• 25.10.2018

Neues Ausbildungsprogramm der TUM bekämpft Landärztemangel

Medizin: Schon im Studium aufs Land

Ärztenachwuchs für ländliche Gebiete ist schwer zu finden. Ein neues Ausbildungsprogramm der Technischen Universität München (TUM) will Medizinstudierende frühzeitig für die Allgemeinmedizin gewinnen und so dem Landärztemangel entgegenwirken. Es beinhaltet Förderstipendien, kostenlosen Wohnraum sowie engen Kontakt zu Hausarztpraxen und Krankenhäusern in den beteiligten Regionen. Der Förderscheck des bayerischen Gesundheitsministeriums über rund 3,5 Millionen Euro wurde am 25. Oktober in München an die Vertreter der TUM und die beteiligten drei Modellregionen Dillingen an der Donau, Eichstätt/Kösching und Mühldorf am Inn übergeben.

Die Übergabe des Förderchecks bei der BeLA-Auftaktveranstaltung: Prof. Dr. Pascal Berberat (Direktor des TUM Medical Education Center), Ministerialdirigentin Gabriele Hörl, Prof. Dr. Antonius Schneider (TUM, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung) und Prof. Dr. Peter Henningsen (Dekan der Medizinischen Fakultät der TUM). (Bild: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege)
Die Übergabe des Förderchecks bei der BeLA-Auftaktveranstaltung: Prof. Dr. Pascal Berberat (Direktor des TUM Medical Education Center), Ministerialdirigentin Gabriele Hörl, Prof. Dr. Antonius Schneider (TUM, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung) und Prof. Dr. Peter Henningsen (Dekan der Medizinischen Fakultät der TUM). (Bild: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege)

Trotz vieler freier Stellen und günstigen Wohnraums entscheiden sich wenige angehende Ärztinnen und Ärzte für die Allgemeinmedizin und später für die Tätigkeit als Hausarzt auf dem Land. Das vom bayerischen Gesundheitsministerium geförderte neue Forschungs- und Lehrprojekt „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“(BeLA) möchte schon früh interessierte Studierende an die Allgemeinmedizin heranführen. Es ist im Wintersemester 2018 / 2019 in Lehrkrankenhäusern und -praxen der Medizinischen Fakultät der TUM in den beteiligten Regionen gestartet.

Nordbayern wird Teil des Programms

Gesundheitsministerin Melanie Huml, die aufgrund der Koalitionsverhandlungen in München nicht persönlich anwesend sein konnte, betonte anlässlich der Veranstaltung: „Mein Ziel ist, noch mehr junge Mediziner für die Arbeit auf dem Land zu gewinnen. Mit 'BeLA' unterstützen wir insgesamt sieben Modellregionen – drei in Südbayern und vier im Norden des Freistaats – mit rund 5,8 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren. Damit wollen wir für junge Mediziner eine Brücke bauen für ihren Weg aus der Universität in die Landarztpraxis."

Das BeLA-Projekt der TUM und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) war im Juli 2018 zunächst an den südbayerischen Standorten Mühldorf am Inn und Eichstätt/Kösching gestartet. Am Standort Dillingen führt BeLA das vom bayerischen Gesundheitsministerium bereits geförderte erfolgreiche Ausbildungskonzept "AKADemie Dillingen" fort. In Nordbayern läuft es seit ersten Oktober in den Modellregionen Forchheim/Ebermannstadt, Kulmbach/Stadtsteinach, Weißenburg/Gunzenhausen und Scheßlitz/Burgebrach.

Die Ministerin hob hervor: "Das Programm zeichnet sich durch eine intensive Betreuung der Medizinstudierenden in den Lehrkrankenhäusern und Hausarztpraxen aus sowie durch zusätzliche Angebote zur Einbindung in die Region wie etwa Wohnungsangebote, Projektarbeit oder Notdienstwochenenden, praxisnahe zusätzliche Ausbildungsinhalte und eine intensive Betreuung durch Mentoren. Ziel ist es, den angehenden Ärzten während des gesamten Studiums eine enge Beziehung zum Fach Allgemeinmedizin und zu ländlichen Regionen zu vermitteln."

Gute Ausbildung mit Kost und Logis

Studierende erhalten bei BeLA ab dem ersten klinischen Semester ein begleitendes Programm mit Seminaren und Mentoring in der Allgemeinmedizin. Zudem bekommen sie Praktikumsstellen, Blockpraktika und das Praktische Jahr in den teilnehmenden Krankenhäusern und Hausarztpraxen angeboten. Kostenlose Unterkunft und die Verpflegung sind inklusive. Die Studierenden erhalten zudem Förderstipendien von monatlich 600 Euro, wenn sie sich dazu verpflichten, nach Abschluss des Studiums ihre Facharztweiterbildung für Allgemeinmedizin in der Region zu absolvieren.

Johannes Rödig hat sich bereits für das Programm angemeldet. Er studiert in Würzburg Medizin und will gerne zurück in die Nähe seiner Heimat, dem Landkreis Traunstein, um dort als Hausarzt zu arbeiten. Bei seiner Bewerbung für das Praktische Jahr (PJ) im Nachbarlandkreis Mühldorf, erfuhr er von der Beteiligung des Klinikums Mühldorf an BeLA. „Für mich passt das Programm perfekt. Ich kann schon im PJ Kontakte zur Klinik und künftigen Kollegen in Hausarztpraxen knüpfen und werde finanziell unterstützt. Der Einstieg in den Berufsalltag nach dem Studium fällt somit sehr viel leichter.“, sagt er.

Vorprojekt erfolgreich abgeschlossen

BeLA baut auf einem bereits existierenden TUM-Förderprojekt auf: die AKADemie Dillingen, das kleiner aber sehr erfolgreich war. Von 14 Teilnehmern haben sich fünf für die Allgemeinmedizin in Dillingen entschieden, einer blieb als Chirurg und vier weitere wählten als Fachrichtung ebenfalls die Allgemeinmedizin, arbeiten aber in der Stadt.

„Die Studierenden lernen Land und Leute kennen, erfahren eine engagierte medizindidaktische Betreuung durch die Klinik- und Hausärzte und erleben die ganze Breite der medizinischen Versorgung. Das Programm ist sehr flexibel und die Studierenden werden über einen langen Zeitraum betreut - das sind seine Stärken.“, erklärt Prof. Antonius Schneider, Inhaber des ersten bayerischen Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der TUM und Organisator des Programms, das er gemeinsam mit Prof. Pascal Berberat vom Lehrstuhl für Medizindidaktik der TUM entwickelt hat. 

 

Mehr Informationen

Kontakt

Prof. Antonius Schneider
Technische Universität München
Lehrstuhl für Allgemeinmedizin
Tel: +49 (0)89 6146589-11
antonius.schneiderspam prevention@tum.de

Johannes Rödig (steht ab 8. November für Interviews bereit und würde sich auch längerfristig filmisch begleiten lassen)
joroedigspam prevention@googlemail.com

Technische Universität München

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