Medizinstudent Leonard Schmitt war bei der Lindauer Nobelpreisträger-Tagung
Anschub für die Langstrecke
Herr Schmitt, ist heute Vormittag der „Lindau-Spirit“ mitgelaufen?
(Lacht.) Das Motto von Lindau ist ja „Educate. Inspire. Connect“. Und das Inspirierende und Verbindende ist auch in der Laufcommunity sehr präsent. Wenn jemand langsamer wird oder auch stoppt, dann muntern die, die vorbeilaufen, auf: „Weiter so.“, „Du schaffst das.“ Das ist sehr ermutigend und positiv, wie auch in Lindau.
Was waren denn Ihre Erwartungen an Lindau?
Ich hatte weniger wissenschaftliche Erwartungen, es war so ein breites Feld, das in Lindau vertreten war. Ich bin sehr gerne mit Menschen aus anderen Kulturen in Kontakt. Ich wollte Kontakte knüpfen und menschlich Inspiration von den Nobelpreisträger:innen bekommen, ihren persönlichen Weg erfahren. Meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen.
Lindau bietet viele verschiedene Austauschformate, etwa „Life Lectures“ oder „Science Walks“. Fand dieser persönliche Austausch vor allem hier statt?
Eigentlich überall. Es gab noch die Agora Talks, die Laureate Lunches, einen Grillabend. Einmal habe ich auf dem Weg zur Toilette einen Nobelpreisträger getroffen, bin mit ihm ins Gespräch gekommen und noch mit ihm zehn Minuten spontan in irgendeine Richtung gelaufen.
Verraten Sie uns doch eine konkrete Begegnung.
Ich hatte meinen Science Walk mit Michael W. Young. Er hat 2017 den Nobelpreis für die Beschreibung der circadianen Rhythmen, also der inneren Uhr von Zellen, erhalten. Ich hatte mir vorab extra den Wecker gestellt, um mich rechtzeitig dafür anmelden zu können. Wir sind anderthalb Stunden zu zehnt um Lindau gelaufen und konnten fachlich und persönlich fragen. Und zu hören, wie extrem dieser Anruf, die Nachricht vom Nobelpreis, das Leben verändert, dass man auf einmal berühmt ist, zum Idol wird. Das war sehr spannend.
Sie forschen zu Helicobacter pylori, einem Bakterium im Magen, das mit anderen Bakterien interagiert und zu Krebs führt. Was haben Sie für Ihre Arbeit mitgenommen?
Wissenschaftlich hat mich am meisten inspiriert, dass in den wenigsten Fällen der eigene Weg Richtung Karriere, Erfolg gerade läuft. Dass es immer über Hürden geht, um viel Frustration, Momente des Scheiterns. Und was sich anfühlt wie Scheitern, ist vielleicht nur ein Baustein zum Weg zum Ziel: Wenn man konsistent bleibt, seine Augen offen hält, macht man vielleicht gerade dann die spannendste Entdeckung, die man gar nicht gesucht hat. Wie beim Laufen ist es meistens ein harter Weg und am Ziel hört man auch nicht auf, zu trainieren und zu forschen.
Und was haben Sie persönlich mitgenommen?
Ganz viele Kontakte und Freundschaften. Was mich noch inspiriert hat, sowohl bei den jungen Wissenschaftler-innen als auch den Nobelpreisträger_innen, war ihr Engagement über die Wissenschaft hinaus. Dass sie ihr Wissen nicht nur für die Forschung einsetzen, sondern auch, um politisch und gesellschaftlich einen Wandel zu bewirken. Zum Beispiel Frances Arnold aus den USA. Sie ist Biochemikerin, Professorin, forscht und ist noch in einem wissenschaftlichen Beirat für Präsident Biden.
Es geht traditionell in Lindau auch um gesellschaftliche Themen. Zum Thema „Klimawandel und Gesundheit“waren Sie mit auf dem Podium.
Ich engagiere mich unter anderem für Klimaschutz und Prävention in der Medizin und war mit zwei anderen jungen Wissenschaftlerinnen eingeladen, die Sicht der jungen Generation zu schildern. Dort ging es auch um Klimagerechtigkeit. Eine junge Wissenschaftlerin kam aus Indonesien. Und diese riesige Inselgruppe sieht wirklich unmittelbar alle Folgen des Klimawandels: Überschwemmungen, die tropischen Stürme, Dürre und einen Anstieg bei den Infektionserkrankungen, weil die Erreger länger überleben. Da wurde die Lage außerhalb meiner eigenen „bubble“, außerhalb Deutschlands, generell außerhalb des globalen Nordens sehr konkret.
Was sind Ihre Pläne nach dem Abschluss Ihrer Doktorarbeit?
Ich weiß noch nicht, ob ich in die Klinik gehen will oder Hausarzt werde. Ich kann mir auch vorstellen, im Bereich Klimawandel und Gesundheit zu forschen. In Lindau habe ich zwei Leute getroffen, die auch aus einer anderen Richtung kommen und Ähnliches vorhaben. Ich überlege gerade, ob ich noch einen Master in „Global Health“ mache.
- Die Lindau Laureate Meetings gibt es bereits seit 1951.
- Dieses Jahr kamen die Teilnehmenden aus den Bereichen Physiologie und Medizin.
- Leonard Schmitt studiert im 10. Semester Medizin an der TUM.
- Seit 2020 ist er Stipendiat der TUM: Junge Akademie, aktuell betreut Leonard als Tutor das Team Healthy Habits der #class23.
- Leonard Schmitt hat die Nobelpreisträger:innen als „extrem nahbar“ erlebt. „Man kennt die Namen und denkt nie, dass diese Personen einmal wirklich mit einem sprechen könnten.“ Er könne sich kein besseres Format für einen intensiven Austausch zwischen den Generationen vorstellen.
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