Stipendiat Eser Aytekin Mohammadpour/TUM
Ging einen ungewöhnlichen Weg: Eser Aytekin

Eser Aytekin: "Mach' was draus!"

Eser Aytekin studiert Technologie- und Mana­ge­ment­orientierte BWL. Er wird seit Herbst 2012 gefördert. Im Interview erzählt er davon, wie er nach seinem Haupt­schul­ab­schluss über eine Lehre und das nachgeholte Abitur an die TUM kam – und was das Deutschlandstipendium ihm persönlich bedeutet.

Was führte Sie an die TUM?

Eser Aytekin: Mein Weg an die TUM war nicht gerade der übliche. Meine Eltern kamen als Arbeiter aus der Türkei über Österreich nach München. Ich bin in München geboren und im Stadtteil Neuperlach aufgewachsen. Dort war ich zunächst auf der Hauptschule, wie all meine Freunde auch. Nach meinem Abschluss habe ich gleich gejobbt, Geld verdienen stand für mich an erster Stelle.

Wann hat sich Ihre Einstellung geändert?

Eser Aytekin: Mit 18 ist mir endlich klar geworden, dass ich mehr erreichen will, dass das nicht alles sein kann. Ich hab' mir gesagt: Du kannst doch was, mach' was draus. Von da an habe ich Gas gegeben, mich reingehängt und immer weiter gemacht. Ich habe beim Lohn­steuer­hilfe­verein einen Ausbildungsplatz bekommen, dort eine Lehre zum Bürokaufmann absolviert und dabei die Mittlere Reife nachgeholt. Die Arbeit war richtig interessant, ich habe schnell viel Neues gelernt, hatte nette Kollegen und einen Chef, der uns motiviert hat. Das war das Beste, was mir damals passieren konnte!

Und dann die Entscheidung zum Abitur...

Eser Aytekin: Ich wusste nach meiner Ausbildung, dass ich noch mehr Potenzial habe. Also habe ich alles in Bewegung gesetzt, um auch noch das Fachabitur und schließlich das Abitur nachzuholen. Ich bin wirklich stolz darauf, das aus eigener Kraft geschafft zu haben.

Welche Auswirkungen hat dieser Weg auf Ihr Studium?

Eser Aytekin: Mein Lebensweg gibt mir einen ganz besonderen Antrieb im Studium: Ich weiß jetzt, was ich will und dass ich meine Ziele verwirklichen kann, auch wenn Steine im Weg liegen. Über das Deutschlandstipendium habe ich mich auch aus diesem Grund ganz besonders gefreut. Als Stipendiat ausgewählt worden zu sein, bedeutet mir persönlich viel. Es ist für mich eine Anerkennung für meine bisherigen Leistungen und motiviert mich, so weiter zu machen.

Und warum TUM-BWL?


Eser Aytekin: An der Technologie- und Managementorientierten BWL hat vor allem die Vielfältigkeit mein Interesse geweckt: Mit dem technikorientierten Nebenfach interdisziplinär zu studieren, keine konventionellen Wege zu beschreiten – das hat mich überzeugt.

Wie finanzieren Sie jetzt das Studium?

Eser Aytekin: Ich erhalte BAföG. Die Förderung durch das Deutsch­land­sti­pen­di­um wird nicht darauf angerechnet, das ist für mich ein großes Glück. Denn sonst müsste ich neben der Uni auf jeden Fall mehr arbeiten. Jetzt kann ich mich dank des Stipendiums viel besser auf mein Studium konzentrieren.

Was wünschen Sie sich noch vom Programm des Deutschlandstipendiums?

Eser Aytekin: Bei der Urkundenverleihung im Winter habe ich einen Ansprechpartner meines Fördererunternehmens Wipro Technologies kennen gelernt. Ein Besuch ist schon geplant, darauf freue ich mich sehr. Es besteht vielleicht auch die Möglichkeit für ein Praktikum in Indien, das fände ich spannend!

Können Sie sich vorstellen, sich später als Alumnus in diesem oder einem ähnlichen Programm zu engagieren?

Eser Aytekin: Mein kleiner Bruder holt gerade ebenfalls sein Abitur nach. Unsere Eltern waren nie an einer Uni und sind jetzt sehr stolz auf uns. Viele Leute wissen – glaube ich – nicht zu schätzen, welche tollen Möglichkeiten man im deutschen  Bildungssystem hat: die akademische Laufbahn kann man hier auch über Umwege einschlagen. Ich würde deswegen später, wenn es meine finanzielle Situation erlaubt, als Alumnus gerne ein Programm wie das Deutschlandstipendium mitfördern und etwas von dem zurückgeben, was ich auf meinem Weg an Unterstützung erfahren habe.

(Interview: Lilian Mohammadpour & Jürgen Gradl, Mai 2013)

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