• 13.10.2022
  • Lesezeit: 3 Min.

Prof. Klaus Diepold über Improvisation, Kreativität und Künstliche Intelligenz

„Ist es schon Kunst, wenn KI ganz tolle Bilder macht?“

Am 23. Oktober 2022 findet im Theodor-Fischer-Hörsaal der Impro-Theater-Abend „Improvisation und Computer“ statt. Für Mitarbeitende und Studierende der TUM ist der Eintritt frei. Auf der Bühne steht neben den Mitgliedern des Fastfood Theaters auch Klaus Diepold, Professor für Datenverarbeitung. Im Interview spricht er darüber, ob Künstliche Intelligenz (KI) kreativ sein kann und wie Improvisation mit Ingenieurwissenschaften zusammenhängt.

Prof. Klaus Diepold Astrid Eckert / TUM
Klaus Diepold ist Professor für Datenverarbeitung und beschäftigt sich mit dem Thema Computer und Kreativität. In einem seiner Seminare ist ein Impro-theater-Workshop verpflichtend. Im Interview spricht er über den Zusammenhänge zwischen diesen scheinbar widersprüchlichen Themen und seinen Auftritt bei einer Impro-Theater-Veranstaltung zum Thema Künstliche Intelligenz.

Prof. Diepold, am 23. Oktober stehen Sie als Wissenschaftler bei einem Improtheater-Abend auf der Bühne. Was erwarten Sie sich davon?

Ich hoffe, dass wir durch die Interaktion auf der Bühne eine Interaktion mit dem Publikum in Gang setzen können. KI löst sehr gegensätzliche Reaktionen aus - Menschen sind entweder begeistert oder haben Angst vor den Auswirkungen dieser Technologie. Ich würde mich freuen, wenn wir auf diesem Wege einen Austausch zum Thema Künstliche Intelligenz erreichen können.

Eines der Themen wird die Rolle von Improvisation und Kreativität für Künstliche Intelligenz sein - ist das nicht ein Widerspruch in sich?

Die Frage, ob Computer kreativ sein können lässt sich gar nicht so pauschal beantworten. Wenn wir uns zum Beispiel explorative Kreativität angucken, können Computer durchaus erstaunliche Ergebnisse erzeugen und den Menschen bei kreativen Aufgaben unterstützen.

Was verstehen Sie unter explorativer Kreativität?

Explorative Kreativität bedeutet, Werke innerhalb bestehender Regeln zu erstellen - also gewissermaßen ein fest abgestecktes Gebiet zu „erkunden“. Ein Beispiel sind die Fugen von Johann Sebastian Bach, die festen mathematischen Regeln folgen. Ein Computer kann im Rahmen solcher Regeln alle Optionen durchprobieren und zu beeindruckenden Ergebnissen kommen. Aber alles was darüber hinausgeht – das „Thinking Outside the Box“ – da tun sich Rechner schwer. Man kann sich das vielleicht so vergegenwärtigen: KI kann den Menschen in Spielen wie Schach und Go schlagen, aber sie kann nicht spontan schummeln.

Aktuell passiert viel im Bereich computergenerierte Bilder. Anhand eines Text-Prompts erstellen Programme wie DALL-E 2 oder Stable Diffusion beeindruckende Bilder. Ist das noch bloße explorative Kreativität?

Das ist in jedem Fall eine interessante Entwicklung. Es kann auch gut sein, dass sich Kunst dadurch verändert - Kunst hängt ja immer mit den verfügbaren Technologien zusammen. Aber hier sind wir wieder bei den eingangs erwähnten Reaktionen auf KI - der Euphorie und der Furcht. Man sollte immer einen Realitätsabgleich machen: Wo stehen wir wirklich und ist es schon Kunst, wenn KI ganz tolle Bilder macht? Kunst existiert im sozialen Raum, etwas, bei dem Menschen kommunizieren und gemeinsam beschließen, was Kunst ist.

Könnte ein Algorithmus nicht so programmiert werden, dass Menschen zu dem Schluss kommen, dass alle von ihm erzeugte Bilder oder Musikstücke Kunst sind?

Eine Art Kunst-Turing-Test? Ja, in Zukunft vielleicht. Aber reicht es tatsächlich aus, uns etwas vorzumachen oder gehört da doch mehr dazu? Die Fachwelt ist sich inzwischen auch einig, dass der klassische Turing-Test kein echter Test für Intelligenz ist.

Nochmal zurück zum Impro-Theater: Sie beschäftigen sich schon länger mit dem Thema. In Ihrem Seminar „Komputer und Creativität“ ist ein Improtheater-Workshop sogar verpflichtend für die Teilnehmenden. Warum?

Um herauszufinden, ob Computer kreativ ein können, müssen die Studierenden erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, was Kreativität beim Menschen ausmacht. Improtheater ist dafür ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, für das man keine weiteren Voraussetzungen braucht. Dazu kommt, dass Improvisation ein wichtiger Teil des Ingenieurberufs ist - auch im Beruf muss man immer wieder improvisieren und vor allem kommunizieren.

Werden Sie selbst nervös sein, bevor Sie am 23.10. auf die Bühne gehen?

Nervös nicht, nein. Angespannt, ja. Aber das ist Bestandteil des Impro-Konzepts, dass man mit der eigenen Anspannung arbeitet. Das macht auch einen Teil des Spaßes aus und das Team vom Fastfood Theater sind echte Profis. Das wird sicher ein schöner und auch lustiger Abend.

 

Weitere Informationen und Links

Sonntag, 23. Oktober 2022
17 Uhr Entree-Salon | 18 Uhr Show | 19.30 Uhr Après-Salon

Theodor-Fischer-Hörsaal (HS 0360)
Technische Universität München
Arcisstr. 21
80333 München

Eingang Ecke Luisen- und Gabelsbergerstraße, beim goldenen Engel)
Eintritt frei für Studierende und Mitarbeitende der TUM, Nachweis wird am Einlass kontrolliert

Vorverkauf 32 €, ermäßigt: 25 €*, Abendkasse 36 € (* Ermäßigung für Studierende, Auszubildende und Schüler:innen. Der Nachweis zur Ermäßigungsberechtigung wird beim Einlass kontrolliert.)

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