsinnig wichtig, etwas konkret an die Hand geben zu können, damit sich nicht alle selbst mit dem Konzept auseinandersetzen müssen. Damit die Studierenden sehen, so können wir anfangen und hier gibt es auch noch zusätzliche Informationen.

Engagement, Finanzen, Internet, Energie, Ernährung, Mobilität, Konsum, Müll, Haushalt – für diese neun Lebensbereiche gibt es einen nachhaltigen Stadtplan mit Adressen, es gibt Leitlinien, Rezepte, Links ... Wie haben Sie die Kapitel ausgewählt?

Wir haben uns stark an dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes orientiert. So sieht man konkret, was verändert sich, wenn ich mein Leben ändere. Ich habe zum Beispiel vor einem Jahr angefangen, mich vegan zu ernähren, motiviert durch Freunde. Wenn ich jetzt „meinen“ CO2-Rechner von vor einem Jahr mit jetzt vergleiche, sehe ich, dass das was ich verändere, wirklich eine Auswirkung hat.

Sie schreiben in dem Ratgeber, Sie wollen den Studierenden „ein Gefühl geben für das eigene Gewicht“, den eigenen Fußabdruck.

Ja, man hat doch oft das Gefühl, als Einzelperson kann ich eh nicht viel ausrichten. Wir wollen vermitteln, was ist wichtig, mit was kann ich starten und wirklich was verändern. Die Studierenden sollten sich nicht wie sonst vielleicht an der Uni durch viel Literatur und Kleingedrucktes lesen müssen. Sie sollten verständlich die Bedeutung und das Ausmaß erfassen und Tipps und Zahlen gut im Kopf behalten können.

Was sind denn Ihre eigenen Leitlinien, mit denen Sie durch Ihr nachhaltiges Leben navigieren?

Es ist wichtig, weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren. Es ist den meisten Leuten bewusst, dass man eine ständig wachsende Weltbevölkerung nicht auf Dauer mit tierischen Produkten ernähren kann, weil sie so viele Ressourcen verbrauchen. Und abgesehen davon ist es wichtig, zum Einfachen zurückzukommen. Wir haben zum Beispiel ein Gardening-Projekt an der Uni, in dem wir Bewässerungssysteme entwickeln, und ich habe angefangen, Pflanzen dafür auszusäen – in Getränkekartons von veganen Drinks.

Kernprojekt des Umweltreferats der TUM ist die Umwelt-Ringvorlesung. Kommendes Semester ist das Thema „Nachhaltige Weltreise – was können wir von anderen lernen?“. Auf welche Themen sind Sie denn besonders gespannt?

Das ist schwer zu sagen. Wir haben so viele verschiedene Themen: von Kleinfarmen in Indien über die Abnahme der Waldfläche in Tansania bis hin zu einem Expeditionsbericht in die Arktis.  Es gibt ein ganz neues Konzept und ausschließlich englischsprachige Vorträge, bei denen es um alle Teile der Erde geht. Wir hoffen, dass wir so kreative Strategien zum Umgang mit der Umwelt- und Klimakrise in den Fokus rücken können, von denen jeder etwas mitnimmt.

(Interview: Barbara Link)

 

Lisa Thuro (23) hat in der Schule in den naturwissenschaftlichen Fächern die interdisziplinären Diskussionen über gesellschaftliche Themen vermisst. Im Umweltreferat lässt sich das jetzt nachholen, sagt sie – und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit erhöhen. Die Ringvorlesung Umwelt im Sommersemester 2021 startet am 13. und 14. April online und dreht sich um innovative Lösungsansätze für die Klimakrise auf lokaler als auch auf globaler Ebene.

Mehr Informationen:
Umweltlifeguide München
Ringvorlesung Umwelt TUM

Technische Universität München

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