• 20.12.2022
  • Lesezeit: 4 Min.

Robotik und Künstliche Intelligenz zur Pflege älterer Menschen

4,7 Millionen Euro und 14 Stellen für TUM Campus Geriatronik vorgesehen

Gute Nachrichten für den TUM Campus für Geriatronik in Garmisch-Partenkirchen und die KI-Mission Robo.Care: Im Haushaltsentwurf 2023 des Bayerischen Kabinetts sind 4,74 Millionen Euro für die dortige Forschung zum Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Pflege älterer Menschen vorgesehen. Das teilte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume bei einem Besuch vor Ort mit und sprach von einem „Musterprojekt für Deutschland und die Welt“. Es handelt sich um ein Vorhaben des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI) der Technischen Universität München (TUM).

Andreas Heddergott/TUM

Der Freistaat finanziert 2023 die Realisierung des TUM Campus Geriatronik sowie den Start der KI-Mission Robo.Care: Zwei Professorenstellen und 12 Stellen in Forschung und Translation sowie 4,74 Mio. Euro an Sachmitteln sind allein im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr vorgesehen. Zudem soll ein neuer Masterstudiengang für Geriatronik etabliert werden. Zu dem Gesamtvorhaben gehören auch eine Sonderforschungszone für Geriatronik und Healthcare-Robotik sowie die KI-Mission Robo.Care, die künstliche Intelligenz in der Pflege voranbringen soll.

Große Pläne für Kooperation von Pflege, Bildung und Forschung

Zusammen mit Partnern aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich hat sich die TUM vorgenommen, in einem gemeinsamen Campus Pflege, Bildung und Forschung und die Weiterentwicklung zentraler Kl-Robotik-Technologien hin zu alltagstauglichen Anwendungen miteinander zu verbinden. So wird auf einer 25.000 Quadratmeter großen Fläche ein von der Caritas betriebenes Pflegezentrum entstehen, in dem auch eine Sozialstation, betreutes Wohnen und ein breites Spektrum an Pflegedienstleistungen untergebracht werden. Damit verknüpft wird ein Bildungszentrum, in dem die technischen Robotik- und KI-Entwicklungen aufgegriffen und Pflegekräfte ausgebildet werden. Im Innovation Space Geriatronics der TUM sollen zudem Start-ups entstehen, die technische Innovationen als Produkte in den Alltag bringen.

MIRMI auf dem Weg zur Spitze in der weltweiten Geriatronikforschung

Wissenschaftsminister Blume freute sich: „Weltklasseuniversität im Alpenparadies: Der Geriatronik-Campus kommt und Garmisch-Partenkirchen wird Universitätsstandort! Mit 14 zusätzlichen Stellen und rund 4,7 Millionen Euro Sachmittel allein im Haushaltsentwurf 2023 startet Bayern ein Musterprojekt für Deutschland und die Welt. Aus Hightech wird Lebensqualität. Wir bringen Geriatrie und Robotik zusammen. Hier findet Hightech-Forschung im Dienst des Patienten statt – ein Musterfall, wie Technik dem Menschen dient. Lehre, Forschung und Anwendung von KI werden in einzigartiger Weise kombiniert. Wir wollen die Elite der Robotik-Forscherinnen und -Forscher nach Garmisch-Partenkirchen holen.“

MIRMI-Direktor Prof. Sami Haddadin kündigte an: „Wir werden in Garmisch-Partenkirchen ein einzigartiges Experimentierfeld für die Spitzenforschung und -entwicklung der Robotik für die Pflege und Gesundheit etablieren und damit internationale Standards setzen. Mit diesem einzigartigen TUM Campus wollen wir die Spitzenforschung und die Ausbildung im Bereich der Geriatronik und Healthcare-Robotik in Garmisch-Partenkirchen weiter stärken und international sichtbarer machen, vor allem aber auch etwas für die Zukunft der Region tun. Nur mit solch innovativen und integrierten Ansätzen können nachhaltige Lösungen für das selbstbestimmte Leben im Alter entwickelt werden.“

Weitere Informationen zum Konzept des TUM Campus Geriatronik: 3 Forschungsbereiche im Fokus

Besonders drei Forschungsbereiche werden auf dem TUM Campus Geriatronik im Mittelpunkt stehen:

  1. Roboterassistenz für Pflege und Gesundheit

Assistenzsysteme müssen eine natürliche Interaktion ermöglichen, bei der die Technik in den Hintergrund tritt. So genannte Service-Humanoide sollen im Haushalt oder in der Kommunikation unterstützen und Pflegearbeiten erledigen. Dafür müssen autonome Assistenzfunktionen der Roboter mit Hilfe von Maschinellem Lernen trainiert werden. Und die Sensorik für die Roboterassistenten muss weiter verfeinert werden. Hinzu kommt die Weiterentwicklung von Robotern, die per Fernsteuerung die Pflege unterstützen können.

  1. Gesundheitsvorsorge, Versorgung und Pflege im interdisziplinären Kontext

Um die Geriatronik passend für Anforderungen entwickeln zu können, ist interdisziplinäre Forschung nötig, die die Einflussfaktoren für gesundes Altern und das Leben im dritten Lebensabschnitt gezielt unterstützt und den Einsatz von Assistenzsystemen, etwa aus medizinischer, pflegerischer, psychologischer und soziologischer Sicht, bewertet.

  1. Einbettung der Technologie in rechtlichen und ethischen Rahmen

Im ein Referenzzentrum Geriatronik sollen der Praxiseinsatz von robotischen Assistenzsystemen und damit verbundene Fragen nach technischen, rechtlichen und ethischen Standards erforscht werden. Im Mittelpunkt stehen das Miteinander von Mensch und Maschine, die Anpassung von Lebensräumen und Infrastruktur unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Nutzenden.

Mission KI.Robo.Care

KI und Robotik müssen bei diesen angestrebten Entwicklungen zusammenwirken. „Nur gemeinsam wird es möglich sein, dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und der zunehmenden Gruppe älterer Menschen in unserer Gesellschaft zu mehr Selbständigkeit und Sicherheit zu verhelfen“, betont MIRMI-Direktor Haddadin, der aus diesem Grund die Mission KI.Robo.Care auf den Weg gebracht hat. Das Ziel: Roboterassistenten für den demografischen Wandel zu entwickeln, sie alltagstauglich machen und alten Menschen damit eine Pflege mit Unterstützung durch Roboter zu gewährleisten..

Um diese Forschungen in den nächsten Jahren nachhaltig nach vorne zu bringen, wird es auf dem Campus künftig acht Professuren geben, die sich u.a. mit der Mensch-Roboter-Interaktion, der intelligenten Telerobotik, Roboterassistenz in der Gesundheitsversorgung und Altenpflege sowie Pflegewissenschaften und Geriatronik auseinandersetzen sollen. Hinzu kommt der neue Masterstudiengang „Geriatronik“, der im Wintersemester 2027/28 starten soll. Erste Geriatronik-Module sollen für Masterstudenten bereits vor dessen Start zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen und Links
  • Video über das Konzept des TUM Campus Garmisch-Partenkirchen
  • Website über das Leuchtturmprojekt Geriatronik
  • Mit dem Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI) hat die TUM ein integratives Forschungszentrum für Wissenschaft und Technologie geschaffen, um innovative und nachhaltige Lösungen für zentrale Herausforderungen unserer Zeit zu erarbeiten. Die Einrichtung verfügt über führende Expertise auf zentralen Gebieten der Robotik, Perzeption und Data Science. Im Rahmen des Forschungs- und Anwendungsschwerpunktes “Zukunft der Gesundheit” wird in den Bereichen maschinelles Lernen in der Medizin, Data Mining & Analyse, Virtual und Augmented Reality, Sensorsysteme in der Robotik sowie sichere Mensch-Roboter Interaktion (MRI), Soft-Robotik Design und Regelung geforscht. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.mirmi.tum.de/.

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