Stipendiat Peter Zarnitz Mohammadpour/TUM
Engagiert aus Überzeugung: Peter Zarnitz

Peter Zarnitz: "Engagiert euch!"

Peter Zarnitz ist 20 Jahre alt, studiert Informatik, jobbt nebenher – und vertritt die Studierenden der TUM im Senat und Hochschulrat. Wie er das bewerkstelligt, warum ihm sein Engagement in der Hochschulpolitik so viel Freude macht und wie ihm das Stipendium dabei hilft, erzählt er im Interview.

Warum haben Sie sich für ein Studium der Informatik an der TUM entschieden?

Der gute Ruf der TUM hat natürlich eine große Rolle gespielt. Daneben bietet mir die angebotene Fächervielfalt die Möglichkeit, mir nicht nur Veranstaltungen aus meinem Fachgebiet, der Informatik, anzuhören, sondern auch über den Tellerrand hinaus zu schauen. Ich bin ja erst am Anfang meines Studiums, aber das werde ich sicherlich noch stärker für mich nutzen.
Für die Informatik habe ich mich letztendlich natürlich aus persönlichem Interesse entschieden. Lustigerweise hatte aber ein Mitarbeiter meines jetzigen Förderers, der Allianz, zu meiner Schulzeit einen großen Anteil daran, dass ich die Informatik als Berufsfeld ausgewählt habe. Durch ihn habe ich erfahren, was man als Informatiker überhaupt machen kann im Arbeitsleben.

Wie finanzieren Sie jetzt Ihr Studium?

Meine Eltern steuern zu meinem Lebensunterhalt bei und ich arbeite als Hilfskraft am Institute for Advanced Study an der TUM. Das Stipendium ermöglicht es mir, nicht noch mehr arbeiten zu müssen und mich stärker auf mein Engagement konzentrieren zu können.

Seit wann und wofür engagieren Sie sich an der TUM?

Im ersten Semester hatte ich noch etwas Zeit neben dem Studium und die Fachschaft hat damals richtig gut Werbung gemacht. Also bin ich hingegangen und sozusagen hängen geblieben. Schließlich wurde ich für den Standort Garching in die zentrale Studienbeitragskommission gewählt, in der wir alle Studienbeitragskonzepte der zentralen Einrichtungen bewertet haben. Das waren meine ersten Kontakte mit der Hochschulpolitik und dem Allgemeinen Studierendenausschuss AStA. Ich habe schnell gemerkt, dass mir das Spaß macht und wurde letztes Jahr zum ersten Mal als Vertreter der Studierenden in den Senat gewählt. Inzwischen bin ich in meiner zweiten Amtszeit und  übernehme auch im AStA noch Aufgaben nach Bedarf. Ich habe mich dieses Jahr zum Beispiel mit der Erfassung der Lernräume an der TUM beschäftigt. Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig, es kommt immer was Neues dazu.

Was genau machen Sie als Vertreter der Studierenden im Senat?

Wir sind zwei Vertreter der Studierenden im Senat, im Prinzip behandelt man dort alle Arten von Satzungen, Änderungen von Studienprüfungsordnungen und so weiter. Der Senat gibt auch zu jedem einzelnen Berufungsverfahren eine Stellungnahme ab. Wir Studierendenvertreter achten dabei immer besonders darauf, dass die Lehre in den Berufungsverfahren ausreichend behandelt wird und nicht nur die Forschung im Fokus steht.
Besonders praktisch für mich ist: Bei meinem Nebenjob im Institute for Advanced Study lerne ich die Berufungsverfahren gleichzeitig von der administrativen Seite kennen. Ich finde es wirklich spannend, beide Seiten zu verstehen und den Aufwand mitzuerleben, der jeweils betrieben wird. Auf den ersten Blick wirkt es nicht so, aber eigentlich passen mein hochschulpolitische Arbeit und der Nebenjob wirklich gut zusammen.

Studieren, Engagieren und Geldverdienen – wie bewältigen Sie das zeitlich?

Ich habe einen Onlinekalender, in den ich all meine Termine eintrage – der ist mein unentbehrlicher Helfer. Bei meinem Nebenjob kann ich die Arbeitszeiten flexibel einteilen. Mein Engagement ist aber wirklich der größte Zeitfresser, im Schnitt bin ich sicherlich 25-30 Stunden pro Woche mit der Arbeit für den AStA beschäftigt.

Bleibt ihr Privatleben da nicht ein bisschen auf der Strecke?

Ein bisschen vielleicht. Unsere Sitzungen sind immer am Abend, aber wir sitzen ja alle im selben Boot – und das sehr gerne! Wir verstehen uns wirklich gut im AStA, das ist auch wichtig. Wir diskutieren oft kritische Themen, wo persönliche Meinungen auseinander gehen. Der gegenseitige Respekt spielt dabei eine große Rolle. Und durch das gemeinsame Engagement entstehen auch Freundschaften.

Was raten Sie Erstsemestern an der TUM – sollte sich jeder engagieren? Warum?

Ja klar, auf jeden Fall! Es macht viel Spaß und man lernt die Uni dadurch nicht nur aus dem Hörsaal oder dem Seminar kennen, sondern kann hinter die Kulissen schauen. Wir Studierenden möchten ja immer, dass die Universität unsere Wünsche umsetzt. Aber diese Wünsche und Forderungen der Studierenden muss jemand kommunizieren. Dafür sind Leute nötig, die sich die ganz praktischen Sorgen und Nöte ihrer Kommilitonen anhören und aus eigener Erfahrung kennen, und die sich für eine studierendenfreundliche Umsetzung stark machen. Als studentischer Vertreter kann ich mich für praktische Lösungen einsetzen und die Interessen der Studierenden kommunizieren.

Ich rate also allen aus voller Überzeugung: Macht mit! Jeder kann dazu beitragen, dass wir weiterhin so gut gehört werden an unserer Uni. Schaut einfach mal rein in eure Fachschaft, wir beißen nicht und sind ein wirklich netter Haufen – und eben immer froh, wenn jemand sich engagieren möchte. Wie viel man macht, kann man sich ganz frei einteilen. Es zählt jeder Beitrag.

Und man muss auch nicht unbedingt in die Hochschulpolitik wie ich. Es gibt noch so viele andere interessante studentische Initiativen an der TUM. TUfast zum Beispiel oder die IKOM. Auch bei den Partys brauchen wir immer Leute, die kurzfristig mithelfen wollen, da muss man kein aktives Fachschaftsmitglied sein. Man lernt überall so viel dazu, wenn man einfach mal „macht“ – und es ist ein tolles Gefühl zu sehen, dass man selbst etwas bewirken kann.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie hier an der TUM als Studierendenvertreter viel bewegen können?

Ja, auf jeden Fall. Alleine wenn man sich zwei Themen anschaut: Semesterticket und Studiengebühren. Bei den Studienbeiträgen konnten wir an der TUM immer fair mitreden, wofür das Geld eingesetzt werden soll. Und bei der Urabstimmung zum Semesterticket gab es von den Studierenden der drei großen Münchner Hochschulen ein eindeutiges Ja. Aber auch im Kleinen sind wir erfolgreich. Nebenbei knüpft man sich natürlich ein Netz aus Kontakten auch zu Studierenden anderer Fakultäten.

Würden Sie Unternehmen raten, sich im Deutschlandstipendium zu engagieren?

Ja, natürlich. Die Wirtschaft wird auch in Zukunft Absolventen brauchen, die ihr Wissen einbringen. Mit dem Stipendium können Unternehmen diese schon während des Studiums kennen lernen. Die Kontakte sind also für beide Seiten nur ein Gewinn! Abgesehen davon finde ich es richtig, sich für die Gesellschaft zu engagieren. Die Förderung des Nachwuchses zählt da auch dazu.

(Interview: Lilian Mohammadpour & Jürgen Gradl, Dezember 2013)

Zurück zur Übersicht

HSTS