Stipendiat Aashish Pokhrel Maren Willkomm
Über das SOS-Kinderdorf in Nepal an die TUM: Aashish Pokhrel

Aashish Pokhrel

...kommt aus Nepal. Dass er heute an der TUM Transportation Systems studiert ist keine Selbstverständlichkeit. Eine politische Revolution hat sein Leben früh verändert. Im folgenden Interview erzählt der Stipendiat, wie er es von einem SOS-Kinderdorf an die TUM geschafft hat und wie ihm das Deutschlandstipendium bei seinem Studium hilft.

Aashish, Deine Geschichte ist sehr bewegend. Kannst Du ein bisschen von Dir erzählen?

Aashish Pokhrel: Ich bin 1991 in Nepal geboren und lebte mit meinen Eltern und vier Brüdern in Gorkha, einem Dorf ca. 150 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt. Mein Vater war eine Art Bürgermeister und Mitlied in der damaligen Regierungspartei. 1997 gab es Unruhen in Nepal. Die Maoisten, die Regierungsgegner waren, kamen nach Gorkha und mein Vater wurde getötet. Meine Mutter verletzten sie schwer, so dass sie über zwei Monate im Krankenhaus verbrachte.

Was ist dann mit Deinen Geschwistern und Dir passiert?

Aashish Pokhrel: Zuerst sind wir bei Verwandten untergekommen. Aber dort konnten wir nicht bleiben. Gute Freunde meiner Eltern halfen dann dabei, für meinen kleinen Bruder und mich einen Platz im SOS-Kinderdorf zu organisieren. Meine älteren Brüder blieben in Gorkha, weil sie dort zur Schule gingen.

Wie war das so im SOS-Kinderdorf?

Aashish Pokhrel: Dort lebten 15 Familien. In einem Haus wohnte eine Mama und zehn Kinder. In meinem Haus war ich der Älteste. Wenn wir Kinder aus der Schule kamen, haben wir unsere Hausaufgaben gemacht – dabei habe ich meinen jüngeren Geschwistern geholfen. Danach halfen wir auch unserer Mutter bei der Hausarbeit oder spielten draußen.

Du sprichst von Mama und Geschwistern. Wie ist das Verhältnis zu Deiner SOS-Familie?

Aashish Pokhrel: Ich sage immer, ich habe zwei Mütter. Eine leibliche und meine SOS-Mama. Ich habe ein tolles Verhältnis zu ihr und auch zu meinen SOS-Geschwistern. So oft es geht, rufe ich sie von Deutschland aus an und sie ist sehr stolz auf mich und freut sich für mich. Leider schaffen es nur wenige SOS-Kinder aus dem Dorf an eine Universität und schon gar nicht im Ausland. Gerne wäre ich da ein Vorbild.

Wie hast Du das geschafft?

Aashish Pokhrel: Ich habe einen Bachelor in Nepal gemacht aber die Qualität der Lehre ist in Nepal nicht gut. Deshalb wollte ich, wie jeder, zunächst unbedingt in Amerika weiter studieren. Leider hat das, vor allem wegen der hohen Studiengebühren, nicht geklappt. Dann habe ich nach den besten europäischen Universitäten mit einem passenden Studiengang gesucht und die TUM gefunden. Ich habe mich beworben, bin angenommen worden und jetzt studiere ich seit letztem Oktober den Master Transportation Systems.

Wie gefällt es Dir in Deutschland?

Aashish Pokhrel: Es gefällt mir sehr gut. Aber die Umstellung war sehr groß. Als ich in Nepal losgeflogen bin, hatte es 35°C. In München bin ich bei eisigen Temperaturen aus dem Flieger gestiegen. Die Wohnungssuche war zunächst nicht einfach, die Sprache ist schwer, aber alle sind sehr nett zu mir und die TUM unterstützt mich.

Seit einigen Monaten bekommst Du auch das Deutschlandstipendium. Was bedeutet Dir das?

Aashish Pokhrel: Das Deutschlandstipendium stärkt mir nicht nur finanziell unglaublich den Rücken, sondern ist auch eine Anerkennung meiner bisherigen Leistungen und stellt für mich eine große Motivation dar.

Wie bist Du auf das Deutschlandstipendium gekommen?

Aashish Pokhrel: Meine Familie wollte nicht, dass ich nach Deutschland gehe. Vor allem meine Mutter hat sich große Sorgen gemacht. Sie hat nicht verstanden, warum ich ins Ausland gehen wollte, dann auch noch so weit weg und wie ich das alles bezahlen wollte. Ich habe mich dann nach Stipendien umgeschaut, auch deshalb, um sie damit zu überzeugen. So kam ich auf das Deutschlandstipendium.

Wie finanzierst Du Dein Studium?

Aashish Pokhrel: Ich habe nach meinem Bachelor schon zwei Jahre in einer Firma in Nepal gearbeitet und dort etwas Geld verdient. Das war aber schnell aufgebraucht. Jetzt unterstützt mich zum Glück das Deutschlandstipendium und noch das SOSKinderdorf. Ansonsten würde ich mir das teure Leben in Deutschland nicht leisten können.

Was gefällt Dir am Deutschlandstipendium besonders gut?

Aashish Pokhrel: Ich finde es toll, dass beim Deutschlandstipendium spezielle Lebenswege mit als Leistung berücksichtigt werden. Ein großer Dank gilt daher auch meinem Förderer dem Karl Max von Bauernfeind-Verein, der mich unterstützt und mir eine so großartige Chance gibt.

Was sind Deine Pläne nach dem Masterstudium?

Aashish Pokhrel: Ich möchte vielleicht ein oder zwei Jahre in Deutschland arbeiten, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Danach will ich aber auf jeden Fall zurück nach Nepal und dort arbeiten. Meine Familie werde ich bis dahin leider nicht sehen können. Für einen Besuch in Nepal fehlt mir das Geld.

HSTS