Bayerische Akademie des Schreibens:
„Habe mich kurz gefragt, was ich hier eigentlich mache“
Sonja, Du bist eine der aktuellen Teilnehmer/innen der Bayerischen Akademie des Schreibens. Wie kamst Du dazu, dort mitzumachen?
Kappelan: Ich schreibe schon lange. Hier an der TUM habe ich am Workshop „Selbst geschrieben, neu gelesen“ teilgenommen, der jedes Semester von der Carl von Linde-Akademie angeboten wird. Der Workshop ist spannend für alle, die das literarische Schreiben ausprobieren wollen und eine gute Vorbereitung für die BAdS. Hier ist das in einem geschützten Raum möglich, man macht Übungen und bekommt zahlreiche Tipps und Anregungen.
Wie lange schreibst Du schon?
Ich habe in der 8. Klasse begonnen, Gedichte zu verfassen. Später habe ich dann eigene Geschichten und Szenen zu Themen geschrieben - je nachdem, welche Filme, Serien und Bücher mich gerade beeinflusst haben. Für die Bewerbung zur BAdS habe ich dann meine erste Kurzgeschichte geschrieben.
Wie läuft die Arbeit in der Akademie ab?
Wir sind acht Studierende aus drei Universitäten, unsere Betreuer sind die Autorin Teresa Präauer und der Lektor Martin Mittelmeier. Insgesamt treffen wir uns an drei Wochenenden in drei verschiedenen Städten. Am ersten Wochenende geht es vor allem darum, sich untereinander kennenzulernen und an dem Bewerbungstext zu arbeiten. Das heißt, der Text wird erstmal ziemlich durch die Mangel genommen und die Schwächen werden herausgearbeitet.
Das ist sicher erst einmal nicht so leicht hinzunehmen.
Oh ja, das ist erst einmal hart, wenn der Text, für den du ausgewählt wurdest, so stark kritisiert wird. Ich habe mich kurz gefragt, was ich hier eigentlich mache. Im Nachhinein gesehen habe ich durch die Kritik aber sehr viel gelernt und gehe jetzt ganz anders ans Schreiben heran. Die Kritik war immer konstruktiv und respektvoll. Ziel war es, die Texte zu verbessern. Ich habe viele Tipps und neue Ideen bekommen.
Und dann?
Das zweite Wochenende lief ähnlich, mit einem Text, den wir in den zwei Monaten Pause geschrieben hatten. Hinzu kamen einige Schreibaufgaben, ein Gespräch mit dem Autor Thomas von Steinaecker und eine Zusammenführung der beiden Kurse im Literaturhaus. Am dritten Wochenende ging es um den Finaltext und um dessen Schwachstellen, die sich in der bereits umgeschriebenen Form noch befanden.
Wo konntest Du am meisten lernen?
Die Akademie endet im Juni mit einem Abschlussabend in Erlangen, auf dem jeder Teilnehmer einen eigenen Text vorliest. Dazu hatten wir einen extra Workshop mit einem Sprechcoach. Es ist wirklich faszinierend, wie die Texte sich ändern, wenn sie anders betont oder in einer anderen Stimmlage vorgelesen werden.
Was empfiehlst Du Studierenden der TUM, die sich bei der BAdS bewerben wollen, als Vorbereitung?
Ich finde es zum Beispiel sehr spannend, Lesungen zu besuchen. Dort lernt man die Autorin/den Autor ganz anders kennen als beim Lesen seiner/ihrer Bücher. Häufig erfährt man da auch, wie die Geschichte entstanden ist. Das ist sehr hilfreich für das eigene Geschreibsel.
Was rätst Du Studis, die gerne literarisch schreiben?
Mein Rat lautet: Schreiben, weil und wenn man es will. Immer offen für Neues sein. Es gibt so viele Wege, ein Thema zu verarbeiten. Auf den eigenen Schreibstil vertrauen, auch wenn ganze Blöcke Papier im Mülleimer landen. Und es akzeptieren, wenn ein Text nicht vollkommen ist. Ein fertiger Text muss nicht perfekt sein: Er muss für einen selbst funktionieren, so dass man persönlich dahinter steht.
(Interview: Simone Müller)
Die Bayerische Akademie ist ein Zusammenschluss von sieben bayerischen Universitäten und dem Literaturhaus München mit dem Ziel, junge Autor/innen zu fördern. Sie steht eingeschriebenen Studierenden aller Fachrichtungen offen. Die Teilnahme inkl. Übernachtungen ist kostenlos, die Reisekosten sind im Regelfall selbst zu tragen. Die Bewerbung für den Jahrgang 2016/17 ist ab sofort und bis zum 1. August 2016 möglich.
Mehr Informationen:
Bayerische Akademie des Schreibens an der TUM
Literaturhaus München Seminare
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