• 15.12.2015

App „Integreat“ für Flüchtlinge:

Schnelle Hilfe für die Menschen

TUM-Student Martin Schrimpf entwickelte zusammen mit Kommilitonen die <link http://integreat-app.de/>App „Integreat“</link>. Das Portal soll für Flüchtlinge lokale Aktivitäten und Angebote bündeln. Ende November ging die App in Augsburg zum ersten Mal online. Im Interview erzählt Schrimpf von der Idee einer digitalen Integration.

App „Integreat“ für Flüchtlinge in Deutschland: TUM-Student Martin Schrimpf hat sie gemeinsam mit Kommilitonen entwickelt. (Foto: Uli Benz)
App „Integreat“ für Flüchtlinge in Deutschland: TUM-Student Martin Schrimpf hat sie gemeinsam mit Kommilitonen entwickelt. (Foto: Uli Benz)

Martin, was genau ist „Integreat“?

Schrimpf: Wir haben an der TUM eine App für Flüchtlinge entwickelt, die von Kommunen individuell gestaltet werden kann. Sie soll Flüchtlingen helfen, sich in ihrer neuen Heimat leichter zurecht zu finden. Die Nutzer finden in vielen Sprachen – neben Englisch und Französisch auch in Farsi und Arabisch - alle für sie wichtigen Informationen ihrer Stadt kompakt gebündelt. Zum Beispiel, welche Ärzte es vor Ort gibt, wo sie Deutsch lernen können oder welche Anlaufstellen ihnen bei bürokratischen Problemen weiterhelfen.

Wie funktioniert Eure App?

Wir haben mit der App ein Grundgerüst entwickelt. Alle interessierten Städte und Landkreise in Deutschland können unsere App kostenlos nutzen und ihre eigenen Inhalte einspeisen. Die Flüchtlinge brauchen dann einmal Internet, um sich die App vom PlayStore auf ihr Smartphone herunterzuladen und können alle Inhalte danach immer offline aufrufen. Augsburg ist die erste Stadt, die das neue Portal seit einigen Wochen nutzt. Aber auch Bad Tölz, Nürnberg, Düsseldorf und andere haben schon Interesse anmeldet.

Wer genau ist an der Entwicklung von Integreat beteiligt?

Die Idee für die Plattform kommt von mehreren TUM-Fakultäten. Wir sind circa ein Dutzent Studierende, die die App entwickelt haben, und bieten der kommunalen Verwaltung die Plattform, ein Netzwerk und das Know-How. Die Datenhoheit, also welche Inhalte konkret in der jeweiligen Stadt eingespeist werden, liegt dann bei der Verwaltung. Aber im Grunde können auch Organisationen wie die Caritas oder in Augsburg „Tür an Tür“ eigene Inhalte hochladen.

Wie kommst Du dazu, Dich ehrenamtlich für Flüchtlinge zu engagieren?

Ich bin überzeugt, dass eine digitale Lösung in der jetzigen Flüchtlingsproblematik wichtig ist. Die Unterkünfte der Flüchtlinge werden immer dezentraler und die Berater können nicht mehr alle Ankommenden ständig mit frischen Infos versorgen. Ein Handy hat fast jeder und da liegt es doch so nahe, die Menschen darüber zu erreichen. Wir verfolgen einen gemeinnützigen Zweck und wollen über das „Welcome“- Modell hinaus zu einer langfristigen Integration der Flüchtlinge in Deutschland beitragen. Die schnelle Hilfe für die Menschen ist mir wichtig. Was ich im Studium gelernt habe, kann ich jetzt einsetzen.

Mit welchen Maßnahmen wollt Ihr die Integration genau erreichen?

Die App soll für den Flüchtling sein Helfer in der Stadt sein. Wir möchten eine Art Stufenmodell kreiieren. Denn je nachdem, wie lange ein Flüchtling schon in Deutschland ist, hat er mit der Zeit andere Bedürfnisse. Ganz neu in Deutschland brauche ich eher eine Check-Liste, welche Behördengänge nötig sind oder wo ich Deutsch lernen kann. Nach mehreren Jahren in Deutschland möchte ich dann eher wissen, wo ich Arbeit finde oder was ich am Wochenende mit meinen Kindern unternehmen kann.

Wohin soll es mit Integreat einmal gehen?

Zunächst möchten wir bald eine gemeinnützige GmbH gründen und zwei Vollzeitstellen schaffen. Dann stehen noch über 100 Punkte auf unserer to-do-Liste, was die App noch alles zusätzlich können sollte, woran wir in nächster Zeit arbeiten werden. Auf lange Sicht soll das Projekt dann einen Community-Ansatz haben, also ein Selbstläufer werden, bei dem sich jeder, der Lust hat, einbringen kann. Wir geben dann nur noch die Richtung vor – vor Ort wächst die App von alleine weiter.

(Interview: Sabrina Czechofsky)

Martin Schrimpf (23) machte zunächst einen Bachelor in Wirtschaftsinformatik. Jetzt studiert er im dritten Master-Semester Software Engineering an der TUM in Garching. Der Elitestudiengang von TUM, LMU und der Uni Augsburg wird vom Elitenetzwerk Bayern gefördert. Ab April wird er für seine Masterarbeit nach Harvard gehen und dort am Kreiman-Lab zu künstlicher Intelligenz forschen. „Was ist Intelligenz?“ – das ist die Frage, die Schrimpf im Kern interessiert.

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