• 18.10.2022
  • Lesezeit: 1 Min.

„100 Voices – One Planet“ beim TUM Sustainability Day

Weltweite Auswirkungen der Klimakrise

Die TUM-Studentinnen Ophelia Wach und Vanessa Zwisele leiten die Hochschulgruppe „100 Voices – One Planet“. In diesem globalen Umweltprojekt sammeln sie die Stimmen von Menschen aus 100 Ländern. In Videos erzählen sie, welche Auswirkungen die Klimakrise auf sie und ihr Leben hat.

Ophelia Wach und Vanessa Zwisele (links) sammeln mit der Hochschulgruppe „100 Voices – One Planet“ die Stimmen von Menschen aus 100 Ländern. Astrid Eckert / TUM
Die TUM-Studentinnen Vanessa Zwisele (links) und Ophelia Wach sammeln "100 voices" von Menschen aus aller Herren Länder.

Menschen aus Ländern wie Brasilien, Kenia oder Frankreich schicken Ihnen kurze Videos für Ihr Projekt. Worum geht es bei „100 Voices – One Planet“?

Ophelia Wach: Wir wollen die verschiedenen Stimmen, die wir aus der ganzen Welt bekommen, in ein Video zusammenschneiden. Letztendlich werden das 16 bis 17 Minuten sein. Es geht darum, mit den einzelnen Stimmen eine fortlaufende Geschichte zu erzählen und den Zuschauer:innen zu zeigen, was diesen Menschen wichtig ist in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Eine will zum Beispiel Mangrovenwälder in Vanuatu pflanzen – eine andere fordert, dass die Jugend mehr in die Politik miteinbezogen wird. Diese Handlungsaufrufe können einen schönen Bogen spannen.

Was wollen Sie von den Leuten wissen, sobald ein Kontakt zustande gekommen ist?

Vanessa Zwisele: Wir versuchen, das Mitmachen so einfach und verständlich wie möglich zu gestalten. Deshalb haben wir uns bewusst auf eine Frage an alle 100 Länder geeinigt: „Wie beeinflusst der Klimawandel dich und dein Umfeld?“ Dazu sollen uns die Teilnehmenden ein 30-sekündiges Video zurückschicken.

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Mehr Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie unter www.tum.de/datenschutz.

Hat Angst, in ihrem Schlafzimmer zu ertrinken: Aktivistin Mitzi (23) von den Philippinen ist eine von "100 Voices" aus der ganzen Welt.

Und wie funktioniert das sprachlich?

Vanessa Zwisele: Die Leute sollen in der Sprache sprechen, in der sie sich am wohlsten fühlen. Also wir machen keine Vorgaben. Es gibt Menschen, die fühlen sich wohler mit Englisch, weil sie das Gefühl haben, sie werden dann besser gehört. Aber es gibt auch Teilnehmende, die sprechen Malagasy oder Filipino. Und ich muss das transkribieren. Mit Hilfe aus unserem Team und dem weiteren Netzwerk funktioniert das aber. Idealerweise lassen wir die Videos immer von zwei Leuten übersetzen, damit sprachlich nichts verloren geht. Und meist schicken uns die Teilnehmenden sogar selbst eine Übersetzung mit.

Sie beide schreiben gerade Ihre Abschlussarbeit im Master „Politics and Technology“ an der TUM. Wie wuppen Sie diese Doppelbelastung?

Ophelia Wach: Um das zu erklären, muss ich zu den Anfängen unseres Projekts zurückgehen. Begonnen hat alles im ersten Corona-Semester, dem Sommersemester 2020, im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der TUM. Heute sind wir eine akkreditierte Hochschulgruppe, worauf wir echt stolz sind. Auch wenn alle Teammitglieder immer viel zu tun hatten, haben wir gemerkt, dass uns das Projekt unglaublich viel Antrieb gibt und uns auch viel zurückgibt. Normalerweise ist ein Kurs zum Semesterende vorbei. Damit endet vieles, was man in der Uni lernt und mitnimmt, früh. Das ist schade.

Vanessa Zwisele: Wir sind so glücklich, dass wir „100 Voices – One Planet“ weitergeführt haben. Auch nach dem Ende des ursprünglichen Kurses. Immer wenn wir uns alle sehen, tauschen wir uns über das Projekt aus. Unser praktisches Engagement bringt uns die Theorie aus der Uni viel näher. Wir finden: Wenn man über die Klimakrise spricht, sollten immer noch die Menschen mit ihren einzelnen Schicksalen im Mittelpunkt stehen.

Ophelia Wach: Besonders war damals, dass der Uni-Kurs kein normales Seminar mit Hausarbeit und Referaten war. Stattdessen sollten wir ein Projekt gründen, eine Initiative formen – also, im Sinn des Kurstitels „Civil Society and Technological Change“, selbst zivilgesellschaftlich aktiv werden. Rückblickend muss man sich bewusst machen: Damals im Frühling 2020 waren Präsenzveranstaltungen nicht möglich. Deshalb war unser Anspruch an das Projekt immer, dass es den Klimawandel zu jeder Zeit hörbar und sichtbar machen soll. Und das eben vor allem im Digitalen.

Wie finden Sie Menschen, die bei Ihrem Video mitmachen wollen? Wie funktioniert die Kontaktaufnahme?

Ophelia Wach: Wir sind auf allen Kontinenten unterwegs. Von Nepal bis in die Philippinen, über Argentinien bis nach Europa. Bei der Recherche gehen wir anfangs immer über persönliche Kontakte, die Leute kennen in Ländern, in denen wir gerade jemanden suchen. Funktioniert das nicht, versuchen wir mithilfe von örtlichen NGOs und Netzwerken Leute zu finden. Bei der Auswahl von entsprechenden Ländern beziehen wir uns auf den Germanwatch „Global Climate Risk Index“, der das jeweilige Risiko für Klimaschäden in einem Land angibt über die vergangenen 20 Jahre. Aktuell fehlen uns noch gut 20 Stimmen bis zum Ziel 100. Da sind sehr abgelegene Staaten wie Mikronesien dabei. Und aus irgendeinem Grund auch die Niederlande.

Erklären Sie bitte an einem Beispiel.

Ophelia Wach: Unser Kontakt in Indien etwa läuft auf einen unserer Kommilitonen zurück. Der hatte am Anfang des Projekts 2020 einfach seine Großmutter gefragt. Und sie hat gerne mitgemacht. Das war echt spannend, da wir so die Sichtweise einer anderen Generation bekommen haben. Eine Stimme hat mich besonders beeindruckt. Eine 23-jährige Frau von den Philippinen erzählt, wie sie Angst hat, in ihrem Schlafzimmer zu ertrinken. Weil es bei ihr so häufig Überschwemmungen und Unwetter gibt, vom steigenden Meeresspiegel mal abgesehen.

Vanessa Zwisele: Auf mich hat das Video aus Paraguay einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Eigentlich hatten wir Kontakt zu einer Anwältin für Umweltrecht aufgebaut. Doch die sagte dann, dass ihre Tochter gerne das Video machen würde. Und schließlich saß die fünfjährige Elenor vor der Kamera und hielt ein Pappschild in die Höhe. Darauf stand: „El futuro es hoy“. Die Zukunft ist heute.

Weitere Informationen und Links
  • Die Studierenden von „100 Voices – One Planet“ kommen aus Chile, Kolumbien, Südkorea oder Pakistan. Dieses internationale Profil macht sich das Team zunutze, wenn es ums Netzwerken und das Finden von Gesprächspartnern geht.  
  • Die Hochschulgruppe trifft sich ein- bis zweimal im Monat in Person sowie wöchentlich digital – und freut sich über neue Mitglieder. Dafür kann man/frau sich einfach per Mail via 100voices.oneplanetspam prevention@gmail.com oder via Social Media melden.
  • Auf der Webseite von „100 Voices – One Planet“ gibt es eine interaktive Weltkarte mit den bereits veröffentlichten Videos.
  • Am 27. Oktober 2022 wird sich die Gruppe beim ersten Sustainability Day der TUM vorstellen.

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