Drei der Fünf Gründer:innen von Quantum Diamonds
Drei der Fünf Gründer:innen von Quantum Diamonds

TUM Gründergeflüster: Quantum Diamonds

Stand: Februar 2023

 

Welches Problem löst ihr mit eurem/r Produkt/Idee?
Herkömmliche Sensoren stoßen immer öfter an ihre physikalische Grenzen und können nicht mehr kleiner werden oder sind limitiert in ihrer Sensitivität. Eine konkrete Anwendung von vielen ist dabei die Qualitätskontrolle in der Halbleiterindustrie: Integrated Circuits erreichen Strukturen im Nanometer-Bereich, aber nicht-invasive Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle sind nicht in der Lage, minimalste Lekströme zu detektieren. Hier können unsere Sensoren perspektivisch in der Qualitätskontrolle frühzeitig mögliche Fehlstellen identifizieren und damit die Effizienz der Halbleiterproduktion verbessern.

Welche Technologie steht hinter dem Produkt?
Wir nutzen für unsere Sensorik ein sogenanntes Stickstoff-Fehlstellen-Zentrum (NV) in Diamant. Ein solches NV-Zentrum entsteht durch den Austausch zweier benachbarter Kohlenstoffatome des Diamantgitters gegen ein Stickstoffatom und eine benachbarte "Leerstelle", die sogenannte Fehlstelle. Diamant bietet hierfür ein ideale Umgebung für Quantenzustände, da dieses Material die Fehlstellen extrem gut von Störungen in der Umgebung isoliert. Anders ausgedrückt: Ein hochreiner, künstlicher Diamant wird mit Absicht auf atomarer Ebene verändert, sodass er sich als Sensor einsetzen lässt. Das Messprinzip beruht auf der Störung der Quanteneigenschaften dieses Defekts durch Temperatur sowie magnetische und elektrische Felder, welche optisch ausgelesen werden können.

Wer im Team übernimmt welche Aufgaben? Arbeitet ihr alle zusammen an verschiedenen Themen, oder hat jeder im Team einen speziellen Arbeitsbereich?
Im Team übernimmt jeder einen speziellen Arbeitsbereich: Kristina und Robin sind für die Produktion der Diamanten verantwortlich und übernehmen alle Schritte, die aus einem synthetischen Diamanten einen Sensor machen. Fleming kümmert sich um die technische Weiterentwicklung und Integration des Sensors in komplette Lösungen, insbesondere bei der Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen. Kevin ist für die wirtschaftlichen Aspekte zuständig, darunter private und öffentliche Finanzierungen, Marketing, rechtliche Fragestellungen und die Kontaktaufnahme zu Industrieunternehmen. Professor Bucher unterstützt in der technischen Entwicklung sowie strategischen Fragestellungen. 

Welche persönlichen Fähigkeiten bringt das Team für die Entwicklung des Produktes mit? (Arbeitserfahrung und/oder Branchenkenntnisse im Zielmarkt, Gründungserfahrung etc.)?
Das Team bringt tiefes Fachwissen im Bereich der Quantensensorik durch die PhDs von Fleming und Kristina mit. Diese haben bereits Jahre in der Forschung an Diamanten verbracht. Sie werden durch den aktuellen PhD Studenten Robin und einen Professor, Dominik, unterstützt. Kevin, mit seiner Erfahrung bei McKinsey, bringt Verständnis für Innovationsprozesse in der Industrie sowie betriebswirtschaftliches Wissen für das Start-up mit.

Welche Strategien bzw. Überlegungen habt ihr für den Markteintritt? Was sind die Schwierigkeiten dabei?
Wir haben ein Start-up, das auf den Verkauf von Diamanten als Sensoren fokussiert ist. Unsere Zielmärkte sind zwei sehr unterschiedliche Bereiche: Der Forschungsmarkt und der Markt der industriellen Anwendungen. Im Forschungsmarkt verkaufen wir unsere Diamanten an Forschungsgruppen weltweit, die sie in ihren experimentellen Setups einsetzen. Im Markt der industriellen Anwendungen planen wir zusammenzuarbeiten mit großen Unternehmen wie Bosch oder Siemens, die unsere Sensoren in ihre Geräte integrieren werden. Es ist wichtig zu beachten, dass beide Märkte sehr unterschiedlich funktionieren: Während im Forschungsmarkt die Eigenschaften unserer Diamanten entscheiden, spielen in der Industrie viele Faktoren (Preis, Lieferzeit, Verlässlichkeit, Robustheit) eine Rolle.

Welche Ansätze gibt es, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben?
Generell ist der Markt der Quantensensorik in einem sehr frühen Stadium. Daher findet viel Innovation im Forschungsumfeld statt. Hier wollen wir nah an der TUM bleiben, da hier verschiedene ProfessorInnen auf diesem Bereich forschen. Gleichzeitig hilft es auch sehr, Talente im Team zu haben, die eine entsprechende Ausbildung haben, z.B. einen Master oder eine Promotion im Bereich der Quantentechnologien. Auch hier wollen wir eine Vielzahl von Promovierenden für unser Team gewinnen, um Markttrends frühzeitig zu verstehen.   

Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man ein Start-up gründen möchte und was sind die größten Herausforderungen, die man als GründerIn zu bewältigen hat?
Wenn man ein Start-up gründen möchte, sollte man über eine hohe Resilienz gegenüber einer dauerhaften Unsicherheit verfügen, um mit den Herausforderungen im Unternehmertum umzugehen. Zu keiner Zeit im Gründungsprozess ist alles "fertig": Entweder das Produkt ist noch nicht fertig oder es fehlt weiteres Kapital, um die passenden Mitarbeitenden einzustellen. Parallel gilt es oft, genau zu verstehen, was die Kunden wollen und mit welchen Zulieferen man zusammenarbeiten muss. Da hilft es, eine optimistische Grundhaltung und eine "Just do it" Mentalität zu entwickeln, um eine Vielzahl von Problemen lösen zu können und somit schnell voran zu kommen.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten nehmt ihr bereits in Anspruch, oder wollt ihr in Zukunft in Anspruch nehmen?
Wir nehmen verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch, um unser Unternehmen zu finanzieren. Neben dem EXIST Gründerstipendium, das vor allem ein Grundgehalt für die GründerInnen abdeckt, werden wir über ein Validierungsprojekt der Bundesagentur für Sprunginnovationen gefördert, welches die Nutzung unserer Sensoren im Bereich der Mikroskopie untersucht. Zusätzlich können wir weitere Materialaufwendungen über ein Wandeldarlehen der UnternehmerTUM und das ESA BIC Programm decken.

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