• 3.8.2015

UN-Jungdelegierter Rupert Heindl in New York:

„Wenn jeder ein bisschen was macht, bringt das viel“

Gerade hat in New York das „High Level Political Forum on Sustainable Development“getagt. Mit dabei: TUM-Student Rupert Heindl. Mit seiner Kollegin Jasmin Burgermeister von der Uni Erfurt war er als Teil der deutschen Regierungsdelegation vor Ort. Und hat viele Eindrücke mitgebracht.

Anstoßen in New York mit Weihenstephaner: UN-Jugenddelegierter Rupert Heindl (Mitte) mit Hirotaka Koike aus Japan (links) und Brandon Schwartz aus den USA (rechts). (Foto: Rupert Heindl)
Anstoßen in New York mit Weihenstephaner: UN-Jugenddelegierter Rupert Heindl (Mitte) mit Hirotaka Koike aus Japan (links) und Brandon Schwartz aus den USA (rechts). (Foto: Rupert Heindl)

Rupert, wie sind Deine Eindrücke von New York?

Auf jeden Fall sehr vielfältig. Auch wegen der Stadt selbst. Der UN-Apparat ist natürlich sehr beeindruckend. Gerade, weil dort so viele Länder vernetzt sind und er sehr komplex ist. Es hat aber auch eine Zeit gedauert, bis ich mich reingefunden habe.

Was ist Dir positiv in Erinnerung geblieben?

Die UN ist bei den Inhalten weiter als je zuvor. So sehe ich das zumindest. Das ist, gerade in Punkto Nachhaltigkeit, sehr wichtig für die Veränderung der Menschheit.

Und was eher negativ?

Was die Nachhaltigkeit in Amerika angeht, gibt es noch sehr viel Verbesserungsbedarf. Dort wird alles vier Mal in Plastiktüten eingepackt. Sogar in der UN-Kantine gab es nur Plastikgeschirr. Das wurde natürlich stark kritisiert und die Verantwortlichen wollen das auch ändern.

Was waren Eure Hauptaufgaben?

Bei den Verhandlungen haben wir vor allem Lobbyarbeit gemacht und versucht, unsere eigenen Positionen einzubringen. Aber auch Vernetzung und der Aufbau einer nachhaltig funktionierenden Jugendbeteiligungsstruktur waren sehr wichtig für uns.

Kannst Du kurz zusammenfassen, was Eure wichtigsten Positionen sind?

Ein wichtiger Punkt ist, dass die Jugendlichen mehr Einfluss auf die Entscheidungsprozesse in den Parlamenten vor Ort haben. Fast 50% der Weltbevölkerung sind 30 Jahre und jünger. Um die Nachhaltigkeitsagenda umzusetzen, muss unsere Generation diese auch annehmen. Um das zu erreichen muss man junge Menschen aber auch konsequent in die Prozesse einbeziehen.

Der Klimawandel beschäftigt Euch sicher auch.

Selbstverständlich. Uns ist wichtig, dass die Ziele rund um den Klimawandel konsequent umgesetzt werden. Eine positive wirtschaftliche Entwicklung darf in der Zukunft nicht mehr im Widerspruch zu Umweltschutz und Menschenrechten stehen.

Wie viele Ziele der UN-Kommission gibt es denn?

Derzeit gibt es 17 Ziele mit 169 Unterzielen. Beschlossen werden die allerdings erst im September. Da sind dann alle großen Politiker und auch die Medien vor Ort. Das wird vermutlich eine ziemliche Show. Ob wir Jungdelegierten da auch dabei sein werden, steht leider noch nicht fest.

Wie werden die Ziele überprüft?

Ab dem nächsten Jahr wird das High Level-Political-Forum, an  dem wir auch teilnehmen werden, die Umsetzung prüfen. Wie objektiv und detailliert diese Überprüfung dann geschieht, ist entscheidend für die Umsetzung der Ziele. Daher arbeiten momentan Experten an einigen hundert Indikatoren, die ein objektives und wissenschaftlich sauberes Monitoring der Umsetzung ermöglichen sollen. Die Ziele müssen messbar werden.

Hattet Ihr auch ein bisschen Freizeit, um Euch in New York umzuschauen?

Ja. In unserer freien Zeit haben wir uns einiges angesehen. Der Central Park ist für mich zum Beispiel sehr wichtig. Wir waren auch in vielen Kunstmuseen. Am Independence Day waren wir mit ortsansässigen Studenten und Locals auf einer Rooftop Party in Brooklyn. Wir haben sehr viel mit anderen Jugenddelegierten, aber auch mit Studenten von vor Ort unternommen, das war super.

Was hat Dich am meisten beeindruckt?

Mich haben sehr viele verschiedene Dinge beeindruckt. Am meisten wahrscheinlich das Treffen mit Rolf-Dieter Heuer, dem Chef vom CERN (Anmerk.: Europäische Organisation für Kernforschung im Kanton Genf/Schweiz). Den hab’ ich mir am Rande einer Verhandlung geschnappt. Das war für einen naturwissenschaftlichen Studenten wie mich sehr beeindruckend.

Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Ein Hauptverantwortlicher sagte: „Man kann sagen, dass es ein Erfolg war, dass die Zahl der verhungerten Kinder gesunken ist. Aber es verhungern immer noch mehrere Millionen Kinder im Jahr und das liegt nicht an der Infrastruktur, sondern daran, dass der politische Wille fehlt, das zu ändern.“ Man kann jetzt also nur hoffen, dass es dieses Mal besser wird. Das hängt natürlich auch von uns ab.

Was können wir tun?

Ich meine damit nicht, dass jeder von heute auf morgen Veganer werden muss. Aber es würde sehr viel bringen, wenn man solche Dinge bei politischen Entscheidungen, die man im Alltag trifft, im Hinterkopf behält. Wir müssen der Politik auf die Finger schauen, damit sie diese Ziele umsetzt. Andererseits müssen wir die Politik dabei natürlich auch unterstützen.

Was meinst Du mit politischen Entscheidungen?

Damit meine ich zum Beispiel auch Kaufentscheidungen, aber natürlich vor allem die Teilnahme an Wahlen oder Diskussionen über Nachhaltigkeit im eigenen Umfeld. Auch in der Uni sollte man alles hinterfragen. Die meisten Dozenten freuen sich über kritische Fragen. Am wichtigsten ist meiner Meinung nach aber der eigene Lebensstil. Damit kommuniziert man oft mehr als mit vielen großen Reden. Natürlich geht das nicht von 0 auf 100. Aber wenn jeder ein bisschen was macht, bringt das schon viel!

(Interview: Verena Pongratz)

Rupert Heindl
(26) studiert an der TUM School of Education, im Erstfach Metalltechnik/Maschinenbau und im Zweitfach Theologie. Er ist gelernter KFZ-Mechatroniker und stammt aus Kirchdorf im Landkreis Mühldorf. Die Bundesregierung schickt jedes Jahr zwei junge Menschen nach New York zum UN-High Level Political Forum on Sustainable Development. Seine Amtszeit endet im November 2016.

Mehr Informationen:
Kontakt Rupert Heindl: r.heindlspam prevention@tum.de
Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung bei facebook

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