• 26.4.2015

Bobfahrer Johannes Lochner:

Master nach Olympia 2018

Absoluter Newcomer gewinnt Silbermedaille in Winterberg! Ein 24-jähriger TUM-Student wurde dieses Jahr bei der Weltmeisterschaft der Bobfahrer Zweiter im 2er-Bob. Johannes Lochner hat gerade seine Bachelorarbeit abgegeben. Und dann die USA bereist. TUMstudinews-Reporterin Verena Pongratz hat den Sportler zu seinem überraschenden Erfolg befragt.

Bachelorarbeit über Photovoltaik: Johannes Lochner gehört zur deutschen Bobfahrer-Elite und studiert Elektrotechnik an der TU München. (Foto: Maren Willkomm)
Bachelorarbeit über Photovoltaik: Johannes Lochner gehört zur deutschen Bobfahrer-Elite und studiert Elektrotechnik an der TU München. (Foto: Maren Willkomm)

Johannes, wie bist Du zum Bobfahren gekommen?

Ich habe schon so ziemlich jede Wintersportart ausprobiert: von Biathlon über Skispringen bis zu Eishockey. Mein Onkel ist bei der Olympiade 1992 in der Disziplin 2er-Bob Zweiter geworden. Mein Dad ist früher auch Bob gefahren. Die Begeisterung für den Wintersport liegt bei uns in der Familie und Bobfahren macht halt einfach Spaß. Wenn man einmal die Bobbahn runtergefahren ist, kann man nicht mehr damit aufhören.

Seit wann machst Du diesen Sport?

Insgesamt erst seit drei Jahren. Professionell, also international, aber erst seit diesem Jahr. Normal fährt man erst mal zwei bis drei Jahre Europacup und dann erst Weltcup. Ja, was ich da gemacht habe, hat es so wirklich noch nie gegeben und ich kann es immer noch nicht so ganz glauben.

Was genau hat es so noch nie gegeben?

Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal bei den deutschen Qualis mitgemacht. In der Disziplin 2er Bob hab ich mich dann direkt für den Weltcup qualifiziert. Der Haken war jedoch, dass man mindestens fünf Europacuprennen fahren muss, damit man beim Weltcup teilnehmen darf. Also bin ich bei fünf Europacuprennen gestartet.

War das nicht recht stressig?

Oh ja, vor allem, weil ich 2er und 4er Bob gefahren bin und deshalb vier Rennen in einer Woche hatte. Die Teilnahme bei den Weltcuprennen war dann eher entspannt. Da bin ich nur 2er-Bob gefahren und konnte nebenher sogar was für meine Bachelorarbeit in Elektrotechnik machen. Beim Weltcup habe ich mich dann für die WM in Winterberg qualifiziert und dort direkt Silber geholt.

Wieso hat sich das erst in diesem Jahr so ergeben?

Ich hatte vor diesem Wintersemester nur noch meine Bachelorarbeit offen. Mir war klar, dass ich die spätestens bis Ende März fertig bekommen würde. Ich hatte die ersten zwei Jahre meines Studium jeweils nur bis Weihnachten Zeit für das Bobfahren und musste dann für meine Klausuren lernen. In den Semesterferien habe ich dann immer trainiert und im Betrieb für Elektroinstallation meiner Eltern gearbeitet.

Deshalb also auch das Studium an der TUM?

Ganz genau. Ich war vor dem Studium fünf Jahre lang in Salzburg auf der Technikerschule HTL. Im Wintersemester 2011 bin ich dann zum Studieren nach München gegangen. Von da an hab’ ich nebenher Anfänger-Lehrgänge fürs Bobfahren gemacht. Letztes Jahr war ich als Bremser bei der Junioren-WM. Doch Bremser fand ich immer ein bisserl doof. Ich hab’ schnell gemerkt, dass ich auf jeden Fall selbst Pilot werden will. Ja, und dann nahmen die Dinge ihren Lauf.

Lässt sich das Studium gut mit Deinem Sport vereinen?

Es ist schon so, dass die Uni immer die Nummer 1 war. Die letzten drei Jahre hatte ich mit Uni und Sport nie einen Konflikt. Dieses Jahr bin ich zum ersten Mal im Kader. Da bekommt man vom Olympia-Stützpunkt eine Vertrauensperson und einen Vertrauensprofessor zugewiesen. Den hab ich zwar bisher noch nie gebraucht. Das ist aber sinnvoll, um zum Beispiel Prüfungen zu verschieben.

Also wird es Dir nicht manchmal zu viel?

Nein, bisher nicht. Ich brauche diesen Ausgleich zwischen Uni und Sport. Gerade habe ich gar keinen Bock mehr auf Sport und bin richtig froh, dass ich jetzt erst mal wieder „denken“ kann. Nach der Uni bin ich dann bestimmt wieder froh, wenn ich mich voll auf den Sport konzentriere. Ich finde diesen Halbjahresrhythmus sehr angenehm.

Wie oft trainierst Du?

Normal habe ich jeden Tag Training, meistens so sieben bis neun Einheiten in der Woche. Das reduziert sich bis zum Saisonbeginn aber auf einmal die Woche.

Gerade bist Du aus den USA zurückgekommen. Wie war‘s und was hast Du da gemacht?

Es war Wahnsinn und noch krasser, als ich es mir vorgestellt hatte. Echt überwältigend. Meine Freundin und ich waren drei Wochen lang auf Rundreise. Wir haben in New York angefangen, sind von dort nach San Francisco geflogen und dann mit dem Auto nach LA. Von dort sind wir über die National Parks beim Grand Canyon bis nach Las Vegas.

Was steht jetzt als nächstes an?

Saisonbeginn war ja schon Anfang April. Das heißt jetzt geht es direkt mit dem Kraftausdauertraining los. Das ist der ätzendste Teil der Aufbauphase. Die Ausscheidungsrennen sind im Oktober. An der TUM fange ich jetzt mit dem Master Elektrotechnik an.

Was sind Deine Ziele für die Zukunft?

Meine zwei großen Ziele sind, an der Olympiade 2018 teilzunehmen und nicht allzu spät mit dem Master fertig zu werden. Ich will so lange Bobfahren, wie es Spaß macht und die Leistungen stimmen. Im Sommer will ich weiterhin im Betrieb meiner Eltern arbeiten. Wenn das mit dem Sport mal nicht mehr so klappt und nix dazwischen kommt, will ich mich in Berchtesgaden selbstständig machen. Ich will ein Planungsbüro für öffentliche Anlagen wie Hotels oder Schulen gründen.

Johannes Lochner (24) studiert an der TUM Elektrotechnik im 1. Mastersemester. Er ist in Berchtesgaden geboren und sozusagen mit der Bobbahn vor der Haustüre aufgewachsen. Seine Bachelorarbeit hat Johannes über eine Photovoltaikanlage für die Green School Zambia geschrieben.

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