• 18.7.2016

Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft stellt Empfehlungen zu Big Data vor

TUM-Präsident: „Unternehmerische Agenda für die Big-Data-Ära“

Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft hat heute die Studie „Big Data im Freistaat Bayern“ vorgestellt. Sie zeigt großes wirtschaftliches Potenzial und gute Voraussetzungen für den Einsatz von Big-Data-Technologien. Allerdings gebe es auch deutliche Hemmnisse wie teils unzureichendes datenspezifisches Know-how, ein Mangel an Fachkräften und rechtliche Unsicherheiten. TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann, Vorsitzender des Zukunftsrats, rief dazu auf, „eine optimistische unternehmerische Agenda“ für die Big-Data-Ära zu schaffen.

Präsident Wolfgang A. Herrmann
Präsident Wolfgang A. Herrmann setzt sich im Zukunftsrat für das Zusammenspiel von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ein. (Bild: Heddergott / TUM)

Auf der Grundlage der Studie, die das Beratungsunternehmen Prognos und die Universität Passau im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt hat, hat der Zukunftsrat einen Katalog von Handlungsempfehlungen erarbeitet. Dazu gehören unter anderem:

  • eine Big-Data-Strategie des Bundes und des Freistaats zu erarbeiten
  • Big-Data-Vorhaben in der Technologieförderung des Freistaats mit einer separaten Förderlinie zu unterstützen
  • Studiengänge so weiterzuentwickeln, dass die Hochschulen Big-Data-Spezialisten hervorbringen, die neben Informatikkenntnissen auch Wissen über die rechtlichen Rahmenbedingungen mitbringen
  • ethische und gesellschaftliche Fragen stärker zu diskutieren, wofür der Staat Grundlagen schaffen sollte, etwa mit geeigneten Foren für die Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen und Wissenschaftsdisziplinen
  • Gründungen im Big-Data-Bereich zu stärken, die rasch die richtige Größe und Ausbreitung anstreben
  • Möglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen, passende Anwendungen auszuprobieren oder gleichsam in einem Innovations-Shop „von der Stange zu kaufen“
  • eigene Initiativen der Unternehmen zur Definition von Standards zu starten und mit anderen Unternehmen beim sicheren Datenaustausch und der Verknüpfung von Daten zusammenzuarbeiten
  • das Arbeitsrecht auf die Anforderungen einer wesentlich flexibleren, weniger orts- und zeitgebundenen und stärker spezialisierten Arbeitswelt auszurichten
  • flächendeckend hochleistungsfähige Internetverbindungen zu schaffen
  • den Datenschutz maßvoll zu modernisieren
  • ein IT-Sicherheitssiegel mit freiwilliger Zertifizierung einzuführen

Intelligent vernetzte Fabriken und personalisierte Medizin

„Die Digitale Revolution hat das Zeitalter der Big Data begründet, in dem wir leben“, sagte der Vorsitzende des Zukunftsrats Prof. Wolfgang A. Herrmann. „Der technische Fortschritt versetzt uns in die Lage, aus ungeheuer großen Datenmengen unscharfes Wissen zu präzisieren und aus komplexen Multiparamenter-Beziehungen neue, wirtschaftlich vorteilhafte Handlungsweisen abzuleiten. Hieraus werden intelligent vernetzte Fabriken ebenso entspringen wie eine personalisierte, genomdatenbasierte Medizin, eine automatisierte Mobilität, eine boden- und klimaspezifische Landnutzung („Precision farming“) und Methoden des nachhaltigen, energieeffizienten Planens und Bauens. Damit werden unsere Wirtschafts- und Industriestrukturen einem fundamentalem Wandlungsprozess unterworfen. Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft will mit seinen Empfehlungen helfen, die Chancen und Risiken der janusköpfigen Big-Data-Ära auf eine optimistische unternehmerische Agenda zu bringen.“

Alfred Gaffal, ebenfalls Vorsitzender des Zukunftsrats und Präsident der vbw, betonte: „Bayern nimmt international eine Spitzenposition unter den Hightech-Regionen ein. Wir können unseren Wohlstand und Arbeitsplätze nur sichern, wenn wir verstärkt auf Innovationen und Technologieführerschaft setzen. Big Data ist ein Wachstumstreiber für den künftigen Erfolg unseres Standorts. Die intelligente Analyse und Nutzung großer Datenmengen wird für die Unternehmen zunehmend zu einem erfolgskritischen Wettbewerbsfaktor. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen müssen wir dabei unterstützen, ihre Potenziale durch Big Data zu erkennen und auszuschöpfen.

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sagte bei der Vorstellung der Studie: „Big Data ist für unsere Wirtschaft eine große Chance. Durch das Wissen, das in den großen Datenmengen steckt, können Unternehmen etwa effizienter werden und sich im Wettbewerb behaupten. Wichtig ist, dass wir die Chancen nutzen: Deshalb bauen wir die Forschungsinfrastrukturen in Bayern auf und unterstützen die Wirtschaft bei der Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle in diesem Bereich. Gut die Hälfte der bayerischen Förderung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik fließt derzeit in die Förderung von Big Data und Cloud Computing. Mein Ziel ist, Bayern bei Big Data zum Vorreiter zu machen und Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze nach Bayern zu bringen.“

Neue Studiengänge und Professuren an der TUM

Die TUM sieht sich als Vorreiterin sowohl bei der Ausbildung von Fachkräften als auch bei der interdisziplinären Erforschung des Themenbereichs Big Data, von neuen Datenanalyse-Methoden als Instrument der Forschung bis hin zu den gesellschaftlichen Auswirkungen. Sie hat in den vergangenen Monaten neue Professuren für Großskalige Datenanalyse und Maschinelles Lernen, für Computational Social Science and Big Data sowie für Political Data Science eingerichtet. Zum kommenden Wintersemester starten die neuen Masterstudiengänge „Mathematics in Data Science“, „Data Engineering and Analytics“ und "Science and Technology Studies". Letzterer untersucht die Wechselwirkungen von Technik, Wissenschaft und Gesellschaft.

Auch bei der Vernetzung der Forschungseinrichtungen und Unternehmen in Bayern spielt die TUM eine Führungsrolle: Prof. Manfred Broy ist Gründungspräsident des Zentrum Digitalisierung.Bayern, das die Staatsregierung 2015 ins Leben gerufen hat. Außerdem hat das Entrepreneurship-Programm der TUM die Ausgründung diverser Unternehmen gefördert, die mit Big-Data-Technologie arbeiten.

Mehr Informationen:

Empfehlungen des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft

Technische Universität München

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