• 18.7.2014

Sabrina Czechofsky in Südostasien:

Handy verloren? Ein Glücksfall!

Fünf Wochen lang war unsere Reporterin Sabrina Czechofsky in Südostasien unterwegs. Ganz am Anfang des Trips passierte der Super-Gau: Ihr Handy ging verloren. Was sich als Glücksfall entpuppen sollte:

Sabrina Czechofsky in Luang Prabang in Laos
Happy ohne Handy: Sabrina Czechofsky war fünf Wochen ohne Mobilteil in Asien. Hier strahlt sie in Luang Prabang in Laos (Foto: S. Czechofsky)

Ich war keine Woche unterwegs, da passierte es: mitten in der Mega-Metropole Bangkok verlor ich mein Smartphone. Abends auf dem Heimweg im Taxi schickte ich mal wieder Bilder um die halbe Welt. Ich muss es wohl kurz neben mich auf den Sitz gelegt haben, um zu bezahlen. Dann stieg ich aus. Und erst als das Taxi bereits hinter der nächsten Straßenkreuzung verschwunden war, bemerkte ich es.

Schon zu Hause beim Packen zwischen Bergen von Kleidern und Schuhen hatte ich es in der Hand gehalten. „Ob es eine gute Idee ist, das teure Ding mitzunehmen?“, habe ich mir gedacht. Schließlich hatte dann die Vorfreude über die Vernunft gesiegt. Ich wollte unbedingt alle Daheimgebliebenen mit Bildern und Erzählungen in Echtzeit an meinem Abenteuer teilhaben lassen. Das hatte ich jetzt davon.

"Leute, macht euch keine Sorgen."

Mein Ärger über mich selbst war grenzenlos. Den ganzen Abend fühlte ich mich schlecht. Ich versuchte verzweifelt meine Nummer anzurufen. Eine Stunde später war das Handy aus. Langsam dämmerte mir, dass die Chance auf ein Wiedersehen gering war. Über Facebook informierte ich Familie und Freunde: „Leute, macht euch keine Sorgen... Ich bin nur noch über Facebook erreichbar.“

Die nächsten Tage fühlte ich mich nackt. Als würde ein Teil von mir fehlen. Abgeschnitten von der Außenwelt. Ich lief durch Bangkok und griff ständig in die Tasche nach dem Handy. Ich bildete mir auch gelegentlich ein, ich würde es klingeln hören.

Handy hatte mich im Griff gehabt

Im Nachhinein kann ich nicht mehr genau sagen, wann ich mich daran gewöhnt hatte. So ganz ohne Handy. Auf einmal war es einfach normal, irgendwie gar nicht mehr schlimm. Ich reiste mit Flugzeug, Schiff, Bus und Bahn quer durch Südostasien, lernte nette Leute kennen, bestieg Vulkane, besuchte Tempel und genoss das Leben in vollen Zügen. Der Urlaub war unbeschreiblich schön.

Nicht trotzdem, sondern auch deshalb! Erst als die mobile Verbindung gekappt war, konnte ich richtig entspannen. Kein Facebook mehr. Kein Whatsapp und keine Sueddeutsche. Keine Emails mehr und keine Nachrichten aus aller Welt. Nur ich.

Ich dachte immer, ich sei nicht abhängig, schon gar nicht süchtig nach einem toten Gegenstand. Andere vielleicht. Aber ich bestimmt nicht. Nachdem ich keins mehr hatte, stellte ich fest: Nicht ich hatte das Handy im Griff. Das Handy hatte mich im Griff gehabt. Und zwar fest. Egal wann und wo - ich war vorher immer erreichbar gewesen. Ich hatte regelmäßig meine Emails kontrolliert und sofort auf eingegangene Nachrichten geantwortet. Ich wäre ohne das Ding nicht mal zum Bäcker gegangen.

So muss Freiheit sein

Nach meiner Rückkehr blieb ich handylos. Den Busfahrplan las ich am Aushang an der Bushaltestelle. Unterwegs hatte ich wieder ein Buch zur Unterhaltung dabei. Und Verabredungen besprach ich zu Hause am Telefon. Es war toll. Ich verpasste nichts und musste nicht mehr ständig erreichbar sein. Ich konzentrierte mich wieder ganz auf das Wesentliche. So muss Freiheit sein.

Jetzt habe ich mir nach langem Überlegen ein neues Smartphone gekauft. Doch die handyfreie Zeit ist nicht spurlos an mir vorübergegangen. Ich schalte das neue Handy oft aus und unterwegs bleibt es in der Tasche. Und eines ist sowieso sicher – im nächsten Urlaub bleibt das Smartphone gleich daheim in München!

Sabrina Czechofsky, 23, kommt aus Augsburg und wohnt seit drei Jahren in München. Ihr letzter Urlaub führte sie nach Südostasien. Dort reiste sie fünf Wochen lang durch Thailand, Indonesien, Laos und Myanmar. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, studiert sie im 6. Semester Jura an der LMU und absolviert nebenbei eine journalistische Ausbildung am Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) in München. Seit Dezember 2013 arbeitet sie für die TUMstudinews als freie Mitarbeiterin.

Technische Universität München

Corporate Communications Center

HSTS