• 21.10.2015

Hekmat Dabbas aus Syrien:

„Möchte mich als Buddy for Refugees engagieren“

Eineinhalb Jahre nach Ausbruch des Krieges hat Hekmat Dabbas sein Heimatland Syrien verlassen. Zunächst studierte er in Tschechien, bevor er vor einem Jahr nach München an die TUM kam. Er studiert Transportation Systems und erhält das Deutschlandstipendium. Im Interview mit TUMstudinews-Reporterin Sabrina Czechofsky berichtet er über seine Zeit in Syrien, sein neues Leben in München und seine Ziele nach dem Studium.

Hekmat Dabbas aus Syrien studiert Transportation Systems an der TUM. (Foto: Maren Willkomm)
Hekmat Dabbas aus Syrien studiert Transportation Systems an der TUM. (Foto: Maren Willkomm)

Hekmat, Du bist in Syrien geboren. Erzähl ein bisschen von Dir.

Dabbas: Ich bin 1989 in Aleppo in Syrien geboren und habe mit meinen Eltern und meinen zwei Schwestern eigentlich mein ganzes Leben dort verbracht. Nach der Schule habe ich begonnen, an der Universität von Aleppo Bauingenieurwesen zu studieren. Ich wollte damals schon in die Türkei, um dort Medizin zu studieren und habe nebenher Türkisch gelernt. Das hat nicht geklappt. So habe ich mein Studium 2012 mit einem Abschluss in Aleppo beendet.

Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Wie war Deine Situation damals?

Als der Krieg ausbrach, habe ich noch studiert. Natürlich haben meine Familie und ich die Situation vor Ort miterlebt, in Aleppo ist und war die Situation ja besonders schlimm. Aber die Bombardements wurden irgendwann zum Alltag. Einmal habe ich mich auf dem Gang der Universität mit einem Freund unterhalten, da krachte eine Bombe ins Gebäude ein. Wir duckten uns und hielten uns die Ohren zu, aber nachdem der Knall vorbei war, haben wir einfach normal weiter geredet. Es war schlimm aber irgendwann normal.

Wie bist Du nach Deinem Studium in Aleppo an die TUM gekommen?


Ich wollte unbedingt in Europa studieren, um bessere Chancen im Berufsleben zu haben. Doch die einzige europäische Botschaft, die 2012 in Syrien noch geöffnet war, war die tschechische. Deshalb konnte ich nur ein Visum für Tschechien beantragen und habe mich an der Universität Brünn für eine Promotion beworben. Das hat zum Glück problemlos geklappt. Dort war ich über zwei Jahre, habe aber die Promotion abgebrochen, um an der TUM zu studieren.

Warum hast Du Deine Doktorantenstelle aufgeben für ein weiteres Masterstudium?


Mein Traum war immer schon Deutschland gewesen. Hier ist die Ausbildung hervorragend und ein Studium in Amerika, das ich mir auch hätte vorstellen können, hätte ich mir nicht leisten können. Die Promotion in Brünn hat mir nicht so gut gefallen. Da ich schon so nahe an Deutschland war, dachte ich, es wäre dumm, nicht gleich die Chance zu ergreifen, dort zu studieren. So kam ich schließlich an die TUM und studiere jetzt Transportation Systems im dritten Semester.

Wie gefällt es Dir in Deutschland?

Alles ist super, außer dass meine Familie nicht hier ist. Sie sind in Aleppo und können es sich nicht leisten, von dort weg zu gehen. Ich habe meine Familie vor einigen Wochen zum ersten Mal nach drei Jahren wieder getroffen. Beim Abschied wussten wir alle nicht, ob und wann wir uns wiedersehen werden. Das macht mich sehr traurig.

Seit kurzem bekommst du das Deutschlandstipendium. Was bedeutet Dir das?

Das Deutschlandstipendium hilft mir sehr. Ich habe einen Studentenjob und verdiene Geld, aber das Stipendium gibt mir die Sicherheit, dass ich auch ohne den Job zumindest weiterhin meine Miete bezahlen kann. Dadurch spare ich  wertvolle Zeit, die ich für mein Studium oder Engagement nutzen kann. Ich möchte mich in diesem Semester im Rahmen der Buddies for Refugees an der TUM für Flüchtlinge engagieren. Ich denke, dass ich mich da mit meiner Erfahrung und vor allem meinen Sprachkenntnissen sehr gut einbringen kann.

Was sind Deine Pläne nach dem Master?

Ich würde gerne zuerst in Deutschland einen Job finden und Erfahrungen sammeln. Toll wäre zum Beispiel, für BMW zu arbeiten. Und irgendwann später möchte ich einmal meine eigene Firma leiten und unabhängig sein. Mein größter Wunsch ist aber, wieder mit meiner Familie vereint zu sein. Niemand ist doch gerne allein.

Für das Deutschlandstipendium kann sich jede/r Studierende der TUM bewerben. Neben akademischen Leistungen werden auch weiche Faktoren sowie der familiäre Hintergrund und Engagement bei der Auswahl berücksichtigt. Auch mehrmalige Bewerbungen sind möglich. Die Stipendiat/innen erhalten monatlich eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 300 Euro und können an Zusatzangeboten der jeweiligen Förderer teilnehmen.

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