Lehre & Qualitätsmanagement

Die Verknüpfung exzellenter Forschung mit exzellenter Lehre – das ist der Anspruch der TUM. Die Lehre an unserer Universität erfolgt nach höchsten didaktischen wie technischen Standards, orientiert an Lernzielorientierung und Kompetenzorientierung.

Didaktik

Hier finden Sie eine Übersicht der didaktischen Grundlagen, auf denen die Lehre an der TUM aufbaut, sowie Hilfestellungen für die Konzeption von Lehrveranstaltungen und Prüfungen.

Chancen für die Lehre

An der TUM gibt es eine Vielzahl von Foren und Wettbewerben für innovative Lehrformate, herausragende didaktische Konzepte oder den Austausch über neueste Entwicklungen.

Lehre im Dialog

An der TUM gibt es eine Reihe regelmäßiger Veranstaltungen zur Lehr- und Lernkultur, die Impulse für die Lehre und Raum für die Diskussion und den Austausch bieten.

Qualitätsmanagement

Ziel des Qualitätsmanagements ist es, attraktive, anspruchsvolle und international wettbewerbs­fähige Studien­angebote zu entwerfen, einzurichten und weiterzu­entwickeln.

Weiterbildung für die Lehre

Ob Didaktik, E-Learning oder Evaluation – an der TUM gibt es vielfältige Beratungs- und Weiterbildungsangebote zu allen Themen rund um Studium und Lehre.

Sprachdienst Internationalisierung

Der Sprachdienst Internationalisierung (SDI) koordiniert  Übersetzungen ins US-Englische sowie Redaktion und Lektorat und stellt die Terminologiedatenank dict.tum zur Verfügung.

Kontakt Qualitätsmanagement

TUM Center for Study and Teaching
Qualitätsmanagement

Arcisstr. 19
80333 München

Kontakt und Ansprechpersonen

Kontakt ProLehre

ProLehre | Medien und Didaktik
Barer Str. 19
80333 München

E-Mail: infospam prevention@prolehre.tum.de
www.prolehre.tum.de

Downloads

Handreichungen, Leitfäden und Vorlagen: Dokumente rund um Lehre und QM.

Downloads

News: Aktuelles aus Studium und Lehre

  • 2.6.2020
  • Lesezeit: 4 Min.

Erste große Studie zu Erfahrungen von Frauen und Kindern in Deutschland

Häusliche Gewalt während der Corona-Pandemie

Rund 3 Prozent der Frauen in Deutschland wurden in der Zeit der strengen Kontaktbeschränkungen zu Hause Opfer körperlicher Gewalt, 3,6 Prozent wurden von ihrem Partner vergewaltigt. In 6,5 Prozent aller Haushalte wurden Kinder gewalttätig bestraft. Dies zeigt die erste große repräsentative Umfrage zu häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie. Waren die Frauen in Quarantäne oder hatten die Familien finanzielle Sorgen, lagen die Zahlen deutlich höher. Nur ein sehr kleiner Teil der betroffenen Frauen nutzte Hilfsangebote.

Eine Frau schlägt die Hände vors Gesicht iStockphoto.com / champja
Nur sehr wenige Frauen wenden sich an telefonische Hilfsangebote.

Während der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie wuchs die Sorge, dass Frauen und Kinder unter häuslicher Gewalt leiden könnten. Doch da nicht alle Opfer Anzeige erstatten oder Hilfsangebote nutzen, blieb die tatsächliche Dimension im Dunkeln.

Janina Steinert, Professorin für Global Health an der Technischen Universität München (TUM), und Dr. Cara Ebert vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung haben deshalb rund 3.800 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren online nach ihren Erfahrungen befragt. Die Studie ist hinsichtlich Alter, Bildungsstand, Einkommen, Haushaltsgröße und Wohnort repräsentativ für Deutschland. Die Frauen wurden zwischen 22. April und 8. Mai 2020 nach dem vorangegangenen Monat gefragt, also der Zeit der strengsten Kontaktbeschränkungen. Da manche Befragten aus Scham möglicherweise nicht zutreffende Antworten geben, wandten die Wissenschaftlerinnen bei besonders stigmatisierten Formen der Gewalt, z.B. sexueller Gewalt, eine anerkannte indirekte Fragemethode an.

Fast 5 Prozent der Partner regulieren die Kontakte der Frauen

Diese erste große deutsche Studie zu diesem Thema zeigt:

  • Körperliche Gewalt: 3,1 Prozent der Frauen erlebten zu Hause mindestens eine körperliche Auseinandersetzung, zum Beispiel Schläge. In 6,5 Prozent der Haushalte wurden Kinder von einem Haushaltsmitglied körperlich bestraft.
     
  • Sexuelle Gewalt: 3,6 Prozent der Frauen wurden von ihrem Partner zum Geschlechtsverkehr gezwungen.
     
  • Emotionale Gewalt: 3,8 Prozent der Frauen fühlten sich von ihrem Partner bedroht. 2,2 Prozent duften ihr Haus nicht ohne seine Erlaubnis verlassen. In 4,6 Prozent der Fälle regulierte der Partner Kontakte der Frauen mit anderen Personen, auch digitale Kontakte, zum Beispiel über Messenger-Dienste.

Ein Vergleich dieser Zahlen mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie wäre nicht aussagekräftig, da bisherige Studien nach Gewalterfahrungen innerhalb längerer Zeiträume gefragt haben, nicht aber nach einem Zeitraum weniger Wochen.

Risikofaktor Finanzsorgen

Höher war die Zahl der Opfer sowohl bei Frauen als auch Kindern, wenn

  • sich die Befragten zu Hause in Quarantäne befanden (körperliche Gewalt gegen Frauen: 7,5 %, körperliche Gewalt gegen Kinder: 10,5 %).
     
  • die Familie akute finanzielle Sorgen hatte (körperliche Gewalt gegen Frauen: 8,4 %, körperliche Gewalt gegen Kinder: 9,8 %).
     
  • einer der Partner aufgrund der Pandemie in Kurzarbeit war oder den Arbeitsplatz verloren hatte (körperliche Gewalt gegen Frauen: 5,6%, körperliche Gewalt gegen Kinder: 9,3 %).
     
  • einer der Partner Angst oder Depressionen hatte (körperliche Gewalt gegen Frauen: 9,7 %, körperliche Gewalt gegen Kinder: 14,3 %).
     
  • sie in Haushalten mit Kindern unter 10 Jahren lebten (körperliche Gewalt gegen Frauen: 6,3 %, körperliche Gewalt gegen Kinder: 9,2 %).

Aus diesen Risikofaktoren leiten die Wissenschaftlerinnen mehrere Empfehlungen für bestehende und eventuelle künftige Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen während einer möglichen „zweiten Welle“ der Pandemie ab: „Es sollten Notbetreuungen für Kinder geschaffen werden, die nicht nur Eltern in systemrelevanten Berufen zur Verfügung stehen“, sagt Janina Steinert. „Da Depressionen und Angstzustände das Gewaltpotential erhöhen, sollten psychologische Beratungen und Therapien auch online angeboten und ohne Hürden genutzt werden können. Frauenhäuser und andere Stellen, die Hilfen anbieten, müssen systemrelevant bleiben.“

„Hilfe auch online anbieten“

Die Wissenschaftlerinnen fragten zudem, ob die betroffenen Frauen Hilfsangebote kennen und genutzt haben:

  • 48,2 Prozent der Opfer kannten die Telefonseelsorge, 3,9 Prozent hatten dort angerufen.
     
  • 32,4 Prozent kannten das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, 2,7 Prozent hatten sich dorthin gewandt.
     
  • 44,3 Prozent kannten das Elterntelefon, 21,5 Prozent hatten dort Hilfe gesucht.  
     
  • 5,5 Prozent kannten die Aktion „Codewort Maske 19“, bei der Apotheken die Behörden verständigen, wenn eine Kundin dieses Codewort sagt. 1,8 Prozent hatten diese Möglichkeit genutzt.

„Wenn Frauen durch ihre Partner intensiv kontrolliert werden, können sie telefonische Beratungsangebote nur schwer nutzen. Hilfe sollte deshalb auch online angeboten werden, per Chat, Messenger und E-Mail“, empfiehlt Cara Ebert. „Die bestehenden Hilfsangebote müssen zudem besser in der Öffentlichkeit beworben werden, zum Beispiel durch große Plakate in Supermärkten und Apotheken sowie durch Onlineanzeigen.“

Weitere Informationen und Links

Die Studie erhebt nicht den Anspruch, ein vollständiges Bild häuslicher Gewalt zu zeigen. Beispielsweise wurden Gewalt gegen Männer und sexuelle Gewalt gegen Kinder nicht untersucht.

Eine kleinere Umfrage der Wissenschaftlerinnen war im April in das regelmäßige „COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO)“ eingeflossen, in dem mehrere Forschungseinrichtungen die „psychologische Lage“ in Deutschland analysieren.

Die aktuelle Studie wurde gefördert von der Dr. Hans Riegel-Stiftung und der Joachim Herz Stiftung.

Prof. Janina Steinert forscht an der Hochschule für Politik München (HfP) und der TUM School of Governance.

Technische Universität München

Corporate Communications Center

Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Janina Steinert
Technische Universität München (TUM)
Professur für Global Health
Tel.: +49 89 907793 321
janina.steinert@tum.de

Aktuelles zum Thema

HSTS